Versicherungen Ergo droht 120.000 Kunden mit Kündigung
Wieder einmal sorgt Ergo für Aufsehen: Die Versicherung verärgert derzeit zahlreiche Kunden und droht ihnen mit Kündigung. Der Versicherer will circa 120.000 alte Wohngebäudeversicherungen auflösen und stattdessen neue Verträge zu teureren Konditionen anbieten. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). In Einzelfällen könnten sich die Prämien sogar verdoppeln.
Neue Verträge teurer
Bei den Policen handelt es sich laut "SZ" um alte Verträge, die teilweise noch aus den 1960er Jahren stammten. Sie verfügten oftmals über ein "sehr niedriges Beitragsniveau", erklärte Sprecherin Claudia Wagner. Dementsprechend seien die Beiträge im Gegensatz zu den aktuellen Angeboten um durchschnittlich 14 Prozent niedriger - in Einzelfällen könnten sich die Prämien sogar verdoppeln, weiß die Zeitung. Zudem sehen die Verträge auch einen Selbstbehalt von zunächst 500 Euro vor, der jedoch mit schadenfreien Jahren absinke.
Annehmen oder gehen
Den Kunden wird mit dem Angebot die Pistole auf die Brust gesetzt: Denn wer es nicht annimmt, dem werde gekündigt. Grund für die rigorose Vorgehensweise ist laut "SZ" die schlecht laufende Gebäudesparte - diese soll endlich wieder schwarze Zahlen bringen. Im vergangenen Jahr habe die Schaden-Kostenquote bei 119 Prozent der Beiträge gelegen - Ergo gab demnach pro ein Euro Beitrag 1,19 Euro für Schäden, Verwaltungs- und Vertriebskosten aus.
Aber auch andere Versicherungen schreiben nach Informationen der Zeitung wegen hoher Schäden und dem harten Preiswettbewerb rote Zahlen. "Die Gesellschaften sehen in regelmäßigen Abständen ihre Bestände durch und kündigen einzelne unattraktive Verträge oder erhöhen die Preise", erklärt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Doch die anderen Unternehmen würden eine leichtere Gangart einlegen: "Ergo hat hier schon eine Vorreiterrolle", meint Boss.
Kunden können sich nicht wehren
Für die betroffenen Versicherten gebe es keine Möglichkeit dagegen vorzugehen. Denn Verträge dürfen nach einem Schaden oder fristgerecht zum Ende des Versicherungsjahres gekündigt werden.
Die Folgen: Wer von seinem Vorversicherer gekündigt wurde, der findet nur schwer einen neuen Versicherer. "Im schlimmsten Fall gibt es gar keinen Schutz, oder der neue Anbieter verlangt einen hohen Selbstbehalt", erklärt Bianca Boss im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung".
Ergo verteidigt Vorgehen
Ergo wählt der "SZ" zufolge diesen Weg, weil der Versicherer die Beiträge in den alten Policen nicht erhöhen könne. Eine entsprechende Klausel fehle in den alten Verträgen.
Trotz der Kritik aus der Branche erkenne das Unternehmen keine Probleme in der Vorgehensweise. Vielmehr verteidigt Ergo diesen Weg und behauptet, mit dem Angebot den Kunden sogar einen Gefallen zu tun. Denn die alten Policen enthielten zum Beispiel keinen Schutz gegen Naturgefahren wie Überschwemmungen. Außerdem würden die Kunden rechtzeitig informiert und hätten die Möglichkeit, selber zu kündigen, sagte die Ergo-Sprecherin im Gespräch mit der "SZ".