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Aktien shorten: So funktionieren Leerverkäufe


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Short-Selling
So funktionieren Leerverkäufe bei fallenden Aktienkursen


Aktualisiert am 21.03.2021Lesedauer: 6 Min.
Sinkende Kurse: Für Short-Seller ein Anlass zur Freude.Vergrößern des Bildes
Sinkende Kurse: Für Short-Seller ein Anlass zur Freude. (Quelle: Paul von Stroheim/imago-images-bilder)

An der Börse gibt es für jede Marktlage das passende Instrument: So können sogenannte Shortseller auch bei fallenden Kursen satte Rendite einfahren. t-online erklärt, wie diese Leerverkäufe funktionieren.

Die Corona-Krise hat sich mit einem unglaublichen Kursrutsch im Frühjahr 2020 für Jahrzehnte in den Kursen jeder Aktie verewigt. Noch in fünf Jahren wird es einfach sein, das steile V zu erkennen und sich an die satten Verluste von Kleinanlegern und Großinvestoren zu erinnern.

Doch haben wirklich alle Verluste gemacht? Nein, während ein Großteil der Kleinanleger versuchte, ihr Erspartes inmitten der Pandemie in Sicherheit zu bringen, haben große Hedgefonds über 50 Milliarden Dollar Gewinn eingefahren. Das Profitmittel in der Krise heißt Short Selling, im Deutschen Leerverkäufe genannt.

Was sind Leerverkäufe?

Kurz gesagt spekuliert ein Anleger bei einem Leeverkauf auf fallende Kurse und profitiert so, wenn die meisten anderen Anleger Verluste einfahren. In Fachkreisen spricht man davon, dass der Kurs "geshortet", also gekürzt, wird.

Das funktioniert so: Beim Shorten leiht sich ein Investor Aktien und verkauft diese sofort. Fällt der Kurs anschließend, kann er die Aktie zum Ende der Leihe günstiger am Markt zurückkaufen und so bei der Rückgabe die Differenz von Kauf- und Verkaufspreis als Gewinn einstreichen.

  • Beispiel: Eine Investorin spekuliert darauf, dass der Kurs einer Aktie fällt. Sie entscheidet sich für einen Leerverkauf. Dafür leiht sie sich fünf Aktien und verkauft sie umgehend für einen Kurs von 10 Euro. Tritt ihre Erwartung ein und der Kurs fällt, kostet eine Aktie später, wenn sie sie an den ursprünglichen Besitzer zurückgeben muss, zum Beispiel 7 Euro. Die Investorin spart beim Rückkauf also 3 Euro pro Aktie und geht insgesamt mit 15 Euro Gewinn aus dem Geschäft. Umgekehrt heißt das: Steigt der Kurs an, muss die Investorin die Aktien zu einem höheren Preis nachkaufen. Dann macht sie Verluste.

Kann ich geliehene Aktien weiterleihen?

Ja, das geht. Dieser Fall kann dazu führen, dass mehr Aktien verliehen werden als eigentlich am Markt existieren – so geschehen im jüngsten Fall der Gamestop-Aktien-Leerverkäufe.

  • Beispiel: Wenn Person B von Person A 90 Aktien leiht und sie sofort an Person C verkauft, besitzen zwischenzeitlich Person A und Person C 90 Aktien. Zwischen diesen drei Personen sind also 180 Aktien im Umlauf, obwohl nur 90 davon tatsächlich aus dem Markt stammen. Bis B also die geschuldeten 90 Aktien zurückkauft, existieren mehr Aktien als vorgesehen auf dem Markt.

Wieso verleihen Anleger ihre Aktien?

Weil Aktienbesitzer mit einer Leihgabe zusätzlich Geld verdienen können. Denn für das Ausleihen der Aktie zahlen die Shortseller Gebühren. Wer also einen Leerverkauf macht, sollte überzeugt sein, dass der Kurs soweit sinkt, dass er mit der Differenz zumindest die Gebühren wieder hereinholt.

Auch der Broker, über den die Aktien geliehen werden, möchte sein Risiko mindern. Er verlangt daher vom Shortseller oft eine Sicherheit – in der Fachsprache heißt diese margin deposit. Sobald der Short Seller die Aktien an den Broker zurückgibt, bekommt er den "Pfand" ausgezahlt.

Wie risikoreich sind Leerverkäufe?

Leerverkäufe bergen ein großes Risiko. Sie sind daher nur etwas für fortgeschrittene Anleger – und selbst diese können sich mit dem Wetten auf fallende Kurse ganz schön die Finger verbrennen. So verloren etwa die großen Hedgefonds, die auf den Fall der Gamestop-Aktie spekuliert hatten, im Januar 2021 rund 19 Milliarden Euro.

Denn während bei einem traditionellen Aktienkauf die Verluste maximal 100 Prozent betragen können, können sie bei Leerverkäufen praktisch grenzenlos sein. Denn: Nach oben ist dem Kurs einer Aktie keine Grenze gesetzt, wird sie entgegen der Erwartungen immer teurer, weitet sich auch der Verlust aus. Leerverkäufe können Anleger also ruinieren – schließlich wollen am Ende alle ihre Aktien zurück, der Broker und der Leihgeber. Der Preis, den der Shortseller dafür bezahlen muss, ist ihnen egal.

Besonders brenzlig wird es für die Leerverkäufer, wenn es zu einem sogenannten Shortsqueeze kommt (mehr dazu hier). Diese Situation tritt ein, wenn wegen eines wider Erwarten steigenden Aktienkurses mehrere Shortseller auf einmal ihre Leerverkäufe auflösen müssen.

Händeringend versuchen sie dann die Aktie am Markt zu kaufen – bekommen schlimmstenfalls aber gar keine mehr. Durch diesen Nachfrageüberschuss steigt der Preis der Aktie noch einmal weiter, sodass sie Leerverkäufer sie zu jedem Preis zurückkaufen müssten.

Beispielhaft für eine solche Situation war der Shortsqueeze der VW-Aktie. 2008 schoss die Aktie so für kurze Zeit auf einen Preis von mehr als 1.000 Euro. Für Shortseller war das damals eine verlustreiche Katastrophe.

Wie mache ich Leerverkäufe?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, auf einen sinkenden Aktienkurs zu spekulieren:

  • über einen Makler
  • über Futures
  • über Put-Optionen
  • über CFDs

Über einen Makler

Bei dem Leerverkauf über einen Makler wickelt dieser einen Teil der Geschäfte für Sie ab. Er verkauft die geliehenen Aktien und schreibt den Wert Ihrem Konto gut. Am Ende des Geschäftes überweisen Sie dieselbe Menge an Aktien zurück an den Makler. Die Differenz ist dann Ihr Gewinn. Früher war es für Privatanleger kompliziert, ein Bindeglied für die Geschäfte mit Leerverkäufen zu finden, heute bieten viele Onlinebroker wie etwa Lynx diese Möglichkeit an.

Über Futures

Mit einem Future-Kontrakt können Sie auch auf fallende Kurse wetten. Allerdings muss sich bei einem Future auch immer eine Gegenseite finden. Zwei Marktteilnehmer setzen hier also auf gegensätzliche Seiten.

Der eine setzt auf einen steigenden Kurs bis zu einem festgelegten Zeitpunkt, der andere auf einen sinkenden Kurs. Wenn der Kurs tatsächlich sinkt, erhält derjenige, der auf den Short gesetzt hat, die Differenz zum Kaufkurs als Gewinn. Steigt der Kurs, verliert die Person dagegen.

Über Put-Optionen

Optionen sind auch eine Art Wette auf den Kurs. Hier brauchen Sie keine Gegenseite. Wenn Sie auf einen sinkenden Aktienkurs setzen wollen, kaufen Sie eine Put-Option. Sie sichern sich damit das Recht, eine Aktie zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Wenn die Aktie zwischenzeitlich im Preis fällt, können Sie die Aktien günstiger einkaufen und teurer verkaufen. Die Differenz ist der Gewinn.

Über CFDs

Über "Contracts for difference", auf deutsch Differenzkontrakt, können Sie ebenfalls auf sinkende Preise spekulieren, ohne direkt im Markt aktiv zu sein. Sie leihen oder kaufen also keine Aktien bei diesem Finanzprodukt.

Die Einstiegsschwelle ist relativ gering, da Sie als Anleger nur den Margin hinterlegen müssen. Sie zahlen also nur einen Bruchteil der Handelssumme und hinterlegen dafür einen Betrag als Sicherheit. Mit CFDs können Sie zudem Aktien absichern, die Sie bereits im Portfolio haben. Wenn sie die Aktien, die sie besitzen, durch einen CFD shorten, könnten Sie mit den Gewinnen aus dem CFD die Verluste der Aktien ausgleichen.

CFD-Handel ist aber hoch spekulativ und risikoreich. Das gilt besonders, wenn Sie einen Hebel einsetzen, um mit geringem Einsatz noch mehr Gewinn zu erzeugen.

Sind Leerverkäufe erlaubt?

Ja, Leerverkäufe sind grundsätzlich erlaubt – auch wenn sie einen schlechten Ruf bei manchen Anlegern haben. Da Kurse durch das Shorten auch gedrückt werden können und Unternehmen darunter leiden, empfinden einige Anleger Shorten als unmoralisch.

Zudem können zu stark geshortete Aktien auch eine Gefahr für den ganzen Markt darstellen. Wenn Hedgefonds zu stark shorten, können sie von plötzlich steigenden Kursen überwältigt werden. Sie müssen dann andere Aktien verkaufen, um genügend Geld für die Verluste der Shorts zu decken. Da Hedgefonds enorme Marktanteile haben, kann sich das schnell auf den Dax oder den S&P 500 auswirken.

Nicht alle Leerverkäufe sind jedoch legal. Seit der Finanzkrise 2008 sind ungedeckte Leerverkäufe, auch naked shorts genannt, europaweit verboten. Auch in den USA ist dieser Handel nicht mehr möglich. Bei ungedeckten Leerverkäufen muss der Shortseller nicht einmal die Aktien leihen – er muss nicht einmal nachweisen, dass die auf Pump verkauften Aktien überhaupt existieren. So konnten Kurse in kurzer Zeit stark fallen.

Verwendete Quellen
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