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Konto: Dispozinsen steigen auf mehr als 15 Prozent – Ratenkredit kann helfen


"Das Tempo ist rasant"
Dispozinsen steigen deutlich

Von dpa, llb

10.10.2023Lesedauer: 3 Min.
2023 steigen die Kreditzinsen und die Dispozinsen rasant.Vergrößern des Bildes
Zinsen ausrechnen (Symbolbild): Bei hohen Dispozinsen und Dauerminus auf dem Girokonto lohnt sich eine Umschuldung mittels Ratenkredit. (Quelle: Delpixart)

Nicht nur die Zinssätze für Ratenkredite explodieren. Jetzt steigen auch die Dispozinsen deutlich an. Forderungen nach einer Obergrenze werden laut.

Wer im Sommer dieses Jahres einen Ratenkredit abgeschlossen hat, musste dafür laut Vergleichsportal Verivox im Mittel 7,08 Prozent Zinsen zahlen – ein neuer Höhepunkt. So teuer waren laut Deutscher Bundesbank Kredite seit 20 Jahren nicht mehr. Jetzt steigen auch die Dispozinsen in beeindruckendem Tempo.

"Das Tempo ist rasant. Seit Ende 2022 sind die Dispozinsen im Schnitt um mehr als zwei Prozentpunkte gestiegen", berichtet Heike Nicodemus von der Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest. "Viele Kreditinstitute haben zum 1. Oktober nochmal nachgelegt". Im Schnitt liegen die Zinsen, die Geldhäuser für die geduldete Überziehung des Girokontos verlangen, demnach inzwischen bei etwa 12 Prozent (Stand 6. Oktober). Ende 2022 waren es bei 176 ausgewerteten Banken und Sparkassen im Schnitt noch 9,94 Prozent.

EZB-Leitzinserhöhung und ihre Folgen

Banken gewähren jedem Inhaber eines Girokontos in der Regel eine festgelegte Summe, mit der das Konto überzogen werden darf. In welcher Höhe ein Dispokredit eingeräumt wird, hängt meistens vom Einkommen und der Kreditwürdigkeit ab. Meist sind es zwei bis drei Monatsgehälter.

"Die Banken bieten eine Dienstleistung, dafür verlangen sie Geld", so Nicodemus weiter. Der rasante Anstieg der Dispozinsen sei in erster Linie den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) geschuldet. Die Eurowährungshüter versuchen mit einer Serie von zehn Zinserhöhungen seit Juli 2022 auf nunmehr 4,5 Prozent der Inflation im Euroraum entgegenzuwirken.

Kreditinstitute erhöhen schnell die Kreditzinsen

Dispokredite sind beliebt, weil sie erlauben, etwas mehr Geld für Konsum auszugeben oder Rechnungen zu bezahlen, bevor das nächste Gehalt auf dem Konto ist. Aber auch für einkommensschwache Haushalte ist der Dispo wichtig. Etwa jeder sechste Deutsche kann nach eigenen Angaben wegen der hohen Teuerung kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen. 17,2 Prozent von 2.059 Befragten wählten in einer YouGov-Umfrage für die Postbank diese Antwortmöglichkeit auf die Frage, wie sie die Preissteigerungen wahrnehmen.

Der Dispozins ist an ein Referenzzinssystem gekoppelt. Ein üblicher Referenzzins ist der Leitzins der EZB. Die unabhängige FMH-Finanzberatung stellt hier einen deutlichen Anstieg fest. Demnach müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Mittel 11,89 Prozent Zinsen für einen Dispo-Kredit zahlen (Stand: 6. Oktober). Die Spanne bei 80 untersuchten Geldhäusern reicht von 3,62 Prozent bis 15,49 Prozent.

"Banken müssten die Erhöhung nicht umsetzen, aber sie können es", sagt Nicodemus. "Wir haben festgestellt, dass Kreditinstitute im Schnitt relativ schnell die Zinsen erhöhen. Beim Senken ging es dagegen nicht ganz so schnell." Dank eines großen Angebotes haben es Bankkunden selbst in der Hand, wo und zu welchen Konditionen sie einen Dispokredit nutzen wollen, argumentiert der Dachverband der fünf großen Bankenverbände in Deutschland. Aber Kunden, die einmal im Minus sind, wissen, dass ein Wechsel dann nicht so einfach ist.

Diskussion um Deckel für Dispozinsen

Die Diskussion um die Deckelung von Dispozinsen bekommt durch die massive Zinserhöhung neue Nahrung. Der Verbraucherschutzminister der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Johannes Remmel, beispielsweise rief Mitte September die anderen Bundesländer dazu auf, dem von NRW eingebrachten Gesetzentwurf für eine Zins-Obergrenze für Dispokredite zuzustimmen.

"Die Bundesregierung hat eine sehr gute Gelegenheit verstreichen lassen, der Willkür der Banken ein Ende zu setzen", erklärte der Minister. "Trotz vielfacher Aufforderung, einen Deckel einzuführen, hat sie sich dagegen entschieden. Jetzt liegt es am Bundesrat, sich für die Bankkunden einzusetzen."

Das Bundesjustizministerium verwies auf die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie, die Verbraucher bei der Aufnahme von Krediten besser schützen soll. "Solange nicht abschließend geklärt ist, welcher Änderungsbedarf aus der EU-Richtlinie für das deutsche Recht folgt, hält das Bundesministerium der Justiz ein auf Änderung des Verbraucherkreditrechts gerichtetes Gesetzgebungsvorhaben nicht für sinnvoll", sagte ein Ministeriums-Sprecher.

Umschuldung mittels Ratenkredit

Ein Dispo kann teuer werden. "Ein häufig in Anspruch genommener Dispokredit kann zu einer finanziellen Abwärtsspirale führen", warnt Nicodemus. Wer sein Konto dauerhaft überzieht, sollte darauf achten, nicht in der Schuldenfalle zu landen. Die Überziehung des Dispos kann auch die Bonität bei der Schufa negativ beeinflussen.

Aus Sicht von Stiftung Warentest ist ein Dispozins mit zehn Prozent vergleichsweise günstig. Das gilt den Angaben zufolge derzeit für knapp 20 Prozent von 460 ausgewerteten Kontomodellen. "Teuer ist alles ab 13 Prozent insbesondere für Menschen, die sehr häufig den Dispo in Anspruch nehmen", sagt die Expertin von "Finanztest". Insgesamt reiche die Spanne von 3,54 Prozent bis 15,57 Prozent. "Mehr als 15 Prozent, die wir bei 18 Kontomodellen gefunden haben, finde ich richtig krass."

Verbraucher sind hohen Dispozinsen keineswegs hilflos ausgeliefert. Sie sollten sich überlegen, ob sie nicht zu einer Bank oder Sparkasse mit günstigeren Konditionen wechseln. Eine Umschuldung mit Hilfe eines Ratenkredits, der im Schnitt die Hälfte kostet, kann dabei ebenso sinnvoll sein.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • and.nrw: "Minister Remmel: Eine Deckelung der Dispozinsen ist längst überfällig"
  • Eigene Recherche
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