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Nach Insolvenz: Früherer Breckle-Geschäftsführer startet neu


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Rückkehr einer Traditionsfirma?
"Mir ist bewusst, dass das Vorhaben ambitioniert ist"


05.01.2025Lesedauer: 5 Min.
Breckle-Fabrik in Northeim (Archivbild): Das Unternehmen musste im März 2024 Insolvenz anmelden.Vergrößern des Bildes
Breckle-Fabrik in Northeim (Archivbild): Das Unternehmen musste im März 2024 Insolvenz anmelden. (Quelle: Breckle/t-online)
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Die Traditionsfirma Breckle musste Anfang 2024 Insolvenz anmelden. Nun wagt der ehemalige Geschäftsführer einen Neuanfang. Kann das gut gehen?

Seit 50 Jahren produzierte das Unternehmen Breckle Matratzen im niedersächsischen Northeim. Zeitweise rollten hier bis zu 4.000 Matratzen täglich vom Band. Die gesamte Produktion fand im eigenen Haus statt – von der Herstellung von Taschenfederkernen bis zur Schaumstoffproduktion. Auch Boxspringbetten wurden in der firmeneigenen Schreinerei gefertigt. Doch im Jahr 2024 war das alles zu Ende.

Im März musste die Geschäftsführung Insolvenz anmelden, spätestens zum August wurden die meisten Mitarbeiter entlassen, weil sich kein Investor fand. Darüber, wie es zur Insolvenz kommen konnte, wird bis heute gestritten. Im Jahr 2020 verkauften die Gebrüder Breckle das Unternehmen an einen Investor aus Norddeutschland, "schuldenfrei", wie sie beteuerten. Einen Schritt, den Andreas Breckle später gegenüber t-online den "größten Fehler unseres Lebens" nannte (mehr zur Insolvenz der Matratzenfabrik Breckle lesen Sie hier).

Allerdings gibt es jetzt eine Art Hoffnungsschimmer. Die Matratzenproduktion in der Tradition von Breckle kehrt nach Northeim zurück – dank des letzten Geschäftsführers der Breckle GmbH: Christian Paar.

"Schritt für Schritt wollen wir wachsen"

Seit Dezember laufen erste, wenige Matratzen vom Band. Elf Mitarbeiter sind insgesamt an Bord der neu gegründeten Paar GmbH, alle waren auch vorher bei Breckle angestellt. "Riesige Gewinne stehen hier am Anfang sicher nicht an", sagt Paar t-online. "Doch Schritt für Schritt wollen wir wachsen."

Die Paar GmbH wurde durch eine Partnerschaft zwischen Christian Paar und den Brüdern Martin und Tobias Sommer gegründet, die ebenfalls Gesellschafter sind. Die Brüder leiten das mittelständische Unternehmen "Bönning+Sommer", einen traditionsreichen Matratzenhersteller aus dem ostwestfälischen Warburg-Scherfede.

Zudem haben die Sommers in diesem Jahr die insolvente LaPur GmbH aus der Breckle-Gruppe in Northeim übernommen. Das Unternehmen wird nun unter dem neuen Namen BS Foam GmbH weitergeführt – und stellt die Schaumstoffe für die Matratzen der Paar-Gesellschaft her.

Neues Konzept soll Kosten sparen

Bei der neuen Firma setzt Paar auf ein in der Handelsbranche bewährtes Konzept: das sogenannte Dropshipping. Dabei kommt die Ware direkt vom Produzenten zum Einzelhandel – und muss nicht mehr den Großhandel passieren. Was beim Online-Matratzenverkauf längst geläufig ist, so Paar, wäre beim stationären Handel bislang nicht so recht angekommen.

In diese Lücke will das neue Unternehmen stoßen. Innerhalb von drei Tagen sollen die Matratzen im Möbelhaus sein. Dort soll sich der Kunde die Matratze dann abholen können. Das spart Kosten, versichert Paar.

Für dieses neue Konzept sind Kooperationen in der Branche entscheidend, weiß auch Mitgesellschafter Tobias Sommer. "Das Ziel der Paar GmbH ist es, Partnerschaften aufzubauen und nachhaltig zu pflegen", teilte er t-online mit.

"Herr Paar betreut in der Gruppe nun die bislang noch nicht erschlossenen Vertriebspotenziale. Uns war von Anfang an bewusst, dass wir nur gemeinsam stark sind", so Sommer. Paar habe sich während seiner beruflichen Laufbahn "ein beachtliches Netzwerk" aufgebaut.

"Er pflegt nach wie vor freundschaftliche Verhältnisse zu nahezu allen Verbänden, Möbelhäusern und Einzelhändlern der Branche", sagt Sommer. Für den Erfolg der Firma dürfte das entscheidend sein. Ein Vorteil der jetzigen Firma sei zudem, "dass wir viele Maschinen günstig aus der Insolvenz erwerben konnten", erklärt Paar.

Die Ziele sind jedenfalls groß. Bald will die Firma mehr Mitarbeiter einstellen. "300 wie bei Breckle werden es sicher nicht, so groß werden wir sicher nicht werden, nicht zuletzt, weil wir viel automatisieren möchten", sagt Unternehmenschef Paar. "Aber rund 100 Mitarbeiter können es durchaus werden, abhängig davon, wie es läuft. Ich bin froh, dass wir aktuell eine sehr motivierte Mannschaft an Bord haben."

Früherer Eigentümer ist skeptisch

Der ehemalige Matratzen-Miteigentümer Andreas Breckle sieht die Unternehmung derweil noch kritisch. "Ich hoffe sehr, dass die neue Firma Erfolg haben wird. Ich drücke Herrn Paar alle Daumen", sagt er t-online. "Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass hier eine skeptischere Sichtweise angebracht ist."

So verweist Breckle auf die Blockschaumanlage, die mit mindestens 5.000 bis 7.000 Tonnen im Jahr ausgelastet werden müsse, um rentabel zu arbeiten. "Inwieweit das Unternehmen dies umsetzen kann, werden wir in den nächsten zwei Jahren sehen", so Breckle. Eine Blockschaumanlage – auch als Schäumerei bezeichnet – ist eine Maschine, die zur Produktion von Schaumstoffblöcken genutzt wird. Diese werden bei der Matratzenherstellung benötigt.

Breckle verweist zudem auf die schwierige Marktlage. "Es herrscht aktuell ein Überangebot an Schaumstoffen und Matratzen auf dem Markt. Der Preiskampf ist immens." Die entscheidende Frage sei, wie sich die neugegründeten Unternehmen hier durchsetzen wollten. "Alleine über den Preis wird wohl keine erfolgreiche Strategie sein", sagt Breckle.

"Die aktuelle Marktlage macht es uns allen nicht einfach"

Auch Paar und Sommer wissen, dass es schwierig werden kann. "Die aktuelle Marktlage macht es uns allen nicht einfach", sagt Sommer. "Die zurückhaltende Kaufbereitschaft ist derzeit ein Problem für die gesamte Branche. Nachrichten von Insolvenzen in der Möbelbranche erreichen uns erschreckend oft."

In Bezug auf den Einwand von Breckle sagt Paar: "Aktuell ist die Schäumerei noch nicht ausgelastet." Seit Dezember gebe es aber einen Zuständigen, der sich um den Verkauf des Schaumstoffes kümmert. "Etwa anderthalb Tage in der Woche arbeiten die Menschen in der Schäumerei, den Rest der Woche stellen sie Matratzen her", so Paar.

Sommer verweist indes auf das Konzept des Dropshipping, weshalb man nicht mehr allzu stark von der Schäumerei abhängig sei. "Nichtsdestotrotz arbeiten wir an weiterer Auslastung und werden ein verlässlicher Partner für die gesamte Branche sein", sagt Sommer.

Paar gibt zu: "Beruflich war es sicher das härteste Jahr meines Lebens. Mir ist bewusst, dass das Vorhaben durchaus ambitioniert ist." Die aktuellen Zeiten seien "sehr herausfordernd", so der Firmenmanager. In der aktuellen Krise sehe er aber eine Chance. "Wichtig ist es, durch die kommenden ein bis zwei Jahre zu steuern. Ich setze auch auf eine wirtschaftlichere Politik als unter der Ampelregierung."

Früherer Geschäftsführer schoss gegen Ampelregierung

Nachdem Ende Juni 2024 ein Investor abgesprungen war, was das Ende der Firma besiegelte, hatte der Geschäftsführer kräftig gegen die Ampel ausgeteilt. "Ich hätte Subventionen erwartet. Ich hätte Unterstützung erwartet. Eine wirtschaftlichere Politik aus Berlin, anstatt die Unternehmen nur pleitegehen zu lassen", sagte er damals den Zeitungen der "Ippen"-Gruppe.

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Paar griff dabei auch den zuständigen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) scharf an: Es würden weitere Traditionsunternehmen folgen, sofern "Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck nicht zurücktreten".

Später revidierte er seine Aussagen teilweise. "In der Phase war ich sehr emotional. Ich mache mir auch Vorwürfe, es nicht geschafft zu haben, die Firma zu retten", sagte Paar t-online im August. Er habe "Herrn Habeck nicht persönlich angreifen" wollen, sagte er. "Ich glaube nur, der deutsche Mittelstand benötigt Hilfen."

Auch die ausufernde Bürokratie sei der Breckle GmbH zum Verhängnis geworden, weil der Investor aus Osteuropa deshalb abgesprungen sei, so Paar. Mit der Neuwahl Ende Februar hofft Paar folglich auf andere Rahmenbedingungen.

"Jetzt verheilen die Wunden langsam"

Bei dem neu gegründeten Unternehmen will der Manager zudem aus alten Fehlern lernen – und gibt sich betont optimistisch. "Ich glaube, wir können es gemeinsam schaffen, Northeim als Matratzenstandort zu halten", sagt er.

Und der frühere Breckle-Eigentümer? "Es hätte mich am meisten gefreut, wenn es erst gar nicht zur Insolvenz gekommen wäre, die sicherlich hausgemacht war", sagt Andreas Breckle. "Doch das lässt sich nun leider nicht mehr ändern. Jetzt verheilen die Wunden langsam", sagt er.

Gerade deshalb wäre es schön, so Breckle, "wenn in Northeim die Tradition der Breckle GmbH fortgesetzt würde und weiter Matratzen und Schaumstoffe erfolgreich produziert würden". Insbesondere für die Mitarbeiter, die noch keinen neuen Job gefunden hätten. Ein Wunsch, mit dem Breckle nicht allein dastehen dürfte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Christian Paar
  • Gespräch mit Andreas Breckle
  • Schriftliches Statement von Tobias Sommer
  • Pressemitteilung der Paar GmbH
  • Northeimer Neueste Nachrichten: "Haben das Unternehmen schuldenfrei übergeben" (PDF)
  • Wirtschaftswoche: "Matratzenhersteller Breckle meldet Insolvenz an" (kostenpflichtig)
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