Deutscher Reiseriese auf Erfolgskurs Tui verdoppelt Gewinn
Tui konnte dieses Jahr fast wieder an die Zahlen von vor Corona anknüpfen. Das Unternehmen denkt auch über die Rückkehr an die Frankfurter Börse nach.
Der Reisekonzern Tui hat bei einer starken Sommersaison einen Rekordumsatz erreicht und den operativen Gewinn mehr als verdoppelt. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) war mit 977 Millionen Euro im bis September laufenden Geschäftsjahr mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Vor der Corona-Pandemie 2019 hatte der Konzern mehr als eine Milliarde Euro Gewinn erzielt.
Der Umsatz stieg um 25 Prozent auf ein Rekordhoch von 20,7 Milliarden Euro. "Guter Etappenerfolg, aber die Arbeit geht weiter: Unser Ziel bleibt, mit Tui in allen Segmenten profitabler, effizienter und stärker zu werden", erklärte Tui-Chef Sebastian Ebel am Mittwoch.
Fast so viele Kunden wie 2019
Der weltweit größte Anbieter von Pauschalreisen zählte rund 19 Millionen Kunden nach 16,7 Millionen Urlaubern im Vorjahr – der Bestwert 2019 waren 21 Millionen. Über das kommende Jahr ist das Unternehmen aus Hannover zuversichtlich: Der Umsatz soll mindestens um zehn Prozent zulegen, das Ebit um mindestens 25 Prozent wachsen. "Unsere strategischen Initiativen zur Wertsteigerung und die aktuelle Buchungsentwicklung lassen ein weiter verbessertes Jahr 2024 erwarten", erklärte Ebel. Die Buchungen für die Wintersaison lägen elf Prozent über dem Vorjahresstand, die Durchschnittspreise seien fünf Prozent höher.
Unter dem Strich verdiente das börsennotierte Unternehmen 456 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte Tui 213 Millionen Euro Verlust gemacht, da bis zum Frühsommer Corona-Reisebeschränkungen das Geschäft noch belastet hatten.
Tui denkt über Rückkehr an die deutsche Börse nach
Im Zuge der Vorstellung der Jahresbilanz gab Finanzvorstand Mathias Kiep bekannt, dass das Unternehmen über eine Rückkehr an die Frankfurter Börse nachdenken würde. Da zwischen drei Viertel der Tui-Aktien in Deutschland gehandelt würden. Der Vorstand prüfe nun, ob ein Aufstieg in den Prime Standard der Frankfurter Börse mit Aufnahme in den MDax und ein Delisting in London von Vorteil wäre. Eine Entscheidung könnte schon bei der Hauptversammlung im Februar anstehen.
Der Tui-Konzern hatte die Hauptnotierung seiner Aktie im Zuge des Zusammenschlusses mit seiner früheren Veranstaltertochter Tui Travel nach London verlegt. Dabei verließ der Konzern den MDax, den deutschen Börsenindex der mittelgroßen Werte. In den Jahren 2015 und 2016 seien die meisten Tui-Aktien dann in London gehandelt worden. Dem Konzern zufolge hat sich dies aber vor allem in den vergangenen vier Jahren geändert.
Eine Börsennotierung nur in Deutschland könnte Tui aus Sicht des Vorstands Vorteile bringen. Dazu gehörten eine Senkung der Kosten, die Erfüllung von Anforderungen der EU an Eigentum und Kontrolle von Fluggesellschaften sowie eine Verbesserung des Eigenkapitalprofils mit einer zu erwartenden prominenten Position im MDax.
Einem Delisting in London müssten die Anteilseigner des Konzerns zuvor zustimmen – und zwar den Angaben zufolge mit mindestens 75 Prozent der abgegebenen Stimmen. Der Vorstand erwägt daher nach eigenen Angaben, das Vorhaben auf die Tagesordnung der nächsten Hauptversammlung zu setzen, die für den 13. Februar 2024 geplant ist.
- Nachrichtenagentur Reuters und dpa