Özdemir zum Erntebericht "Klimakrise macht Ernte zum Lotteriespiel"
Das Wetter macht den Bauern das Leben schwer: Die diesjährige Ernte bleibt im Fünfjahresschnitt zurück. Auch die Qualität leidet.
Nasskaltes Frühjahr, trockener Sommerbeginn, regenreicher Juli: Die deutschen Bauern haben nach Prognose des Bundeslandwirtschaftsministeriums durch Wetterkapriolen eine kleinere Getreideernte eingefahren. Die Ausbeute dürfte mit 38 Millionen Tonnen um gut vier Prozent niedriger ausfallen als im vergangenen Jahr, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Erntebericht.
Sie bliebe damit um 2,1 Prozent unter dem Fünfjahresschnitt zurück – nicht zuletzt auch wegen des regenreichen Beginns des Frühjahres, das sehr trocken endete und dem ein regnerischer Sommer folgte. Wo es starke Niederschläge zur Erntezeit gab, habe die Qualität beim Weizen gelitten.
"Das neue Normal sieht anders aus"
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zufolge stellen die Folgen der Klimakrise die Branche vor immer größere Herausforderungen. Die Landwirte könnten zwar mit Wetterschwankungen umgehen. "Das neue Normal sieht aber anders aus: Extremwetter als Folgen der Klimakrisen machen unsere Ernten immer stärker zu einem Lotteriespiel", sagte der Grünen-Politiker.
"Einerseits langanhaltende Hitzephasen und Dürren und andererseits heftige Unwetter mit viel Regen binnen kürzester Zeit sowie Hagel und Stürme – damit müssen die Betriebe künftig zunehmend umgehen." Das führe dazu, dass die Ernten für die Höfe immer ungewisser würden. Die Landwirtschaft müsse daher klimafest gemacht werden.
Bauern gehen von niedrigerer Ernteausbeute aus
Die wichtigste Getreidekultur in Deutschland bleibt der Winterweizen mit einem Anteil von 46 Prozent an der gesamten Getreidefläche. Die Anbaufläche verringerte sich den Angaben nach um 2,7 Prozent auf 2,81 Millionen Hektar, während die Erntemenge um 6,0 Prozent auf 20,8 Millionen Tonnen abnahm. Die Winterrapsernte schrumpfte im Vergleich zum guten Vorjahresergebnis um drei Prozent auf fast 4,2 Millionen Tonnen.
Belastbare Ergebnisse zu den Ernteerträgen bei Hülsenfrüchten wie Felderbse und Sojabohne liegen noch nicht vor. "Man muss jedoch davon ausgehen, dass vor allem das nasse und kalte Frühjahr, die langen Trockenphasen im Frühsommer sowie der kalte, nasse Juli auch die Ertragsaussichten bei dieser Pflanzengruppe geschmälert haben", so das Ministerium.
Vergangene Woche hatte bereits der Deutsche Bauernverband eine niedrigere Ernteausbeute prognostiziert. "Nach derzeitigem Stand erwarten wir aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen in diesem Jahr eine unterdurchschnittliche Getreideernte", sagte dessen Präsident Joachim Rukwied. "Durch die lange Regenperiode müssen wir deutliche Mengen- und Qualitätsverluste hinnehmen.
- Nachrichtenagentur Reuters