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Verbraucherpreise: Inflation sinkt im August auf 1,9 Prozent


Tiefster Wert seit mehr als drei Jahren
Inflation sinkt im August auf 1,9 Prozent

Von dpa, fls

Aktualisiert am 29.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Die Inflation in Deutschland belastet viele Verbraucher (Symbolbild): Sie ist gesunken. (Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa-bilder)

Die Inflation in Deutschland geht zurück. Lagen die Preise im Juli noch 2,3 Prozent über dem Vorjahresmonat, sind es im August noch 1,9 Prozent.

Die Inflation in Deutschland sinkt deutlich. Im August lagen die Verbraucherpreise um 1,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Vor allem Energie war nach den Auswertungen der Statistischen Landesämter billiger als vor einem Jahr, während die Preise für Dienstleistungen überdurchschnittlich gestiegen sind.

Insgesamt geht der Preisdruck auf die Verbraucher zurück. Noch im Juli hatten die Statistiker einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 Prozent verzeichnet nach 2,2 Prozent im Juni und 2,4 Prozent im Mai. Im August waren die Preise insgesamt 0,1 Prozent niedriger als im Juli. Die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel ging um 0,1 Punkte auf 2,8 Prozent zurück.

Ökonom: "Oft geäußerte Sorge war verfehlt"

Der Ökonom Sebastian Dullien, Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hält den Rückgang der Inflation für eine "sehr gute Nachricht". "Es mehren sich damit die Anzeichen, dass die Inflation in Deutschland endgültig besiegt ist", sagte er am Donnerstag in einer ersten Reaktion auf die Zahlen. "Die oft geäußerte Sorge war verfehlt, der Rückgang der Teuerung der vergangenen Monate könnte nur vorübergehend sein."

Zwar spiele weiter der Rückgang der Energiepreise im Jahresvergleich eine spürbare Rolle bei der Dämpfung der Inflation. "Allerdings zeigt auch der Rückgang der Kernrate, also der Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel, dass der Inflationsdruck in der Breite weiter nachlässt."

Ökonomen hatten bereits mit einem Trend zu stabilen Preisen im Sommer gerechnet. So erwartet das Münchner Ifo-Institut für die kommenden Monate eine Inflationsrate unter zwei Prozent in Deutschland. Basis ist eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage unter Unternehmen zu ihren Preisplänen.

Kauflaune bleibt niedrig

Die Inflation lastet bislang auf der Kauflaune der Verbraucher. Trotz gestiegener Löhne halten viele Menschen ihr Geld weiter zusammen. Im zweiten Quartal gab der private Konsum nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 0,2 Prozent zum Vorquartal nach. Zudem trübte sich im August die Stimmung der Verbraucher ein, wie die Konsumklimastudie der Nürnberger Institute GfK und NIM zeigt. Die Erwartungen zu Einkommen und Konjunktur sind demnach gefallen, genauso wie die Anschaffungsneigung – die Sparneigung ist dagegen gestiegen.

Auf längere Sicht ist die Kaufkraft der Verbraucher während der Inflationswelle gesunken. Zwar wuchs das mittlere Haushaltseinkommen nach Angaben des Statistischen Bundesamts von 2022 auf 2023 um 5,1 Prozent – die Teuerungsrate lag aber bei 5,9 Prozent. Die Inflation hatte sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Anfang 2022 rasant beschleunigt, weil vor allem Energie viel teurer wurde.

Doch Deutschlands Arbeitnehmer haben die Kaufkraftverluste aus den Hochinflationszeiten zunehmend wettgemacht. Im zweiten Quartal übertrafen die Steigerungen der Bruttolöhne das fünfte Mal in Folge die Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Reallohnsteigerung für das zweite Quartal beziffert das Statistische Bundesamt auf 3,1 Prozent.

Inflation sinkt im Jahresschnitt deutlich im Vergleich zu 2023

Angesichts der kräftigen Gehaltszuwächse bleibt der private Konsum die wichtigste Hoffnung für die deutsche Wirtschaft, die im zweiten Quartal um 0,1 Prozent schrumpfte. Für die zweite Jahreshälfte erwarten Ökonomen nur wenig Besserung. Die Deutsche Bundesbank erwartet für das laufende Jahr nur ein Mini-Wachstum von 0,3 Prozent.

Zwar sind die extrem hohen Inflationsraten der vergangenen beiden Jahre Geschichte. Im Jahresschnitt erwarteten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine deutliche Abschwächung der Inflation in Deutschland auf 2,3 Prozent – nach 5,9 Prozent 2023.

Doch Verbraucher spüren beim Einkaufen oder im Restaurant die kräftig gestiegenen Preise. Nahrungsmittel haben sich in den vergangenen Jahren im Schnitt um mehr als 30 Prozent verteuert, ergab eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024.

Sinkende Inflation gibt EZB Spielraum

Der Bundesverband der Verbraucherzentrale ist sogar der Meinung, dass die Lebensmittelpreise einer Blackbox glichen, wie es die Verbandschefin Ramona Pop sagt. Sie verlangt eine neuartige Beobachtungsstelle bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung vor, die Preise und Kosten von Lebensmitteln auf den jeweiligen Herstellungs- und Handelsstufen analysieren soll.

Sollte die Inflation im Jahresverlauf in Deutschland und im Euroraum insgesamt sinken, gäbe das der Europäischen Zentralbank Spielraum für Leitzinssenkungen. Sie hat im Juni erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Im Juli hielt die EZB die Leitzinsen stabil und ließ die Tür für eine Zinssenkung bei der Ratssitzung am 12. September offen. An den Finanzmärkten wird im September mit einer Zinssenkung der EZB gerechnet. Allerdings hielt sich auch im Euroraum die Inflation hartnäckig: Im Juli stieg die Rate leicht auf 2,6 Prozent.

Grundsätzlich sieht die EZB bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent Preisstabilität gewahrt. Geringere Raten oder gar sinkende Verbraucherpreise (Deflation) bergen die Gefahr, dass Unternehmen wie Konsumenten ihre Investitionen und Anschaffungen verschieben, weil sie noch niedrigere Preise erwarten. Das hätte negative Folgen für das Wirtschaftswachstum.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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