Kontosperrungen und Kartenprobleme Bei der Finanzaufsicht häufen sich Beschwerden über Banken
Steigende Gebühren, schlechter Service, langsame Schadenbearbeitung: Tausende Verbraucher haben sich 2022 bei der Finanzaufsicht über ihre Bank beschwert.
Die Finanzaufsicht Bafin registriert immer mehr Beschwerden über Banken und Finanzinstitute. 2022 stieg die Zahl der Reklamationen um ein Fünftel auf 15.000, wie aus Erhebungen der Bafin hervorgeht.
Verbraucher beklagten sich demnach am häufigsten über Kontosperrungen oder -schließungen, Probleme mit Karten und über zivilrechtliche Fragen. Auch Verbraucherschützer berichten von zunehmenden Anfragen und einer Verunsicherung der Kunden, etwa wegen der Turbulenzen um die Schweizer Großbank Credit Suisse.
Deutsche Kreditwirtschaft spricht von rückläufigen Beschwerden
Die Deutsche Kreditwirtschaft, die Interessenvertretung der hiesigen Finanzinstitute, sieht auch nach den jüngsten Bankenturbulenzen keinen Vertrauensverlust. "Der deutsche Bankenmarkt ist äußerst stabil und robust", erklärt ein Sprecher auf Anfrage. "Wie in jeder Branche, die Dienstleistungen im Massengeschäft anbietet, gibt es Fälle, in denen Meinungsverschiedenheiten zwischen Kunde und Bank vorkommen." Man selbst sehe seit 2021 eine rückläufige Zahl von Beschwerden.
"Allein die Tatsache, dass Verbraucher uns immer mehr anfragen und unseren Rat suchen, ist Beweis genug, dass sie den Instituten nicht ganz vertrauen", sagt dagegen Niels Nauhauser, Experte für Banken und Altersvorsorge in der Stuttgarter Verbraucherzentrale. Seine Kollegen aus anderen Bundesländern erstritten Urteile gegen einseitige Zinsanpassungen bei Prämiensparverträgen, nicht nachvollziehbare Nachhaltigkeitsversprechen in der Geldanlage oder Änderungen in den Geschäftsbedingungen ohne explizite Zustimmung der Kunden.
31 Prozent haben wenig oder kein Vertrauen in Finanzbranche
Gerade die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) vom April 2021, wonach die Kontogebühren nicht ohne explizite Einwilligung der Kunden erhöht werden können, sind den Geldhäusern ein Dorn im Auge. Ob im Online-Banking oder per Post – die Zustimmung von über 110 Millionen Kontoinhabern in Deutschland einzuholen, sei für die Geldhäuser sowohl finanziell als auch bürokratisch eine immense Belastung, sagt etwa ein Experte eines deutschen Branchenverbands.
Vor der BGH-Entscheidung reichte es aus, Kundinnen und Kunden über bevorstehende Änderungen der Geschäftsbedingungen zu informieren und wenn diese nicht widersprachen, galten diese als angenommen.
Einer Umfrage des Beratungsunternehmens EY zufolge haben 31 Prozent der Deutschen wenig oder kein Vertrauen in die Finanzbranche. Die Vertrauenskrise sei auch dem Umstand geschuldet, dass die Branche immer wieder die Bedingungen zu ihren Gunsten angepasst habe, sagt der Referatsleiter für Finanzthemen der Verbraucherzentrale Bayern Sascha Straub.
- Nachrichtenagentur Reuters