Umfrage Werden Firmen familienfreundlicher?
Berlin (dpa) - Die Unternehmen in Deutschland werden einer Studie zufolge familienfreundlicher. Aber es gibt auch Unterschiede in der Wahrnehmung.
Wie eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums unter Beschäftigten und Managern ergab, bewerteten im Jahr 2018 sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer die Familienfreundlichkeit ihrer Firmen positiver als noch drei Jahre zuvor.
Zwar sind mit 45,9 Prozent immer noch weniger als die Hälfte der Personalchefs und nur 39,4 Prozent der Beschäftigten der Meinung, ihre Firma habe eine ausgeprägt familienfreundliche Unternehmenskultur. Aber in der Bewertung gab es einen Anstieg von 4,7 bzw. 3,3 Prozentpunkten im Vergleich zur Befragung 2015.
Teilzeitmodelle, Home Office oder Auszeiten
Mehr Firmen als noch vor drei Jahren sagen von sich, sie böten Teilzeitmodelle, Home Office oder Auszeiten - sogenannte Sabbaticals - an. Die Zahl der Manager, die der Meinung sind, familienfreundliche Maßnahmen seien für ihr Unternehmen wichtig, ist ebenso gestiegen. Zudem sagen mehr Firmen, sie würden männliche Mitarbeiter ausdrücklich ermutigen, in Elternzeit zu gehen.
Die Befragung zeigt aber auch, wo es noch hakt: Knapp 43 Prozent der Beschäftigten würden die angebotenen familienfreundlichen Maßnahmen in ihrer Firma gern stärker nutzen, tun das aber nicht, weil sie unter anderem Karrierenachteile befürchten oder auch Missgunst bei den Kollegen.
Unterschiede in der Wahrnehmung
Zudem gibt es große Unterschiede in der Wahrnehmung, wie familienfreundlich die Unternehmen wirklich sind: 88 Prozent der Personalchefs sind der Meinung, Beschäftigte mit und ohne Familie haben in ihrer Firma gleiche Aufstiegschancen, bei den Beschäftigten sehen das nur 64 Prozent so. Ähnlich groß ist der Unterschied bei der Frage, ob die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Selbstverständlichkeit im Unternehmen sei - 86 Prozent der Manager sagen ja, aber nur 62 Prozent der Mitarbeiter.
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) appellierte an die Wirtschaft, sich noch mehr für Familienfreundlichkeit zu engagieren. In Zeiten von Fachkräftemangel sei das nicht "nice to have", sondern ein Wettbewerbsvorteil, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sollten in Deutschland dahin kommen, dass die Familienbelange der Beschäftigten als Teil der Personalstrategie in Unternehmen fest verankert werden."
IW-Chef Michael Hüther sagte, "Unternehmen sind sich der Bedeutung einer familienfreundlichen Personalpolitik für ihre Arbeitgeberattraktivität bewusst - mehr und mehr auch mit Blick auf die Beschäftigten, die heute (noch) keine familiär bedingten Betreuungspflichten erfüllen müssen". Zunehmend würden auch die Väter in den Blick geraten.