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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nokia 8 Sirocco im Test Diese Schönheit hat ihren Preis
Das neue Smartphone-Flaggschiff von Nokia punktet vor allem durch sein außergewöhnliches Design. Doch wie steht es um die inneren Werte?
Manchmal ist es mit Smartphones wie mit Menschen: Gutes Aussehen ist zwar nicht alles, doch es weckt Interesse. Und dann schaut man gerne mal genauer hin. Im Fall des Nokia 8 Sirocco hat sich das besonders gelohnt. Das edle Schwarze von HMD Global wurde erstmals im Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorgestellt und schon damals für sein mutiges Design gelobt.
Auch auf den zweiten Blick gefällt uns das Sirocco noch sehr gut – es ist und bleibt ein außergewöhnlich schlankes und schönes Handy. Doch im ausführlichen Test zeigen sich deutliche Schwächen, die das Nobel-Smartphone von HMD Global schon weniger begehrenswert machen.
Rein optisch gibt es nichts zu meckern. Das Edelstahlgehäuse ist wunderbar verarbeitet, liegt mit seinen schmalen Seiten gut in der Hand und macht einen robusten Eindruck. Für mehr Stabilität setzt HMD Global auf Gorilla-Glas der fünften Generation. Allerdings bemängelt Stiftung Warentest in seiner August-Ausgabe, dass das Gehäuse entgegen Herstellerangaben nicht wasserfest sei.
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Das Display-Glas wölbt sich ähnlich wie beim Samsung Galaxy S8 oder S9 seitlich über den Rand. Das sieht schick aus und sorgt vor allem beim Scrollen im Querformat für einen interessanten, ansprechenden Effekt. Beim Video-Schauen hingegen kann es irritierend sein, dass das Bild ein wenig über den Rand des 16:9-Displays kippt.
Anders als viele andere Smartphones im oberen Preissegment bietet das Sirocco keinen Raumklang. Ein einzelner Lautsprecher auf der Unterseite erzeugt einen eher mittelmäßigen Sound. Die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer entschädigen dafür mit einer klugen Form: Die Knöpfe haben einen Knick, der sie fester im Ohr sitzen lässt.
Laut HMD Global ist das Sirocco dank eines Snapdragon 835 Prozessors das aktuell schnellste und leistungsfähigste Smartphone in der Nokia-Familie. Uns ist aber vor allem aufgefallen, wie schnell sich das Smartphone im App-Betrieb erhitzt. Dafür reichte es, ein wenig durch die Twitter-Timeline zu scrollen.
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Obwohl es im Inneren des Sirocco scheinbar hoch hergeht, macht sich das in der Akkulaufzeit erfreulich wenig bemerkbar: Eine Ladung reicht auch bei intensiver Nutzung gut für einen Tag. Aufladen dauert allerdings länger, als man erwarten würde. Für 50 Prozent mehr Ladung muss das Handy für 30 Minuten an die Steckdose. Dabei verfügt das Smartphone über einen modernen USB-C-Anschluss und unterstützt kabelloses Laden.
Die 128 Gigabyte (GB) Speicherplatz sind üppig bemessen und müssen ausreichen, da kein Steckplatz für Speicherkarten vorgesehen ist. Durch die Kontoverknüpfung mit Google Fotos stehen dem Nutzer unbegrenzter Speicherplatz für Fotos und Videos in der Cloud zur Verfügung.
Die Doppel-Kamera des Sirocco beherrscht einen effektiven Live-Bokeh-Effekt: Dabei arbeiten Weitwinkel- und Teleobjekt zusammen und stellen nahezu in Echtzeit auf das Objekt im Vordergrund scharf, das mit dem Autofokus-Fenster anvisiert wird. Im Profi-Modus kann der Nutzer außerdem an Feinheiten arbeiten. Das Menü lässt sich durch einmaliges Wischen von unten nach oben öffnen und wird in Form von Ringen dargestellt. Das sieht ansprechend aus und verführt zum Herumspielen.
Datenblatt Nokia 8 Sirocco
Display: 5,5 Zoll QHD POLED, 16:9
Prozessor: Qualcomm Snapdragon 835, Octa-Kern; 6 GB Arbeitsspeicher
Speicher: 128 GB
Hauptkamera: 12 Megapixel (MP) Weitwinkel + 13 MP Tele
Selfie-Kamera: 5 MP
Betriebssystem: Android Oreo
Preis: 749 Euro
Die Bildqualität ist gut, aber nicht herausragend. Vor allem Farben wirken oft eine Spur zu knallig und nicht realistisch. An die Kameraleistung von Spitzen-Smartphones wie dem Samsung Galaxy S9 oder dem Huawei P20 Pro kommt das Nokia-Flaggschiff bei weitem nicht heran. Schade: Gerade an die Kamera haben Käufer hohe Ansprüche, wenn sie mehr als 700 Euro ausgeben sollen.
Fazit: Todschick, aber einfach zu teuer
HMD Global hat mit dem Sirocco definitiv ein Smartphone geschaffen, das aus dem Rahmen fällt und die einstige Kultmarke Nokia wieder mit Leben füllt. Leider kann das Prestige-Handy nicht auch durch entsprechende Leistung überzeugen. Der Einstiegspreis von knapp 750 Euro war viel zu hoch angesetzt. Da hätte der Nokia-Hersteller die Konkurrenz besser im Blick haben müssen, die für fast das gleiche Geld eine deutlich bessere Ausstattung zu bieten hat.
Im Internet finden sich mittlerweile aber auch Angebote für unter 500 Euro. Zum Preis eines Mittelklasse-Smartphones ist der schöne Sirocco wiederum eine Überlegung wert.
- Eigener Test
- Webseite des Herstellers HMD Global