Betrug mit Krankengeld 30 Krankenkassen im großen Stil abgezockt
Mit falschen Anträgen auf Krankengeld sollen bundesweit mehr als 30 Krankenkassen abgezockt worden sein. Der Schaden liegt laut "NDR aktuell" bei fast einer Million Euro. Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat demnach Ermittlungen gegen rund 20 Beschuldigte aufgenommen. Die Arbeitgeber sollen von den Mauscheleien nichts gewusst haben.
Die Verdächtigen sollen bei den Kassen manipulierte Anträge für angeblich kranke Arbeitnehmer eingereicht haben, die in Wahrheit kerngesund waren.
Anklage möglicherweise noch 2014
Der Schaden könne weiter steigen, "weil die Fälle noch nicht ausermittelt sind", sagte Staatsanwältin Dorothea Röhl dem Sender. Voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres wird demnach Anklage erhoben werden.
Verdacht auf gewerbsmäßigen Betrug
Die Untersuchungen gegen die Verdächtigen wegen gewerbsmäßigen Betruges mit Lohnersatzleistungen liefen bereits seit 2012, sagte die für Wirtschaftsstrafsachen zuständige Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, Wenke Haker-Alm.
Die Staatsanwaltschaft Lübeck (Schleswig-Holstein) sei zuständig, weil mindestens einer der mutmaßlichen Betrüger seinen Wohn- beziehungsweise Firmensitz in dem Bereich habe, sagte Haker-Alm. Nähere Angaben machte sie nicht, da die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien.
Gesetz soll kleine Firmen entlasten
Hintergrund des Ganzen ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft das 2006 in Kraft getretene Aufwendungsausgleichsgesetz, das kleine Betriebe von Krankheitskosten ihrer Beschäftigten entlasten soll.
Danach können sich Unternehmen mit weniger als 30 Beschäftigten bei einer Erkrankung eines Arbeitnehmers bis zu 80 Prozent des Lohns und der Sozialversicherungsbeiträge von dessen Krankenkasse erstatten lassen.
Diese Regelung sollen die Beschuldigten - darunter den Angaben zufolge auch ein ehemaliger Mitarbeiter der Techniker Krankenkasse (TK) - ausgenutzt haben. Sie hätten bei den Kassen fingierte Anträge gestellt, berichtete NDR Info. Zwei Hauptverdächtige leiteten dann offenbar das Geld auf speziell eingerichtete Konten um.
Kasse stieß Ermittlungen an
Die Techniker Krankenkasse hat nach den Angaben 2012 die Ermittlungen durch eine Anzeige selbst ins Rollen gebracht. Bei einer internen Prüfung sei sie einem Mitarbeiter auf die Spur gekommen, der online ohne Kenntnis der Arbeitgeber für angeblich erkrankte Arbeitnehmer Anträge nach dem Anwendungsausgleichsgesetz gestellt hatte.