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Schott Pharma: Aktie unter Druck – Krebs-Impfstoff als Hoffnungsträger


Mdax-Konzern unter Druck
Hoffen auf den neuen Impfstoff


17.02.2025Lesedauer: 3 Min.
Mitarbeiter überprüft GlasampullenVergrößern des Bildes
Labormitarbeiter prüft den Inhalt einer Spritze: Die sinkende Nachfrage nach Covid-Impfstoffen belastet das Geschäft von Schott Pharma. (Quelle: Schott Pharma)
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2023 gelang Schott Pharma der größte Börsengang in Deutschland. Die Hoffnungen waren groß, und die Erwartungen. Nicht alle haben sich erfüllt.

Schott Pharma stellt Spritzen, Ampullen und Glasflaschen für Medikamente her. Man möchte meinen, das ist ein sehr einträgliches Geschäft, da Gesundheit ein hohes Gut ist. Ist es auch. Doch der Blick auf den Aktienkurs spiegelt das nicht (mehr). Da fragt man sich: Warum?

Das Timing war eigentlich günstig für Schott Pharma. Im September 2023 ging es an die Börse, mitten im Boom der Diabetes-Medikamente und Abnehmspritzen. Es war der größte Börsengang des Jahres. Doch seither hat die Aktie rund ein Viertel an Wert verloren. Den größten Einbruch gab es im Mai vergangenen Jahres, als das Unternehmen eine Gewinnwarnung herausgeben musste. Derzeit steht die Aktie bei gut 24 Euro.

2024 ordentlich gewachsen, aber ...

In Deutschland hat das Unternehmen rund 700 Mitarbeiter, weltweit sind es 4.700. Das vergangene Geschäftsjahr endete mit sieben Prozent mehr Umsatz (957 Millionen Euro) und acht Prozent mehr operativem Gewinn (258 Millionen Euro). Am besten lief das Geschäft mit solchen Spritzen, die zum Beispiel Covid-Impfstoffe und andere mRNA-Impfstoffe enthalten, sogenannte Polymer-Spritzen, und mit Glasfläschchen.

Zugleich ist Schott Pharma Nutznießer etwa des Booms der Abnehmspritzen, die seit Anfang 2022 auch in Europa zugelassen sind. Nach Angaben des Unternehmens werden weltweit mehr als 25.000 Injektionen pro Minute mit einem hauseigenen Produkt an Patienten verabreicht. Der genaue Marktanteil ist nicht bekannt. Die Umsatzzahlen belegen aber, dass die Nachfrage da ist – in manchen Bereichen. In anderen, wichtigen, sieht es dagegen schlechter aus.

Hoffnungsträger mRNA

Denn offensichtlich hängt das Geschäft vor allem an wenigen Großkunden. Weil die Nachfrage insbesondere nach Covid-Impfstoffen aber stetig sinkt, sind auch diese Spritzen nun weniger gefragt. Und das bekommt das Unternehmen zu spüren. Die Hoffnung des Verpackungs-Spezialisten ist nun, dass Krebs-Impfstoffe auf Basis der mRNA-Technologie auf den Markt kommen.

Aber das dauert. Denn Impfstoffe durchlaufen klinische Studien in drei Phasen über mehrere Jahre. Erst wenn die dritte Phase mit der höchsten Anzahl an Probanden erfolgreich war, kann ein Unternehmen die Zulassung für ein Medikament oder einen Impfstoff beantragen. Schott-Pharma muss sich also gedulden – und musste sich im vergangenen Frühjahr mit einer Gewinnwarnung an die Aktionäre wenden.

Zum Vergleich: An Krebsimpfstoffen forscht zum Beispiel auch Biontech. Bis 2030 will das Mainzer Unternehmen zehn Impfstoffe gegen Krebsarten auf den Markt bringen. Biontech hatte schon vor Corona mit der Forschung angefangen. Moderna, ein US-Konkurrent, hat ein ähnliches Ziel formuliert. Daran sieht man, über welche zeitlichen Dimensionen man hier spricht. Von den Kosten nicht zu sprechen.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u.a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Geld in die Hand genommen und in den USA investiert

Derweil sucht Schott Pharma nach Alternativen. Eine Möglichkeit: die Produktion in den USA. Im März 2024 hatte das Unternehmen kommuniziert, in einen neuen Produktionsstandort in North Carolina zu investieren. 371 Millionen US-Dollar waren dafür veranschlagt, 21 Millionen US-Dollar gab es laut Schott Pharma an staatlichen und regionalen Fördermitteln. Die USA sind ein strategisch wichtiger Markt für das Unternehmen, nach dem Motto: verkaufen, wo man produziert.

Moderna, Eli Lilly, Pfizer – die großen Pharma- und Biotech-Unternehmen sitzen in den USA. Im September vergangenen Jahres hatte es die Aktie dann auch in den Mdax geschafft, also sozusagen in die zweite Börsen-Bundesliga. Anfang Februar dieses Jahres verkündete Schott Pharma einen Cent mehr Dividende als im Vorjahr: 16 Cent pro Aktie. Ein Trostpflaster für die Aktionäre nach den Kursverlusten der Vergangenheit.

Das zweite Halbjahr muss es richten

Doch es gibt neue Rückschläge: Das erste Berichtsquartal (Oktober bis Dezember 2024) ging mit einem Gewinneinbruch von einem Fünftel zu Ende, weil Währungseffekte und hohe Kosten die Bilanz belasteten. Eine Entwicklung, die vielen Unternehmen nicht fremd ist. Analysten hatten schon erwartet, dass der Jahresauftakt etwas holpriger wird, aber nicht in dem Maße. Schott Pharma bestätigte aber seine Jahresprognose. Das zweite Halbjahr muss es also richten.

Fazit: An der Börse mag Schott Pharma ein bisschen wie ein "gefallener Engel" aussehen: erst hoch hinaus, dann abgestürzt. Aber es ist womöglich einer mit Perspektiven, wenn Abnehmspritzen gefragt bleiben, neue Impfstoffe die Nachfrage nach Schott-Pharma-Produkten forcieren und sich die geplante Produktion in den USA auszahlt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 24 ist aber nicht gerade klein, die Aktie damit aktuell teuer.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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