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Viertagewoche für Arbeitnehmer: "Deutschland ist nicht mehr konkurrenzfähig"


Viertagewoche?
"Deutschland ist nicht mehr konkurrenzfähig"

MeinungVon t-online, Mth

Aktualisiert am 10.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Eine Arbeitnehmerin entspannt am Arbeitsplatz: Die Viertagewoche ist im Trend. (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Eine Arbeitnehmerin entspannt am Arbeitsplatz: Die Viertagewoche ist im Trend. (Symbolbild) (Quelle: IMAGO/Joseffson)

Schadet die Viertagewoche mehr als sie nützt? Arbeitgeberpräsident Dulger meint: ja. Ein Teil der Bevölkerung sieht das ganz anders.

Während Bundesfinanzminister Christian Lindner theoretisch von notwendigen Überstunden spricht, um unseren Wohlstand zu sichern, entscheiden sich praktisch immer mehr Menschen dazu, kürzerzutreten. Die Viertagewoche ist in aller Munde und entgeht natürlich auch Rainer Dulger nicht.

Im t-online-Gespräch äußerte sich der Arbeitgeberpräsident skeptisch. Das ganze Interview mit ihm lesen Sie hier. Auch Ex-Innenminister Thomas de Maizière sieht sie kritisch, wie er kürzlich zugab. Die einen t-online-Leser teilen die Bedenken, die anderen widersprechen und befürworten eine Viertagewoche.

"Wir würden unseren Wohlstand abschaffen"

Jürgen Lugert plädiert dafür, eine Arbeitszeitverkürzung eine individuelle Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber bleiben zu lassen. "Wer weniger arbeiten möchte, kann seine Arbeitszeit ja reduzieren – aber dann bitte auch entsprechende Lohneinschränkungen hinnehmen."

Sollte der Gesetzgeber sich einmischen und eine Viertagewoche zur Regel machen, wäre das gar nicht im Sinne des t-online-Lesers: "Mit solch kruden Maßnahmen würden wir unseren Wohlstand endgültig abschaffen", schreibt er.

"Ist das nicht erstrebenswert?"

"Es gibt bereits viele Studien und Feldversuche, die bewiesen haben, dass sich nichts an der Leistung der Beschäftigten verschlechtert hat", weiß Schichtarbeiter Konstantin. Das Gegenteil sei der Fall: "Die Firmen, die es ausprobiert haben, sind effizienter geworden und die Angestellten zufriedener. Ist das nicht erstrebenswert für einen Arbeitgeber?", fragt der t-online-Leser, der selbst nur 32 Stunden arbeitet, rhetorisch.

"Verantwortungslos"

"Die Viertagewoche ergibt aus meiner Sicht nur dort Sinn, wo die Wochenarbeitszeit ohne Reduzierung auf vier Tage anstatt fünf verteilt werden kann", mailt Albert Achterhalm. "Voraussetzung dafür ist, dass Arbeitsprozesse so organisiert werden können, dass die einzelnen Arbeitnehmer so arbeiten können, dass Produktivität oder Service nicht beeinträchtigt werden. Das ist sicherlich in einigen Branchen und Bereichen möglich, wenngleich nicht in allen."

Eine reduzierte Wochenarbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn hielte der t-online-Leser für "absolut schädlich für die wirtschaftliche Entwicklung und würde eine erhebliche Verschärfung der ohnehin schon gravierenden Probleme in allen Bereichen der Sozialversicherung zur Folge haben". Deshalb bezeichnet er es als "verantwortungslos", wenn manche die Viertagewoche ohne Verringerung des Lohns fordern.

"Verdient, auch mal kürzerzutreten"

Brian Weißbeck meint: "Die Zeiten haben sich geändert. Sie sind schnelllebiger und mit mehr Stress verbunden. Somit sind auch gesundheitliche Einschränkungen zu erwarten. Auch aus diesem Grund erscheint mir eine Viertagewoche sinnvoll." Seine Befürwortung beschränkt sich allerdings auf Langzeitarbeitnehmer.

"Arbeitnehmer wie meine Wenigkeit, die seit 34 Jahren oder länger ununterbrochen auf Arbeit gehen, haben es sich verdient, auch mal kürzerzutreten."

"Ich lebe noch"

"40 Stunden in der Woche zu arbeiten, ist heutzutage eine Schreckensmeldung", spottet Kurt Biedermann. "Da kann ich nur grinsen. Ich habe im Jahr 1955 noch 48 Stunden wöchentlich, inklusive samstags, gearbeitet – und lebe noch!" Die Forderung nach 32 Stunden Arbeit pro Woche hält er für unangemessen.

"Konzepte für bessere Work-Life-Balance erwartet"

Eleonore Siegfanz ist mit den Äußerungen unseres Interviewpartners nicht einverstanden. "Ist Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger selbst nicht so ganz up to date, was seine Klientel betrifft? In vielen Unternehmen in Deutschland werden Projekte schon seit Jahren nach Zielvorgaben abgearbeitet, ohne jegliche arbeitszeitliche Vorgaben. Selbst in Produktionsfirmen werden die vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden auf vier Tage komprimiert, bei weiterhin 24 Stunden Laufzeit der Maschinen."

Dass man bei der Entscheidung, von einer Fünf- auf eine Viertagewoche herunterzugehen, dasselbe verdienen will wie vorher, hält die t-online-Leserin für ein Missverständnis: "Kein Arbeitnehmer geht davon aus, dass die vertraglich festgelegte Arbeitszeit minimiert wird und dabei volles Gehalt bekommt. Es wird lediglich erwartet, dass Konzepte entwickelt werden, die eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen. Dazu soll Herr Dulger seine Mitglieder animieren, anstatt Panikaussagen zu verbreiten."

Video | "Dafür wollen wir uns nicht kaputt arbeiten!"
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Quelle: t-online

"Deutschland ist nicht mehr konkurrenzfähig"

"Wer die Viertagewoche diskutiert, hat wohl noch keinen Blick nach China, Tschechien, Polen, die USA oder andere Länder geworfen, die mit uns industriell konkurrieren", sagt Tanja Hofmann. Während die Leute hierzulande über Work-Life-Balance debattierten, zögen unsere Unternehmen an Standorte, an denen das kein Thema sei und wo zudem weniger Bürokratie, niedrigere Energiekosten sowie geringere Steuern und Lohnnebenkosten anfielen. "Wer kann, der geht. Wer nicht kann, der geht pleite. Deutschland ist nicht mehr konkurrenzfähig in der Welt."

"Menschen wie Dulger bald nicht mehr gebraucht"

Dass der Präsident der Arbeitgeber die Viertagewoche abwertet, wundert Oliver Schürmann nicht: "Menschen wie Rainer Dulger sind nicht in der Lage, Veränderungen zu gestalten. Deswegen versuchen solche Menschen, Veränderungen zu verhindern, weil sie wissen, dass sie bald nicht mehr gebraucht werden. Denn die Welt dreht sich auch ohne sie weiter – hoffentlich menschengerechter."

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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