Börsenstart So reagieren die Märkte auf die Bundestagswahl
Die Aussichten auf die möglichen Koalitionen nach der Bundestagswahl stimmen die Märkte optimistisch. Nach Wochen des Verlusts startete der Dax am Montag wieder mit Gewinnen in die Woche.
Mit Erleichterung reagieren Anleger auf den Ausgang der Bundestagswahl. Der Dax stieg zur Eröffnung am Montag um 1,1 Prozent auf 15.698 Punkte. "Ampel oder Jamaika? Mit beiden jetzt möglichen und wahrscheinlichen Konstellationen können die Börsen gut leben", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Auch eine Fortsetzung der Groko wäre für die Börsen keine Katastrophe."
Dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge landete die SPD knapp vor CDU/CSU. Rechnerisch sind Koalitionen mit Grünen und FDP unter Führung der Sozialdemokraten ("Ampel") oder der Union ("Jamaika") möglich.
Der Dax hatte zuletzt nach dreimaligem Wochenverlust in Folge endlich die Serie beendet und die recht turbulente vergangene Woche mit einem moderaten Plus abgeschlossen. Nach dem Fall auf den tiefsten Stand seit vier Monaten im Sog der Krise beim chinesischen Immobilienkonzern Evergrande hatte die US-Notenbank Fed für Entspannung gesorgt, die vorerst an ihrer lockeren Geldpolitik festhält.
Experte: Kein deutlicher Bruch bei der Regierungsarbeit erwartet
Der Wahlausgang in Deutschland werde an den Finanzmärkten nunmehr gelassen aufgenommen, stellte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, am Morgen fest. "Ein Linksbündnis scheidet aus. Das größte Risiko ist aus Finanzmarktsicht somit ausgeräumt. Damit steht aber auch fest: Mit einem deutlichen Bruch der bisherigen Regierungsarbeit ist nicht zu rechnen."
Nach dem vorläufigen Ergebnis sind die Sozialdemokraten mit Olaf Scholz die stärkste Partei. Trotzdem reklamierte am Wahlabend nicht nur Scholz, sondern auch Armin Laschet von der CDU den Auftrag zur Regierungsbildung für sich. Beide streben eine Koalition mit Grünen und FDP an. Es zeichnen sich zunächst schwierige Koalitionsverhandlungen ab.
Angesichts der womöglich anstehenden politischen Hängepartie in Deutschland dürfte nach Einschätzung von Michael Hewson von CMC Markets UK die Aufmerksamkeit der Anleger weiterhin auf den Ereignissen in China und Asien im Allgemeinen sowie auf den verschiedenen Angebotsengpässen in der Welt liegen. Er sieht die Finanzmärkte derzeit vor allem von "Sorgen über Lieferkettenblockaden, steigende Energiepreise und zunehmenden Inflationsdruck" dominiert. Die Angst vor Ansteckungseffekte durch Evergrande sei aber nicht verschwunden.
Lieferprobleme belasten die Märkte weiter
Probleme in der Logistik erwischen auch den Laserspezialisten LPKF , der deshalb seine Quartalsprognose senkte. Das Unternehmen rechnet für das dritte Jahresviertel mit weniger Umsatz und Gewinn. Grund ist dabei auch ein verzögertes Projekt in China. Die Jahresprognose bleibt aber unangetastet. "LPKF ist zwar nicht das erste Unternehmen mit dieser Problematik", sagte ein Händler, dennoch sorge dies für Verstimmung. Vorbörslich gaben die Papiere nach.
Unterdessen geht der Bieterwettstreit um den Online-Tierbedarfshändler Zooplus in eine spannende neue Runde. Mit einem Angebot von 470 Euro je Aktie überbietet der Finanzinvestor EQT nun die erst kürzlich angehobene Offerte des Konkurrenten Hellman & Friedman (H&F). Beim Zooplus-Management traf der Vorstoß auf ein positives Echo.
Mit Blick auf Wahlkampfthemen wie Mietpreisbremse und Enteignungen sehen Börsianer zudem das Votum in Berlin als mögliche Belastung für den Immobiliensektor insgesamt. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus in der Hauptstadt wurde ebenfalls die SPD stärkste Kraft, eine Fortsetzung der Koalition mit Grünen und Linken ist rechnerisch möglich.
Euro bleibt stabil
Der Euro hat am Montag stabil über der Marke von 1,17 US-Dollar notiert. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1725 Dollar und damit geringfügig mehr als vor dem Wahlwochenende. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,1719 Dollar festgesetzt. Das Ergebnis der Bundestagswahl hatte somit zunächst keine sichtbaren Auswirkungen am Devisenmarkt.
Konjunkturdaten stehen zum Wochenstart nur wenige auf dem Programm. In der Eurozone werden Geld- und Kreditdaten erwartet, in den USA werden Auftragszahlen aus der Industrie veröffentlicht. Daneben melden sich einige ranghohe Notenbanker zu Wort, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
- Nachrichtenagentur dpa-AFX und Reuters