EZB-Studie Liebe zum Bargeld schwindet rapide
An der Ladenkasse wird überwiegend bar bezahlt – noch. Denn der Trend zu digitalen Methoden hält an. Auch wenn das Tempo zuletzt nachgelassen hat.
Bargeld ist für die Menschen im Euroraum trotz des Trends zu digitalen Bezahlmethoden an der Ladenkasse noch erste Wahl. Vor allem bei kleinen Beträgen greifen Verbraucher überwiegend zu Schein und Münze, wie eine Analyse der Europäischen Zentralbank (EZB) ergab.
Die Bedeutung digitaler Bezahlmöglichkeiten nimmt stetig zu. Jahr für Jahr werden weniger Einkäufe bar bezahlt: 52 Prozent der Transaktionen waren es in diesem Jahr, 2022 werden es 59 Prozent sein, 2019 wurden sogar 72 Prozent Barzahlungen im Währungsraum gezählt. Gleichzeitig steigt der Anteil der Kartenzahlungen: von 25 Prozent im Jahr 2019 über 34 Prozent im Jahr 2022 auf 39 Prozent in der aktuellen Auswertung.
Der Anteil der Barzahlungen an der Ladenkasse ist laut der Erhebung, die nationale Umfragen berücksichtigt, zwischen 2022 und 2024 in fast allen Ländern des Euroraums zurückgegangen. Ausnahmen bilden Finnland und die Niederlande. Die größten Rückgänge bei der Zahl der Transaktionen wurden in Zypern (minus 11 Prozentpunkte), Deutschland, Malta und Portugal (jeweils minus 10 Prozentpunkte) verzeichnet.
Liebe der Bundesbürger zum Bargeld schwindet
Wer zu Schein und Münze greift, schätzt es, mit einem Blick ins Portemonnaie genau zu wissen, wie viel er noch ausgeben kann. Auch das anonyme Bezahlen, ohne elektronische Spuren zu hinterlassen, ist ein Argument der Bargeldbefürworter. Doch selbst im Barzahlerland Deutschland sind Schein und Münze an der Ladenkasse auf dem Rückzug.
Laut einer im Juli veröffentlichten Umfrage der Bundesbank wurden im Jahr 2023 noch 51 Prozent der Zahlvorgänge in Deutschland bar abgewickelt. Das entspricht einem Rückgang von sieben Prozentpunkten gegenüber der Studie aus dem Jahr 2021. Gleichzeitig stieg der Anteil der Zahlungen mit Debitkarten um fünf Punkte auf 27 Prozent, das mobile Bezahlen per Smartphone nahm um vier Punkte auf sechs Prozent aller Bezahlvorgänge zu.
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Ab 50 Euro wird zumeist mit Karte bezahlt
Im europäischen Durchschnitt halten Verbraucher die Zahlung per Karte für schneller und einfacher. Bei Zahlungen über 50 Euro sind Karten das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel.
Auch gemessen am Wert sind Karten der EZB-Analyse zufolge das dominierende Zahlungsmittel in den 20 Eurostaaten mit einem Anteil von 45 Prozent. Bargeld kommt auf 39 Prozent, sieben Prozent entfallen auf das mobile Bezahlen etwa per Smartphone – mit steigender Tendenz.
Während der Corona-Pandemie hatte der Einzelhandel das kontaktlose Bezahlen als besonders hygienisch beworben. Das schnelle Bezahlen im Vorbeigehen ist unter anderem mit einem Smartphone oder einer Smartwatch möglich.
Online-Handel als Treiber für digitales Bezahlen
"Digitale Zahlungen nehmen weiter zu, wenn auch langsamer", stellt die EZB fest. Ein Treiber sei der rege Online-Handel. Zahlungen im Internet, die überwiegend per Karte abgewickelt werden, machen gut ein Fünftel (21 Prozent) aller Zahlungen und gut ein Drittel (36 Prozent) des Gesamtwertes aus. In beiden Betrachtungen ging es seit der Untersuchung 2022 nach oben.
Eine Mehrheit der Verbraucher im Euroraum (62 Prozent) hält es für wichtig, dass Bargeld als Zahlungsmöglichkeit erhalten bleibt. EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone betont: "Wir sind bestrebt, sichere, effiziente und integrative Zahlungsmöglichkeiten zu gewährleisten. Indem wir sowohl Bargeld als auch die Entwicklung eines digitalen Euro unterstützen, wollen wir sicherstellen, dass die Menschen jetzt und in Zukunft immer mit öffentlichem Geld bezahlen können."
- Nachrichtenagentur dpa