Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Höchster Stand seit Jahren Das ist besser als Gold
Der kleine Bruder des Goldes erlebt ein bemerkenswertes Comeback. 2024 könnte das Jahr des Silbers werden. Wie Anleger davon profitieren können.
Bestätigt ist seit Jahrhunderten die Zuverlässigkeit von Gold. Verdopplungen binnen Monaten gibt es nicht, dafür ist ein Kursgewinn von 13 Prozent seit Jahresbeginn aber sehr stark. Oft vergessen wird jedoch der kleine Bruder des gelben Edelmetalls: Silber.
Silber dreht auf
Mit gut 30 Prozent hat Silber eine beeindruckende Performance hingelegt und steht auf dem höchsten Stand seit gut elf Jahren. Als Begründung wird meist auf den Gold-Höhenflug verwiesen. Doch das greift zu kurz, denn Silber machte den Anstieg des Goldpreises zunächst nicht mit. Noch im März wurden für eine Unze Gold rund 90 Unzen Silber bezahlt.
"Erst mit der jüngsten Rallye hat sich die Unterbewertung gegenüber Gold etwas verringert. Das Gold-Silber-Verhältnis liegt mit 75 am unteren Rand der vergangenen Jahre", so die Analysten von Lynx-Broker. "Charttechnisch ist noch Luft nach oben bis zu den Höchstständen von 2011 und 2012 um 36 US-Dollar", so Franz-Georg Wenner von IndexRadar. Wer darauf setzen möchte, findet mit dem Silber-Zertifikat (Wertpapierkennnummer JQ9GMH) das passende Instrument.
Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Gründe für den Anstieg
Während Gold vor allem als sicherer Hafen gilt und von der Nachfrage institutioneller Investoren und Zentralbanken beeinflusst wird, reagiert Silber aufgrund seiner besonderen elektrischen Leitfähigkeit und Säurebeständigkeit auf industrielle Nachfrageschwankungen.
"Das Edelmetall kommt vor allem in Solarzellen, für Sensoren in Windkraftanlagen und Elektroautos zum Einsatz und ist damit einer der größten Profiteure der Energiewende", erläutert Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Silber wird daher auch als grünes Metall bezeichnet, wobei die Preisentwicklung natürlich auch Einfluss auf die Nachfrage hat.
Silberbedarf in Solarmodulen gesunken
"Vor etwa 13 Jahren führte der Preisanstieg zu Einspareffekten in der Solarindustrie, die benötigte Silbermenge in einem Solarmodul sank um etwa 80 Prozent", so Experte Molnar. Inzwischen ist eine weitere Reduktion aufgrund physikalischer Grenzen kaum noch möglich.
Wegen des ruinösen Preiswettbewerbs liegt die Solarbranche seit einiger Zeit am Boden. Der chinesische Photovoltaik-Industrieverband will nun gegen die unter den Kosten liegenden Preise für Solaranlagen vorgehen. Die Solarbranche hat also durchaus Potenzial für ein Comeback, und Silber dürfte davon profitieren.
Wer spekulativ auf eine Erholung setzen möchte, kann sich breit angelegte Themenzertifikate wie die WKN DA0AAV auf den Solar Top 10 Index ansehen. Darin sind bekannte Branchengrößen wie Jinkosolar und Enphase Energy enthalten.
E-Auto-Bauer im Silberfieber – Angebotsdefizit steigt
Immer wieder tauchen Gerüchte auf, dass Elektroautohersteller wie Tesla bald Silberminen aufkaufen, um ihre Versorgung mit dem Edelmetall zu sichern. Denn in jedem Elektroauto stecken rund drei Unzen Silber. Und auch mobile Stromspeicher und moderne Kommunikationsgeräte mit 5G-Technologie benötigen das glänzende Edelmetall.
Der Edelmetallhändler Ophirum meldet, dass nach den Prognosen des Silver Institute und von Metals Focus auch in diesem Jahr mit einem erheblichen Angebotsdefizit von 215 Millionen Unzen oder rund 6.700 Tonnen zu rechnen ist. Das Defizit der vergangenen Jahre wäre noch größer gewesen, wenn Silber-ETFs nicht Mittelabflüsse verzeichnet hätten.
Mit dem jüngsten Preissprung müssen Investoren ihre Untergewichtung korrigieren, erstmals seit Jahren greift spekulatives Kapital wieder zu. Die Nachfrage nach ETFs dürfte deutlich anziehen und das Angebotsdefizit auf den höchsten Stand seit vier Jahren treiben. Beim Thema "starke Nachfrage" schließen sich dann auch die Kreise von Nvidia und Silber.
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