Schlichtung beendet Bahn und Gewerkschaft EVG finden Kompromiss
Lange hatten Bahn und die Gewerkschaft EVG miteinander gerungen. Jetzt konnten beide Seiten wohl eine Einigung erzielen.
Im Tarif-Schlichtungsverfahren bei der Deutschen Bahn haben die Vermittler einen Kompromissvorschlag präsentiert. Dieser sieht unter anderem eine stufenweise Lohnerhöhung um insgesamt 410 Euro und eine Laufzeit von 25 Monaten vor, wie das Schlichterteam am Mittwoch in Potsdam mitteilte.
Konkret soll die erste Stufe der Gehaltsanpassung in Höhe von 200 Euro noch im Dezember dieses Jahres kommen, die zweite im August 2024. Außerdem soll es im Oktober eine Einmalzahlung in Höhe von 2.850 Euro geben. Hinzu kommen strukturelle Entgelterhöhungen für bestimmte Berufsgruppen. Laut EVG könnten damit rund 70.000 Beschäftigte pro Monat noch einmal 100 Euro zusätzlich erhalten.
Über den Vorschlag müssen nun beide Seiten in ihren Gremien entscheiden. Bei der Bahn gilt die Zustimmung als Formsache. Bei der EVG ist es komplizierter. Zunächst ist für kommenden Freitag ein Treffen des Bundesvorstands geplant. Er soll noch am selben Tag eine Empfehlung abgeben, ob die EVG den Schlichterspruch akzeptiert oder nicht.
"Gespräche waren intensiv, hart und langwierig"
Dann geht es bis Ende August in die Urabstimmung. Rund 180.000 Bahn-Beschäftigte sind dabei aufgerufen, über den Kompromissvorschlag abzustimmen. Folgen mehr als ein Viertel der Teilnehmer der Empfehlung des Vorstands, gilt dieser. Stimmt die EVG gegen den Vorschlag, sind ab Ende August unbefristete Streiks möglich. Bis dahin aber ändert sich für Fahrgäste zunächst nichts.
"Unsere Gespräche waren intensiv, hart und langwierig", sagte der ehemalige Bundesminister Thomas de Maiziere, der an den Schlichtungen teilgenommen hatte. Sollte die Empfehlung angenommen werden, wäre es der "höchste und teuerste Tarifabschluss in der Geschichte der Deutschen Bahn", sagte er. "Beide Seiten müssen mit der Annahme des Kompromisses Kröten schlucken", sagte de Maiziere. "Das liegt in der Natur des Kompromisses."
Statt einer prozentualen Erhöhung muss die Bahn nun um Festbeträge aufstocken. Diese liegen in der Höhe deutlich unter der ursprünglichen Forderung der EVG. Die Gewerkschaft hatte mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommensgruppen gefordert sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten. Die Bahn wiederum hatte zuletzt acht Prozent mehr für die oberen, zehn Prozent für die mittleren und zwölf Prozent für die unteren Entgeltgruppen angeboten. Als Laufzeit wollte der Konzern 27 Monate durchsetzen.
- Nachrichtenagentur dpa und Reuters