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KaDeWe ist insolvent: Wie es für die Luxuskaufhäuser weitergeht


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Insolvenz angemeldet
Hier geht Benkos Pleite weiter


Aktualisiert am 30.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Eingang des KaDeWe (Symbolbild): Die Zukunft des Berliner Traditionskaufhauses ist momentan ungewiss. (Quelle: IMAGO/Stefan Zeitz/imago-images-bilder)
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Die Signa-Pleite zieht weitere Kreise. Nun hat auch die KaDeWe Group Insolvenz angemeldet. Was bisher bekannt ist.

Das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg, Oberpollinger in München: Sie alle sind Luxuskaufhäuser in bester Lage – und gehören zum gleichen Konzern, der KaDeWe Group. Diese wiederum gehört zur insolventen Signa Holding des österreichischen Investors René Benko. Die Signa-Pleite im vergangenen Jahr macht sich nun auch in der Luxussparte bemerkbar. Wie am Montag bekannt wurde, hat die KaDeWe Group Insolvenz angemeldet.

Das teilte das Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur mit. Zuvor hatte das Wirtschaftsmagazin "Capital" berichtet, dass die KaDeWe Group kurz davor sei, einen Insolvenzantrag zu stellen (mehr dazu lesen Sie hier). Auf t-online-Nachfrage wollte sich das Amtsgericht Charlottenburg dazu nicht äußern.

Handelsverband und Politik sind optimistisch

Werden also bald die beliebten Kaufhäuser schließen? Das gilt als unwahrscheinlich. Der Betrieb der Häuser gehe weiter, teilte das Unternehmen selbst am Montag mit.

Gerade das KaDeWe hatte im vergangenen Jahr außergewöhnlich gute Zahlen vorgelegt. Entsprechend entspannt gab sich KaDeWe-Chef Michael Peterseim nach Bekanntwerden der Signa-Insolvenz im Interview mit dem "Tagesspiegel". 2023 habe die KaDeWe Group 728 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, betonte das Unternehmen in seiner Pressemitteilung am Montag erneut.

Entsprechend optimistisch fielen erste Reaktionen aus Politik und Wirtschaft aus. Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sagt dem RBB: "Für uns ist ganz klar: Das KaDeWe ist eine Warenhaus-Ikone. Es ist das bekannteste Kaufhaus Deutschlands. Es ist ein absolutes Flaggschiff und auch Wahrzeichen unserer Stadt."

Es gebe laufende, vertrauliche Gespräche, so Giffey. Der Senat werde sich demnach einbringen, wo immer es möglich sei. In der Geschichte des Kaufhauses habe es schon "sieben Mal einen Wechsel des Mutterkonzerns" gegeben.

Auch der Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, geht von einem Fortbestand des Hauses aus. "Wenn ich im Einzelhandel in Berlin beschäftigt wäre, wäre das hier sicherlich einer der Arbeitsplätze, um den ich mir am allerwenigsten Sorgen machen würde", sagte er dem RBB.

Immobilienpreise belasten Kaufhäuser

Dass es trotz guter Zahlen im vergangenen Jahr zur Insolvenz kommt, hat mehrere Ursachen. Insbesondere die Mieten sind zur Last für die Kaufhäuser geworden. Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/19 seien sie um fast 37 Prozent gestiegen, erklärte die KaDeWe Group. "'Vor Miete' ist das Geschäft damit deutlich profitabel – 'nach Miete' jedoch deutlich nicht", heißt es in der Pressemitteilung zur Insolvenz.

"Die Umsatzmietbelastung ist an allen Standorten hoch, am höchsten in München mit circa 20 Prozent nach unseren Einschätzungen", nimmt Johannes Berentzen von der Handelsberatung BBE an. "Das Alsterhaus schätzen wir mit circa 17 Prozent ein – auch das wäre viel zu hoch. Das KaDeWe steht mit circa 13 Prozent Mietbelastung gemessen am Umsatz noch am besten da."

 
 
 
 
 
 
 

Darüber hinaus dürften auch die Besitzverhältnisse eine Rolle spielen. Die Signa Holding verfügt über einen Anteil von 49,9 Prozent, die Mehrheit von 50,1 Prozent liegt seit 2015 bei der Central Group. Dahinter steht die chinesisch-thailändische Milliardärsfamilie Chirathivat. Berentzen rechnet damit, dass die Central Group nun versuchen wird, sich die Gesamtanteile an der KaDeWe Group und den Grundstücken zu sichern.

Ähnliches war bereits bei der britischen Kaufhauskette Selfridges zu beobachten. Auch hier hatte die Central Group mit Benko gemeinsame Sache gemacht. Nach der Signa-Insolvenz übernahm der Konzern dann die Mehrheitsanteile.

Riskantes Manöver

Wie "Capital" unter Berufung auf Insider berichtet, hat die Central Group derzeit kein Interesse, der KaDeWe Group unter die Arme zu greifen. Dahinter könnte eine riskante Ansicht stehen: Fällt der Wert der Signa-Anteile, könnte die Übernahme für die Central Group günstiger ausfallen.

Das könnte allerdings im Zuge der Insolvenz auch nach hinten losgehen, denn das Verfahren sieht vor, dass möglichst viel für die Gläubiger herausgeholt wird. Bietet also ein anderer Investor mehr als die Central Group, geht dieser Plan nicht auf.

Der Druck, auch von Seiten der Politik, einen möglichst guten Deal zu schließen, dürfte nicht nur wegen der historischen Bedeutung der Kaufhäuser groß sein. Im Zuge der Corona-Krise hatten die Länder Berlin und Hamburg sowie der Bund Ausfallbürgschaften in Höhe von 90 Millionen Euro gewährt.

Laut Medienberichten ist der von der Großbank BNP ausgezahlte Kredit in diesem Jahr fällig. Sollte die KaDeWe Group zahlungsunfähig sein, greifen diese. Aktuell sieht es also so aus, als würde die öffentliche Hand einspringen. Mehrere Rettungsaktionen zugunsten von Galeria Karstadt Kaufhof hatten in den vergangenen Jahren immer wieder zu deutlicher Kritik aus der Wirtschaft geführt.

Geplante Erweiterungen der KaDeWe Group dürften zudem erst einmal auf Eis liegen. So sollte das Carsch-Haus in Düsseldorf umgebaut werden und in Wien ein neues Luxuskaufhaus namens Lamarr entstehen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Zukunft der Galeria-Filialen weiter unklar

Auch wie es mit den Galeria Karstadt Kaufhof weitergeht, ist bislang unklar. Hier ist ebenfalls die Central Group als möglicher Investor im Gespräch.

Neben der Insolvenz der KaDeWe Group wurde am Montag ebenfalls bekannt, dass Gläubiger von Benkos Signa Holding insgesamt gut 8,6 Milliarden Euro fordern.

Die Forderungen der Gläubiger haben sich damit seit November um mehr als 70 Prozent erhöht. Im damals beim Handelsgericht Wien eingebrachten Insolvenzantrag wurden die Gesamtverbindlichkeiten mit fünf Milliarden Euro beziffert. Laut dem gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter Christof Stapf seien allerdings bisher nur Forderungen von rund 80,3 Millionen Euro – also ein Bruchteil davon – anerkannt worden. Viele Forderungsanmeldungen seien ohne die erforderlichen Unterlagen oder zu spät beim Gericht eingegangen. Insgesamt hätten 302 Gläubiger Forderungen angemeldet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage Amtsgericht Charlottenburg
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