"Kaputtsparen ist noch kein Strategie" Verdi kritisiert geplante Schließungen von Postbank-Filialen
Fast die Hälfte aller Postbank-Filialen sollen in naher Zukunft schließen, sagt die Deutsche Bank. Kritik an dem Schritt kommt von der Gewerkschaft Verdi.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Ankündigung der Deutschen Bank, fast die Hälfte der Postbank-Filialen zu schließen, scharf kritisiert. "Diese Ankündigung kommt zum völlig falschen Zeitpunkt", sagte der Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe bei Verdi, Jan Duscheck, am Dienstag der "Süddeutschen Zeitung".
Die Reputation der Marke sei wegen der IT-Probleme ohnehin angeschlagen. Jetzt mache der Vorstand der Deutschen Bank bereits die nächste Baustelle auf, "obwohl man die aktuelle Krise noch nicht bewältigt hat".
Der Privatkundenvorstand der Deutschen Bank, Claudio de Sanctis, hatte am Montag in der "Financial Times" angekündigt, dass in den kommenden zwei Jahren bis zu 250 der 550 Postbank-Filialen geschlossen werden sollen. Duscheck sagte der "Süddeutschen", damit dürften mehrere hundert bis tausende Stellen wegfallen.
"Beweisen, dass man digital ein gutes Angebot hat"
Die Pläne führten zu einer weiteren Verunsicherung von Kunden und Beschäftigten, sagte der Verdi-Vertreter weiter. Viele Mitarbeiter würden jetzt überlegen zu gehen. Dabei habe die Bank derzeit ohnehin schon Probleme, Nachwuchs zu rekrutieren. In Kürze würden zudem immer mehr Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. "Wir halten einen derart aggressiven Filial-Rückbau daher für völlig falsch, schließlich muss man erst mal beweisen, dass man digital auch ein gutes Angebot hat."
Die Gewerkschaft fordere deswegen, dass die Deutsche Bank "zeitnah den Kündigungsschutz bis Ende Januar 2024" verlängert, "um den Beschäftigten ein Signal zu geben", sagte Duscheck. Der Vorstand solle zudem konkret sagen, wie viel er in die Digitalisierung investieren wolle. "Denn Kaputtsparen und Filialen schließen ist ja noch keine Strategie."
Deutsche Bank kämpft mit Problemen
Die Deutsche Bank kämpft aktuell mit den Folgen des Umzugs sämtlicher Kundendaten von der Postbank auf ihre IT-Systeme. Laut Verbraucherzentrale Bundesverband beschwerten sich zwischen Januar und September rund 1.700 Kundinnen und Kunden. Sie konnten zeitweise nicht mehr auf ihre Konten zugreifen, ihre Konten waren gesperrt oder Lastschriften wurden nicht mehr eingelöst. Der Kundenservice war zugleich kaum erreichbar.
De Sanctis sagte der "Financial Times", das Problem werde bis Ende des Jahres gelöst sein. Es seien bereits "große Fortschritte" erzielt worden. Die Deutsche Bank ist seit 2010 Besitzerin der Postbank mit heute rund zwölf Millionen Kunden.
- Nachrichtenagentur afp