Hoher Verwaltungsaufwand Grundrente kostet die Rentenkasse 380 Millionen Euro
Seit Juli prüfen Rentenversicherung und Finanzämter, wer Anspruch auf den Grundrentenzuschlag hat – und verursachen damit hohe Kosten. Wir zeigen, welcher Aufwand hinter der Umstellung steckt.
Etwa 1,3 Millionen Rentnerinnen und Rentner sollen Schätzungen zufolge Grundrente beziehen können. Herauszufinden, wie viele es tatsächlich sind, ist seit vergangenen Sommer Aufgabe der Deutschen Rentenversicherungen (DRV) und der Finanzämter. Und die ist ganz schön kostspielig.
Wie DRV-Präsidentin Gundula Roßbach der "Bild"-Zeitung sagte, habe die Einführung der Grundrente bisher Verwaltungskosten im dreistelligen Millionenbereich bei der Rentenkasse verursacht. "Wir bewegen uns für das erste Jahr bei rund 380 Millionen Euro", so Roßbach. "Das liegt im Bereich dessen, was wir ursprünglich prognostiziert haben."
Darum ist die Grundrente so teuer
Die Prüfung der Daten sei aufwendig, begründete Roßbach die hohen Kosten, betonte aber, dass der Datenaustausch mit den Finanzämtern sehr gut funktioniere.
"Seit Juli schauen wir bei den Menschen, die neu in Rente gehen, ob sie einen Grundrentenzuschlag bekommen können. Bislang haben wir mehrere hunderttausend Fälle in die Prüfung bei den Finanzämtern gegeben", sagte Roßbach.
Die Verwaltungskosten belaufen sich für das Startjahr auf mehr als 25 Prozent der Ausgaben für die Rentenaufschläge. Die Rentenversicherung erwartet aber noch eine "außerordentliche Belastung", weil der Grundrentenzuschlag auch auf Renten gezahlt werden soll, die schon vor dem Start der Grundrente begonnen haben.
Bestandsrentner müssen länger auf Grundrente warten
Die Rentenkasse muss also aus den fast 26 Millionen Renten all jene heraussuchen, die auf mindestens 33 Jahre Beitragszeiten beruhen. Ab dann gibt es die abgespeckte Form der Grundrente. Ab 35 Beitragsjahren erhalten Ruheständler die Grundrente in voller Höhe. Auch muss geprüft werden, welche dieser Renten Monat für Monat auf den für den Aufschlag vorgeschriebenen Anwartschaften basieren.
Dieser Aufgabe will sich die DRV laut Roßbach als nächstes widmen. Begonnen wird bei den Bestandsrentnern mit den ältesten Jahrgängen, nämlich jenen, die bereits vor 1992 eine Rente bezogen haben. Danach folgen schrittweise die jüngeren Jahrgänge. Gesamtzahlen zu Grundrentenbeziehern werde es deshalb erst im kommenden Jahr geben, sagte Roßbach. Die Bearbeitung sei aber im Zeitplan.
Die Grundrente war zum 1. Juli 2021 eingeführt worden, um jene Rentner zu entlasten, die zwar lange gearbeitet haben, aber unterdurchschnittlich verdient haben. Größtenteils handelt es sich dabei um Frauen. Ein Antrag auf Grundrente ist nicht nötig. Sie fließt automatisch, sofern Anspruch besteht.
- Eigene Recherche
- Bild: "Chefin der Rentenkasse: Grundrente kostet 380 Mio. Euro"
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa