Unternehmen Deutschland muss Getreide importieren
Der Boom der erneuerbaren Energien hat erhebliche Folgen für die deutsche Lebensmittelversorgung. Da immer mehr Bauern Mais für Biogasanlagen anpflanzen, sei Deutschland erstmals seit 25 Jahren auf Getreideeinfuhren angewiesen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Die Erntemenge liegt knapp unter dem Bedarf in Deutschland. Neben der veränderten Strategie der Landwirte hatte auch die schlechte Witterung 2011 erheblichen Einfluss auf den Ernteertrag.
Energiemais bringt höhere Gewinne
Die Bauern setzen zunehmend auf den Anbau von Mais. Denn dieser ist für sie lukrativer, als etwa Weizen oder Roggen. "Wir haben eine zunehmende Verdrängung von Getreide durch Mais für Biogasanlagen", sagte der Agrarstatistiker Georg Keckl der "FAZ". Die Bevölkerung merke gar nicht, wie viel Geld über den Strompreis in die Landwirtschaft geht, so der Experte vom niedersächsischen Landesamt für Statistik.
Keckl erklärte im "Focus", 2011 hätten deutsche Bauern 41,5 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Der Bedarf betrage aber 44 Millionen Tonnen. Grund ist auch ein ausgesprochen niedrige Ernte wegen des schlechten Wetters. Auch 2010 sei die Ernte unterdurchschnittlich gewesen, erklärte der Deutsche Bauernverband. Die Anbauflächen seien kaum gesunken.
Selbstversorgungsgrad fällt unter 100 Prozent
Damit kann sich Deutschland nicht mehr selbst mit Getreide versorgen. So sei das Verhältnis des Verbrauchs zur Herstellung auf 96 Prozent zurückgegangen, erklärte Keckl.
Neben der Produktion von Energiepflanzen für Biogasanlagen, die Strom produzieren, wandert auch ein immer größere Teil der Getreideernte an den Tank. Mehr als sechs Prozent wurden etwa für den Biokraftstoff E10 verarbeitet. Dabei werden Getreide wie Weizen oder Roggen in Bioethanol verwandelt, das dem Benzin zugesetzt wird. Dazu kommt, dass die Anbaufläche immer weiter schrumpfe, da Bauern ihre Felder zum Teil in ökologische Ausgleichsflächen ändern, erklärte Keckl im "Focus". Daneben setzten die Landwirte weniger auf hohen Ertrag, sondern viel mehr auf gesunde Pflanzen.
Mühlen verarbeiten Rekordmenge
Gleichzeitig steigt auch der Verbrauch der deutschen Mühlen. So verarbeiteten die Müller im vergangenen Wirtschaftsjahr so viel Brotgetreide wie nie zuvor: Zwischen Juli 2010 und Juni 2011 waren dies nach aktuellen Zahlen des Verbands Deutscher Mühlen (VDM) acht Millionen Tonnen Getreide. Im Schnitt konsumierten die Bürger in Deutschland 67,8 Kilo an Mehl, Schrot und Vollkornprodukten.