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Ein Jahr später: Lieferstopp von Gas zwingt Wirtschaft in Russland in die Knie


Gazprom verbucht enorme Verluste
Wie der Gasstopp Russlands Wirtschaft schadet

Von dpa, t-online, swo

Aktualisiert am 06.09.2023Lesedauer: 2 Min.
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Der Vorstandsvorsitzende von Gazprom (Archivbild): Der Export des Gaskonzerns könnte um weitere 50 Prozent fallen. (Quelle: Anadolu Agency)

Mit seinem Gaslieferstopp wollte Russland die EU stark unter Druck setzen. Stattdessen schoss es sich damit ein Eigentor und schadete der eigenen Wirtschaft.

Vor einem Jahr schockierte der russische Machtapparat die Abnehmer in der EU mit einem Gaslieferstopp. Unter diversen Vorwänden stellte es seine Lieferungen ein, seit einem Jahr fließt gar kein Gas mehr durch die Ostseeleitungen. Russland wollte damit Deutschland und die EU unter Druck setzen, die im Zuge des russischen Kriegs gegen die Ukraine vom Westen verhängten Sanktionen zu lockern.

Kurze Zeit später wurden beide Stränge von Nord Stream 1 und einen von Nord Stream 2 durch bisher nicht bekannte Saboteure gesprengt. Allerdings befindet sich Russlands Gaswirtschaft seitdem in einer nicht endenden Talfahrt.

Milliardenverluste für Russland

Der Schaden für den russischen Gasmonopolisten Gazprom ist immens. Zwar nimmt China deutlich mehr Gas ab als je zuvor – aber zu vergleichsweise niedrigen Preisen. Einen Ersatz für den EU-Markt konnte Russland bisher nicht finden, auch wenn es weiterhin Flüssigerdgas (LNG) in die EU verkaufen kann. 65 bis 75 Prozent des angestammten Marktes in der EU könnten nach Meinung russischer Analysten für Gazprom für immer verloren sein.

Schon vor dem Streit hatten Entscheidungen von Kremlchef Wladimir Putin zur systematischen Senkung der Liefermengen geführt. Eine übliche Liefermenge von zum Beispiel 1.755 Gigawattstunden pro Tag wurde zuletzt am 1. Juni registriert. Danach wurden die Mengen weniger. Viele europäische Abnehmer kündigten ihre Verträge mit Gazprom, nachdem Putin angewiesen hatte, die Rechnungen in Rubel und nicht mehr in Euro oder Dollar bezahlen zu lassen.

Unter dem Druck dieses Schritts und im Zuge der Sanktionen verringerte sich der Export im vergangenen Jahr laut Gazprom um fast die Hälfte (45,5 Prozent) auf 100,9 Milliarden Kubikmeter. Laut Energieexperten könnte der Export in diesem Jahr noch einmal um 50 Prozent fallen. Analysten erwarten Einnahmen von im Schnitt nur noch 1,4 Milliarden US-Dollar aus dem Export pro Monat – das ist ein Minus von 60 Prozent im Vergleich zum jährlichen Durchschnitt. Im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen für Russland wegen hoher Preise bei monatlich zeitweilig um die acht Milliarden US-Dollar. Nun sind die Preise wieder auf Vorkriegsniveau.

Speicher fast voll

Die Erdgas-Versorgungslage in Deutschland hat sich ein Jahr später entspannt. "Die Gasflüsse nach Deutschland sind stabil und ausgeglichen", stellt die Bundesnetzagentur fest. Vor allem aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden fließt Gas durch Pipelines nach Deutschland. Hinzu kommen kleinere Mengen über drei neue LNG-Terminals in Nord- und Ostsee. Weitere sollen folgen. Das verflüssigte Erdgas kommt zum Beispiel aus den USA.

Die Großhandelspreise sind in der Zwischenzeit deutlich gesunken, in der Folge geben viele Versorger die niedrigeren Einkaufspreise auch an Endkunden weiter. Die Speicher in Deutschland sind mehrere Wochen vor Beginn der Heizperiode bereits zu 94 Prozent gefüllt, Tendenz steigend. Entwarnung geben mögen Experten gleichwohl nicht: Ein harter Winter könnte die Speicher schnell leeren. "Deswegen bleibt auch ein sparsamer Gasverbrauch wichtig", heißt es bei der Bundesnetzagentur.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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