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Mehr als drei Millionen Vollzeitbeschäftigte verdienen unter 2.000 Euro brutto


Große Branchenunterschiede
Mehr als drei Millionen verdienen in Vollzeit unter 2.000 Euro

Von dpa
Aktualisiert am 28.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Eine Reinigungskraft arbeitet in einem Hotel (Symbolbild): Das Reinigungs- und das Gaststättengewerbe gehören zu den Branchen mit den meisten Niedrigverdienern in Vollzeitjobs.Vergrößern des Bildes
Eine Reinigungskraft arbeitet in einem Hotel (Symbolbild): Das Reinigungs- und das Gaststättengewerbe gehören zu den Branchen mit den meisten Niedrigverdienern in Vollzeitjobs. (Quelle: Andrey Popov/Panthermedia/imago-images-bilder)

Reinigungskräfte und Beschäftigte in Hotels und Gaststätten kommen mit ihren Einkommen oft nicht weit. Aber sie stehen mit vergleichsweise geringen Löhnen bei weitem nicht allein da.

Rund 3,38 Millionen Vollzeitbeschäftigte in Deutschland haben im Monat zuletzt weniger als 2.000 Euro brutto verdient. Nach den jüngsten offiziellen Daten Ende 2017 waren das 16 Prozent, wie eine Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der Linken zeigt. Die Abgeordnete Sabine Zimmermann hatte anlässlich des Tages der Arbeit am 1. Mai danach gefragt.

So sieht es in Ost- und Westdeutschland aus

In Westdeutschland kamen 2,32 Millionen Vollzeitbeschäftigte (13,5 Prozent) auf weniger als 2.000 Euro brutto, in Ostdeutschland 1,06 Millionen (27,5 Prozent).

Die höchsten Anteile hatten mit 32,6 Prozent Mecklenburg- Vorpommern und mit 30,2 Prozent Thüringen – die niedrigsten mit 11,4 Prozent Baden-Württemberg und mit 11,5 Prozent Hamburg.

Das verdienen Reinigungskräfte und Angestellte in der Landwirtschaft

Die Branchenunterschiede sind groß. Das zeigt eine weitere Antwort, die das Sozialministerium unabhängig davon auf eine kleine Anfrage des AfD-Abgeordneten René Springer gegeben hat: So bildeten bei den hauptsächlichen Berufsgruppen die Beschäftigten der Reinigungsberufe mit einem mittleren Bruttoeinkommen von 1.861 Euro Ende 2017 das Schlusslicht – gefolgt von den Arbeitnehmern im Tourismus, bei Hotels und Gaststätten mit 1.961 Euro.

Es folgen die Land-, Tier- und Forstwirtschaftsberufe mit 2.154 Euro für die Beschäftigten im Mittel, die Lebensmittelherstellung und -verarbeitung mit 2.165 Euro, die nichtmedizinischen Gesundheits- und Pflegeberufe mit 2.353 Euro und die Berufe im Verkauf mit 2.411 Euro. Am oberen Ende der Skala sind die Angehörigen der Informatik- und IT-Berufe mit im Mittel 4.926 Euro brutto im Monat.

So niedrig sind Löhne für Geringqualifizierte

Geringqualifizierte verdienen dabei deutlich weniger: So verdienten vollzeitbeschäftigte Helfer in Hotels und Gaststätten in Ostdeutschland im Jahr 2017 im Mittel nur 1.610 Euro und dort in Reinigungsberufen nur 1.633 Euro. In Westdeutschland sind zudem Helfer bei Sicherheitsdiensten mit im Mittel 1.768 Euro im unteren Bereich der Skala.

Aber auch ein hohes Anforderungsniveau schützt nicht in allen Branchen vor vergleichsweise niedrigem Einkommen: So kommen in Ostdeutschland Fachkräfte in der Werbung nur auf 1.902 Euro im Mittel und Spezialisten in Gartenbau und Floristik auf 2.201 Euro. Fachkräfte insgesamt verdienen im Mittel im Westen 3.098 Euro und im Osten 2.375 Euro.

"Es ist ein Skandal"

"Viel zu viele Beschäftigte werden mit Niedriglöhnen abgespeist", sagte Zimmermann. So sorgten Inflation und vielerorts explodierende Mieten dafür, dass man mit unter 2.000 Euro brutto nicht mehr weit komme. "Es ist ein Skandal, dass insbesondere der Osten weiterhin so deutlich abgehängt ist", so die Arbeitsmarktexpertin ihrer Fraktion. Von der Bundesregierung forderte Zimmermann unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns von 9,19 Euro auf 12 Euro und die Abschaffung von Leiharbeit.


Zum Tag der Arbeit am 1. Mai tritt die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung traditionell für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne ein. Er wird seit fast 130 Jahren begangen. In Deutschland gab es am 1. Mai 1890 erstmals Massendemonstrationen. Damals wurde der Acht-Stunden-Tag gefordert. In diesem Jahr stellt der Deutsche Gewerkschaftsbund die Kundgebungen unter das Motto: "Europa. Jetzt aber richtig!" Dabei will der DGB auch für Mindestlöhne eintreten, die je nach Lohnniveau der Mitgliedsstaaten vor Armutsrisiko schützen sollen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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