Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Superinvestor Warren Buffett So investieren Sie wie der Börsenpapst
Er ist einer der reichsten Männer der Welt und ein echter Superinvestor. Warren Buffett hat ein Näschen für gute Aktien. Und Sie können es ihm ganz leicht nachmachen.
Was hat er gekauft und warum? Was fliegt aus dem Depot? Und überhaupt die Performance? Anleger auf der ganzen Welt kleben an seinen Lippen, warten gespannt auf seine regelmäßigen Aktionärsbriefe und lesen überhaupt alles, was über ihn geschrieben wird: Warren Buffett ist so eine Art Popstar der Finanzwelt. Mittlerweile ist er 93 Jahre alt, seiner Popularität tut das keinen Abbruch.
Die Hauptversammlung seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway in Omaha ist das Woodstock der Börsianer. Der Spitzname des Superinvestors, der nebenbei einer der reichsten Männer der Welt ist, sagt eigentlich alles: das Orakel von Omaha.
Die Finanzexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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So investierte Buffett im vergangenen Quartal
Bei diesem Ruf ist es kein Wunder, dass seine Investmententscheidungen auch Kurse bewegen. Regelmäßig veröffentlich die US-Börsenaufsicht SEC Informationen, die zeigen, wie der 93-Jährige das Portfolio seines ebenfalls börsennotierten Konglomerats umgebaut hat. Und viele Anleger eifern ihm nach.
Gerade gab es die Daten für das erste Quartal. Die wichtigsten Veränderungen: Warren Buffett ist beim Versicherer Chubb (früher ACE) eingestiegen. Mit knapp 26 Millionen Aktien besitzt er nun rund sechs Prozent des Schweizer Konzerns, der aber an der Wall Street notiert.
Verkauft hat er seine restlichen Anteile am Computer- und Druckerhersteller HP und am Medienkonzern Paramount. Beides war aber keine Überraschung, weil Buffett seine Positionen bereits zuvor reduziert hatte.
Weniger Apple, Ölaktien bleiben Schwergewichte
Verkauft hat der Superinvestor auch weitere Apple-Aktien. Mit einem Gewicht von knapp 40 Prozent hatte der iPhone-Konzern Ende des ersten Quartals den mit Abstand größten Anteil im Portfolio von Berkshire Hathaway – zu groß.
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Geschuldet war das der Rally, die die Aktie in den vergangenen Monaten und Jahren auf das Parkett gelegt hat. Weitere Verkäufe und damit Gewinnmitnahmen schließt Buffett deshalb auch nicht aus.
Veränderungen gab es außerdem bei seinen Engagements in der Energieindustrie. Buffett stockte seine Position bei Occidental Petroleum etwas auf und reduzierte sie bei Chevron ein wenig. Beide bleiben aber Schwergewichte im Depot.
Reich geworden mit der "Value"-Strategie
Das können Sie nun nachmachen oder auch nicht. Es ist auf jeden Fall immer wieder spannend, wie einer der erfolgreichsten Investoren der Welt sein Depot zusammenstellt, wo er Chancen und wo offenbar Risiken sieht. Dass er mit seiner Strategie ziemlich erfolgreich ist, beweist der Blick auf den Chart von Berkshire Hathaway und auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt.
Apropos Strategie: Buffett ist der wohl bekannteste "Value"-Anleger. "Value" steht für Substanz. Buffett kauft unterbewertete Aktien von qualitativ hochwertigen Unternehmen und wartet darauf, dass der Markt diese Qualität erkennt. Die "Value"-Strategie ist eine ziemlich erfolgreiche, die aber nicht immer gleich gut funktioniert.
Es gibt Jahre und Phasen, in denen sich sogenannte Growth-Aktien deutlich besser entwickeln. "Growth" steht für Wachstum und damit für Aktien von schnell wachsenden Unternehmen und ist sozusagen der Gegenentwurf zu Value-Aktien.
Lieber ETFs als Einzelwerte
Das heißt aber nicht, dass "Value" dann gar nicht mehr funktioniert, nur eben etwas schlechter. Langfristig aber geht die Strategie auf und kommt vor allem bei eher konservativen Börsianern gut an. Denn Substanzwerte sollten in stürmischen Zeiten eine gewisse Ruhe ins Depot bringen.
Wenn Sie ebenfalls auf diese Strategie setzen wollen, dann haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Sie können Einzelaktien kaufen, wie es Buffett tut. Aber bedenken Sie bitte das erhöhte Risiko. Wollen Sie diese Risiken besser streuen, dann können Sie auf aktiv gemanagte Aktienfonds oder börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) setzen. Die Auswahl ist groß.
Die Buffett-Aktie
Vielleicht stellen Sie sich aber auch die Frage, ob nicht auch die Buffett-Aktie ein lohnendes Investment sein könnte. Buffetts Investment-Gesellschaft ist ja auch im Grunde so eine Art Fonds. Zu Berkshire Hathaway gehören eine große Versicherungs- und Rückversicherungssparte, genauso wie eine Industrie- und eine Energietochter.
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Hinzu kommen rund 80 kleine und mittelständische Unternehmen wie der Textilhersteller Fruit of the Loom, der Fertighausanbieter Clayton Homes und der Privatjetvermieter Net Jets.
Außerdem verwaltet Buffett ein mehr als 300 Milliarden Dollar schweres Aktienportfolio, in dem Beteiligungen an Apple, Bank of America und Buffetts Lieblingsaktie Coca-Cola liegen. Wenn Sie die Aktie kaufen, kaufen sie ein breit diversifiziertes Portfolio.
Auch Superinvestoren können sich irren
Es gibt übrigens zwei Buffett-Aktien: Der Anteilsschein der Klasse A ist quasi das Original, kostet aber stolze 578.000 Dollar. Wer es etwas "günstiger" mag, für den eignet sich die Aktie der Klasse B. Sie hat nur ein Zehntausendstel der Stimmrechte im Vergleich zum Original und kostet mit gut 400 Dollar auch deutlich weniger.
Ich selbst habe mich übrigens für einen ETF auf dem MSCI World Value entschieden – inklusive der Buffett-Aktie. Wenn der Superinvestor sich allerdings in seinen Aktionärsbriefen, der Hauptversammlung oder in Interviews äußert, hänge auch ich an seinen Lippen.
Es gibt nicht viele Investoren mit so viel Erfahrung. Aber auch Buffett liegt nicht immer richtig. Bei HP und Paramount ist er mit einem ziemlichen Verlust ausgestiegen. Mitunter muss eben auch ein erfolgreicher Investor den schmerzhaften Schlussstrich unter ein Verlustgeschäft ziehen. Auch das können wir von ihm lernen.
- Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
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