Das ist ihre Masche Mallorca: Betrüger erbeuten 150.000 Euro von deutschem Paar
Eigentlich hatten sie das Geld aus dem Verkauf eines Hauses vermehren wollen. Stattdessen nahmen Betrüger ihnen mehr als die Hälfte davon ab.
Ein Paar aus Rheinland-Pfalz ist Opfer eines ausgeklügelten Anlagebetrugs geworden. Wie die "Mallorca Zeitung" berichtet, verloren Nina M. und Joachim N. einen Großteil ihrer Ersparnisse an Kriminelle, die vorgaben, lukrative Festgeld-Angebote spanischer Banken zu vermitteln. Der Fall zeigt eine gefährliche Sicherheitslücke im europäischen Zahlungsverkehr auf.
Die Masche der Betrüger
Im Sommer 2022 suchte das Paar nach einer Anlagemöglichkeit für 250.000 Euro aus einem Hausverkauf. Auf einem seriös wirkenden Vergleichsportal für Finanzanlagen stießen sie auf ein vermeintlich attraktives Angebot: Ein angeblicher Anlageberater auf Mallorca bot Festgeld-Konten bei spanischen Banken mit 4,9 Prozent Zinsen an.
"Wir sind sehr vorsichtig und hinterfragen erst einmal alles", erklärte Nina M. der "Mallorca Zeitung". Zwei Wochen lang führte ihr Partner intensive Gespräche mit dem vermeintlichen Berater. "Er machte einen sehr professionellen Eindruck und konnte meine Fragen alle beantworten", so der Mann. Auch die Firma des Finanzberaters war im Internet zu finden, inklusive einer Pressemitteilung zur geplanten Expansion.
Überzeugt von der Seriosität überwiesen die beiden insgesamt rund 240.000 Euro auf Konten bei der BBVA und der Openbank (Tochter der Banco Santander), die angeblich in ihrem Namen eröffnet worden waren. Doch als sie nach einigen Wochen Kontoauszüge bei dem Anlageberater anforderten und diese nicht erhielten, wurden sie misstrauisch. Durch direkte Nachfragen bei den Banken stellte sich dann heraus: Es existierten keine Konten auf ihre Namen. Sie waren einem Betrug aufgesessen.
Sicherheitslücke im Zahlungsverkehr
Die Betrüger nutzten eine weithin unbekannte Sicherheitslücke für ihre krummen Geschäfte aus: Seit 2009 gleichen Banken bei Überweisungen nicht mehr die Kontonummern mit den Namen der Empfänger ab. "Wir wussten das auch nicht", geben Nina M. und Joachim N. im Gespräch mit der Zeitung zu. Die Kriminellen konnten so problemlos Geld auf Konten Dritter leiten, ohne dass dies auffiel.
IBAN und Namen abgleichen
Diese Lücke soll erst ab Oktober 2025 geschlossen werden. Dann plant die EU, dass Überweisungen nur noch angenommen werden, wenn IBAN-Nummer und Kontoinhaber übereinstimmen. Passen IBAN und Name nicht zusammen, muss eine Warnmeldung angezeigt werden, bevor Nutzer die Überweisung abschicken können.
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Verzweifelte Suche nach dem Geld
Unmittelbar nachdem sie den Betrug entdeckt hatten, erstattete das Paar Anzeige bei der Polizei in Kiel. Diese leitete den Fall per Rechtshilfeersuchen nach Spanien weiter. Doch dort geschah über ein Jahr lang nichts. In ihrer Verzweiflung schrieben die beiden über 300 Briefe an verschiedenste Stellen – von der Vorstandsvorsitzenden der Banco Santander über Politiker bis hin zum spanischen König. "Die Resonanz war gleich null", so Joachim N.
Immerhin: Die BBVA überwies die dort eingezahlten 90.000 Euro zurück. Doch bei der Banco Santander stießen die Betrugsopfer auf taube Ohren. Nun ist es ihnen wichtig, andere vor der Masche zu warnen.
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
- Mallorca Zeitung: "Betrug mit Geldanlage in Spanien: Ein deutsches Paar ist verzweifelt auf der Suche nach 147.000 Euro"
- paytechlaw.com: "Wiedereinführung des Namensabgleichs unter der PSR"