Zu viele Fragen offen Verbraucherschützer wollen Gasumlage verschieben
Verbraucherschützer fordern eine Verschiebung der Gasumlage. Derweil dürfte die Maßnahme die Inflation weiter befeuern, eine Rezession wahrscheinlicher machen.
Steigende Inflation, schrumpfende Wirtschaft: Die für Oktober geplante Einführung der Gasumlage wird Top-Ökonomen zufolge stark negative Folgen für die deutsche Konjunktur haben. "Zusammen mit dem auslaufenden Tankrabatt und dem Wegfall des Neun-Euro-Tickets kann der Anstieg der Gaspreise zu zweistelligen Inflationsraten im Herbst führen", sagte der Ökonom Jens Südekum am Montag.
Die Konjunktur belaste das "erheblich": "Die Industrie drosselt die Produktion und Verbraucher fahren ihren Konsum zurück." Eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte sei wahrscheinlich.
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) belaufen sich Mehrkosten für die Industrie auf 5,7 Milliarden Euro. Am stärksten betroffen seien demnach energieintensive Grundstoffindustrien. Dazu zählten etwa die Chemie- und Metallindustrie und die Hersteller und Verarbeiter von Glas, Keramik, Steinen und Erden. "Alleine diese drei Branchen tragen mehr als die Hälfte der Mehrkosten."
Verbraucherschützer wollen Verschiebung der Umlage
Zugleich werden auch Verbraucher durch die Umlage stark belastet. Im Schnitt muss ein Musterhaushalt mit Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden rund 484 Euro zusätzlich für die Gasumlage bezahlen.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) kritisierte am Montag, dass noch zu viele Fragen bei der Umlage offen seien. Laut VZBV-Vorständin Ramona Pop sei unter anderem nicht geklärt, mit welchen Fristen die Energieversorgungsunternehmen die Umlage an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben.
Auch müsse feststehen, dass der Staat nicht mit der Mehrwertsteuer an der Umlage mitverdiene. Zu klären sei außerdem, welche Endverbrauchergruppen die Umlage tragen müssten.
"Die Bundesregierung muss die Einführung der Umlage verschieben, um die offenen Fragen zu klären und das dringend benötigte Hilfspaket zu beschließen", forderte Pop mit Blick auf angekündigte weitere Entlastungen der Bürgerinnen und Bürger. Pop verlangte: "Solange die Koalition über weitere Entlastungsmaßnahmen streitet, soll die Umlage steuerfinanziert werden."
- Nachrichtenagentur dpa und Reuters