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Deutsche Bank: So wird sich der deutsche Arbeitsmarkt verändern


Meinung
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Deutsche Bank
So wird sich der deutsche Arbeitsmarkt verändern

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 08.07.2019Lesedauer: 3 Min.
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Bis 2022: Die Deutsche Bank will weltweit 18.000 Stellen streichen. (Quelle: reuters)
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18.000 Stellen sollen

Für die Beschäftigten sind das schlechte Nachrichten: Denn Kandidaten für einen freiwilligen Abschied sind knapp. Schon im vergangenen Jahr sind 6.000 Mitarbeiter ausgeschieden, von über 100.000 Beschäftigten des Jahres 2015 sollen zum Jahresende 2019 weniger als 90.000 übrig bleiben. Wer ohnehin aufhören wollte, ist zum Jahresende schon weg. Die anderen müssen eine neue Stelle suchen – in einem Umfeld, das schwierig wird.

Auch andernorts müssen Angestellte gehen

Denn die Deutsche Bank ist nicht der einzige Konzern, der sich von Mitarbeitern trennen will. Minus 6.000 Arbeitsplätze stehen bei Deutschlands Vorzeigeunternehmen BASF in den Plänen. Im Siemens-Konzern sollen 15.000 Jobs wegfallen, bei Lufthansa sind es 4.000. Die Autokonzerne wollen sich von Tausenden Mitarbeitern trennen, ihre Zulieferer ziehen ebenfalls die Reißleine.

Muss man sich Sorgen machen? Die Antwort ist Ja. Das Jobwunder der vergangenen Jahre ist vorbei. Wer jetzt arbeitslos wird, wird nicht mehr so leicht wie in den vergangenen Jahren zu einem neuen Job finden. Das gilt selbst für die gut ausgebildeten Angestellten der Deutschen Bank.

Was den Arbeitsmarkt entlastet

Immerhin: Ein paar Punkte sprechen dafür, dass es nicht ganz so schlimm kommen muss wie nach früheren Flauten. Der Arbeitsmarkt steht trotz der angekündigten Entlassungswelle gut da, es gibt immer noch fast 800.000 offene Stellen. Außerdem gehen viele Ältere in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Das Angebot an Arbeitskräften sinkt also, das entlastet den Arbeitsmarkt. Und: Wenn sich die Marktbedingungen ändern, werden heute benachteiligte Firmen – sehr kleine Unternehmen, Arbeitgeber in entlegenen Gebieten oder schwierigen Branchen, Chefs, die nicht sehr viel bezahlen können – wieder eine Chance haben.

Doch darüber hinaus sind die Zeichen nicht so gut: Konjunkturelle und strukturelle Probleme kommen in diesem Sommer zusammen.

Nicht nur bei der Deutschen Bank. Schon seit Jahresanfang macht die Industrieproduktion schlapp. Der Brexit und die Handelsauseinandersetzungen zwischen den USA auf der einen und China und Europa auf der anderen Seite hinterlassen tiefe Spuren in den Auftragsbüchern. Nicht einmal zwei Millionen Autos wurden im ersten Halbjahr 2019 ins Ausland verkauft – 15 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Um fast zehn Prozent gingen auch die Auslandsbestellungen bei den deutschen Maschinenbauern zurück. Dazu kommt: Der jetzt sichtbare Stellenabbau ist im Wesentlichen nur der von Aktiengesellschaften und Großunternehmen.

Wie viele Arbeitsplätze in den kommenden Monaten in mittleren, kleinen und Kleinstbetrieben wegfallen werden, weiß noch niemand. Längst nicht jeder wird schnell einen neuen Arbeitgeber finden, viele werden Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Sie werden zum Beispiel umziehen, eine Arbeitsstelle mit weniger Lohn akzeptieren oder längeres Pendeln einkalkulieren müssen.

Die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft

Schlimmer aber als die konjunkturellen sind die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft, die nach und nach sichtbar werden. Die Deutsche Bank leidet nicht nur an hausgemachten Fehlern oder den Folgen der Finanzkrise. Sie leidet an der Digitalisierung. Immer mehr Finanzdienstleistungen brauchen keinen Menschen mehr, der sie erbringt. Algorithmen sind die besseren Aktienhändler, die schnelleren Privatkundenbetreuer, die exakteren Aktenbearbeiter.

In den Zwillingstürmen der Deutschen Bank in Frankfurt schielt man besorgt nach Berlin oder ins Silicon Valley: Wird Facebooks geplante Digitalwährung Libra dem Geldhaus gefährlich? Sind Fintecs für die Kunden besser als das Traditionshaus Deutsche Bank?

Schwacher Trost: In der Pflegebranche werden Beschäftigte gesucht

Besonders betroffen werden Angestellte mit mittlerer Qualifikation sein, die Routinetätigkeiten erledigen. Für die Entlassenen wird es ein schwacher Trost sein, dass in der Pflegebranche oder im Handwerk auch im Abschwung noch dringend nach neuen Beschäftigten gesucht wird. Ihre Lebensentscheidung war das Bankwesen – eine schlechter bezahlte Arbeit in einer anderen Branche werden viele von ihnen zumindest am Anfang als Zumutung empfinden.

Auch wenn die deutschen Wirtschaftsforscher zuversichtlich sind, was die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarktes betrifft: Auf viele Einzelne kommen in den nächsten Monaten und Jahren schwere Entscheidungen zu. Qualifikation und Weiterbildung helfen nicht jedem. Nicht alle werden sich mit der neuen Stelle anfreunden. Nicht alle werden zufrieden sein.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Ihr neuestes Buch heißt: "Regierung ohne Volk. Warum unser politisches System nicht mehr funktioniert."

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