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Renten in Deutschland: Experten fordern Kürzungen für Besserverdienende


System unter Druck
Experten fordern Rentenkürzungen bei Besserverdienern

Von t-online, llb

07.02.2025 - 12:59 UhrLesedauer: 3 Min.
Rentnerpaar sitzt entspannt auf einer Bank in der SonneVergrößern des Bildes
Rentnerpaar entspannt auf einer Bank: Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) fordern Abschläge bei der Rente für Gutverdiener. (Quelle: Jacob Wackerhausen)
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Experten erregen mit einer Studie zur Rente Aufsehen. Die Forderung: Eine Reform, die Geringverdiener entlastet und Bezieher hoher Renten zur Kasse bittet. Was das konkret bedeutet.

Die gesetzliche Rente ist für viele Menschen in Deutschland die wichtigste Absicherung im Alter. Dennoch gibt es erhebliche Unterschiede: Während einige Rentnerinnen und Rentner komfortabel von ihren Bezügen leben können, müssen andere trotz jahrzehntelanger Arbeit mit einer kleinen Rente auskommen und sogar Minijobs annehmen, um über die Runden zu kommen.

Angesichts dieser Herausforderungen schlagen Johannes Geyer und Peter Haan vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Neujustierung der gesetzlichen Rente vor. Ihrer Studie zufolge bekämen Menschen mit geringerem Einkommen mehr Rente, um finanziell besser abgesichert zu sein. Gutverdiener hingegen müssten sich auf niedrigere Rentenzahlungen einstellen – vor allem, weil sie im Schnitt länger leben.

Die Herausforderungen des deutschen Rentensystems

Das deutsche Rentensystem steht seit Jahren vor erheblichen Herausforderungen. Die demografische Entwicklung führt dazu, dass immer mehr Menschen in Rente gehen, während die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die in die Rentenkasse einzahlen, sinkt.

Dieses Ungleichgewicht belastet das Umlagesystem und stellt dessen Nachhaltigkeit infrage. Zudem profitieren Besserverdienende nicht nur von höheren Rentenansprüchen, sondern beziehen aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung auch länger Rente. Diese Faktoren führen zu Spannungen und Diskussionen über die Verteilungsgerechtigkeit innerhalb des Systems.

Die Forderungen des DIW

Johannes Geyer und Peter Haan, Sozialexperten beim DIW in Berlin, haben in einer Sonderausgabe zur Bundestagswahl 2025 Vorschläge zur Reform des Rentensystems präsentiert. In ihrer Publikation "DIW aktuell" plädieren sie dafür, vom bisherigen Äquivalenzprinzip abzuweichen, das besagt, dass jeder eingezahlte Euro zu einem gleich hohen Rentenanspruch führt.

Stattdessen schlagen sie eine progressive Rentenformel vor, die das Rentenniveau für Personen mit niedrigen Renten stabilisiert und für Personen mit höheren Renten eine Kürzung zulässt. Das bedeutet: Rentenzahlungen sollen stärker an soziale Faktoren gekoppelt werden. Geringverdiener würden demnach für ihre Einzahlungen relativ mehr Rente erhalten als Gutverdiener.

Geyer und Haan argumentieren, dass Menschen mit höherem Einkommen nicht nur höhere Rentenansprüche erwerben, sondern auch länger leben und somit länger Rente beziehen. Daher sei es gerechtfertigt, diese Unterschiede bei zukünftigen Rentenreformen stärker zu berücksichtigen. Eine Möglichkeit wäre etwa, hohe Renten ab einem bestimmten Betrag im Zuge von Rentenerhöhungen weniger stark ansteigen zu lassen. Zudem könnten hohe Rentenansprüche bei Gutverdienern durch einen Abschlag reduziert werden.

Stimmen anderer Experten

Die Diskussion über eine Umverteilung innerhalb des Rentensystems ist nicht neu. Bereits 2023 schlug die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer vor, Besserverdienende sollten einen Teil ihrer Rente abgeben, um die Renten von Geringverdienern zu erhöhen. Sie argumentierte, dass eine solche Umverteilung notwendig sei, um eine Zunahme der Altersarmut zu verhindern.

Demgegenüber warnte der Ökonom und Rentenexperte Peter Bofinger davor, Gutverdienern die Renten zu kürzen, da die Rente kein Instrument zur Umverteilung sei. Er bezeichnete in einem Interview mit der "Wirtschaftswoche" solche Ideen als "absurd" und betonte die Bedeutung des Äquivalenzprinzips.

Auch der Ökonom und Wirtschaftsweise Achim Truger warnt vor einer Abkehr vom Äquivalenzprinzip. Er betont, dass das Rentenniveau durch bestimmte Reformvorschläge so stark sinken könnte, dass es politisch gefährlich wäre und das Vertrauen der Menschen in die deutsche Rentenversicherung erschüttern würde. Zu befürchten sei, dass Leistungsträger dem System den Rücken kehren könnten, wenn ihre Einzahlungen nicht mehr in entsprechend hohe Renten münden.

Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Einführung einer progressiven Rentenformel administrativ aufwendig und rechtlich komplex sein könnte. Einige Experten warnen auch davor, dass solche Maßnahmen das Problem der Altersarmut nicht ausreichend lösen, da sie lediglich umverteilen, aber keine zusätzlichen Mittel generieren.

Dringender Handlungsbedarf

Die Diskussion um die Reform des Rentensystems zeigt die Komplexität und die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten. Experten weisen auf die Dringlichkeit hin, die Rente zukunftsfest und gerecht zu gestalten. Neben strukturellen Reformen der gesetzlichen Rente rückt auch eine Reform der privaten Altersvorsorge in den politischen Fokus.

Während die FDP im Wahlkampf 2025 mit einer Aktienrente und steuerlich geförderten Vorsorgedepots auf den Kapitalmarkt setzt, wollen die Grünen mit einem Bürgerfonds eine nachhaltige Alternative schaffen. Auch die Union sieht Handlungsbedarf und schlägt vor, schon frühzeitig Kapital für die Altersvorsorge aufzubauen.

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