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Verdrecktes Trinkwasser: Post-it-Hersteller 3M zahlt Milliarden-Strafe


Verdrecktes Trinkwasser
Post-it-Hersteller 3M muss Milliarden-Strafe zahlen

Von dpa
Aktualisiert am 23.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Der Post-it-Hersteller 3M muss eine Milliardenstrafe zahlen. (Symbolfoto) (Quelle: imago-images-bilder)

3M stellt neben den bekannten Post-it-Klebezetteln zahlreiche Dinge her, bei deren Produktion ewige Chemikalien zum Einsatz kommen. Dafür muss die Firma nun eine Strafe zahlen.

Der Fall um verschmutztes Trinkwasser durch sogenannte Ewigkeits-Chemikalien zieht in den USA weite Kreise. Nun muss auch der US-Konzern 3M – in Deutschland unter anderem bekannt für gelbe Post-it-Klebezettel – hohe Summen zahlen. Das Unternehmen einigte sich mit den Behörden auf eine Zahlung von bis zu 12,5 Milliarden US-Dollar (11,4 Milliarden Euro).

Erst kürzlich hatten auch die Chemiekonzerne DuPont, Chemours und Corteva sich zu einer Zahlung von zusammengenommen 1,2 Milliarden Dollar bereit erklärt. Für 3M ist die Sache nach Einschätzung von Analysten aber noch längst nicht ausgestanden – sie rechnen mit weiteren Milliardenforderungen.

Wie 3M in einer Mitteilung vom späten Donnerstagabend erläuterte, soll die ausgehandelte Entschädigungssumme über 13 Jahre verteilt fließen. Damit seien sämtliche bereits anhängigen und künftigen Klagen von Wasserversorgern in den USA beigelegt, hieß es.

Ewige Chemikalien in diversen Produkten

Konzernchef Mike Roman sprach von einem "wichtigen Schritt" im Bemühen des Konzerns, aus der Produktion der schädlichen Stoffe auszusteigen. Die in den vergangenen Monaten stark gefallene Aktie legte vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um mehr als fünf Prozent zu.

Konkret geht es um bestimmte von 3M produzierte sogenannte per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die unter anderem wasser-, fett- und schmutzabweisend sind und auch als Chemikalien für die Ewigkeit bezeichnet werden. Verwendet werden sie in diversen Produkten wie etwa Kosmetika, Textilien oder Kochgeschirr.

Die nun durch die Entschädigungssumme beigelegten Rechtsstreitigkeiten in den USA drehten sich indes ausschließlich um die Verwendung der Stoffe in Feuerwehrschäumen für Löscharbeiten auf Militärgelände und Flugplätzen. 3M produzierte die Chemikalien über Jahrzehnte, diese gelangten über die Verwendung der Schäume an vielen Orten in den USA in das Trinkwasser.

Es dürften noch weitere Klagen gegen 3M folgen

Der Einigung zufolge muss 3M mindestens 10,5 Milliarden Dollar zahlen. Ob es bis zu 12,5 Milliarden Dollar werden, hängt laut einem Klägeranwalt von der Menge PFAS ab, die im Trinkwasser konkret nachgewiesen werde, das bisher noch nicht getestet worden sei. 3M kündigte an, im laufenden zweiten Quartal eine Belastung von rund 10,3 Milliarden Dollar vor Steuern zu verbuchen.

Karen Ubelhart und Christina Feehery, Analystinnen bei Bloomberg Intelligence, sprachen von einem ersten Schritt für 3M auf seiner langen Reise durch die Prozesse. Mit der ausgehandelten Einigung merze der Konzern ein bedeutendes Maß an juristischer und finanzieller Unsicherheit aus, schrieben die Branchenkennerinnen. "Aus dem Schneider ist 3M aber noch nicht." Denn abseits der für das Trinkwasser zuständigen Institutionen und Behörden muss sich der Konzern noch mit vielen weiteren Klagen auseinandersetzen.

Dabei gehe es unter anderem um Vorwürfe im Zusammenhang mit der Schädigung natürlicher Ressourcen sowie von Privatpersonen wegen erlittener Gesundheitsschäden. Diese Fälle könnten 3M weitere 10 bis 15 Milliarden Dollar kosten, schätzen Ubelhart und Feehery.

4.000 Klagen gegen US-Firmen

Die Wasserverschmutzung betreffenden Fälle gehören zu insgesamt 4.000 Klagen gegen 3M und andere US-Unternehmen, mit denen sich derzeit das Bundesgericht in Charleston in South Carolina befasst. Der zuständige Richter muss die Einigung mit dem US-Konzern noch absegnen.

3M hatte bereits vor mehr als 20 Jahren den Ausstieg aus der Produktion der PFAS-Chemikalien angekündigt. Mittlerweile macht der Konzern mit dem Vorhaben Ernst. Ab Ende 2025 sollen keine derartigen Stoffe mehr bei 3M hergestellt werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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