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Schlechtes Netz in Deutschland: Warum dieser Ort auf einen Funkmast verzichtet


Schlechtes Netz in Deutschland
Warum sich dieser Ort gegen einen Funkmast wehrt

Wer ist eigentlich Schuld daran, dass es in Deutschland noch immer Funklöcher gibt? Dass es oft nicht an Telekom und Co liegt, zeigt das Örtchen Grein und der dortige Streit um einen Funkmast.

Aktualisiert am 01.03.2021|Lesedauer: 11 Min.
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Wenn die Bewohner des hessischen Straßendorfs Grein eine WhatsApp verschicken möchten, müssen sie oft nach Hause fahren. Denn der Handyempfang ist schlecht oder nicht vorhanden. Der Chatdienst und auch alles andere, was mobiles Internet braucht, funktioniert meist nur im heimischen WLAN. Die Lösung des Problems war in greifbarer Nähe: Ein 30 bis 40 Meter hoher Funkmast könnte im Ort gebaut werden – auf Kosten der Deutschen Telekom. Der kleine Ort musste nur noch zustimmen.

Das Trafohaus in Grein (Neckarsteinach): Das Häuschen war einer der Standorte für den geplanten Funkmast.Vergrößern des Bildes
Das Trafohaus in Grein (Neckarsteinach): Das Häuschen war einer der Standorte für den geplanten Funkmast. (Quelle: privat/Google Maps/Fotomontage)

Als Abstimmungstermin wurde der 8. November 2020 angesetzt, das Wahlalter vom Ortsvorstand dafür extra auf 16 Jahre gesenkt. Mehr als drei Viertel der Greiner Wahlberechtigten – 78 von 100 – kamen. Das Ergebnis: 22 Stimmen für und 55 gegen den Mast (eine war ungültig).

"Grein will Funkloch bleiben", titelte die lokale Rhein-Neckar-Zeitung damals. Doch der Streit um den Funkmast ist mehr als eine Randnotiz in Deutschlands Digitalisierungsgeschichte. Denn Beispiele wie Grein gibt es viele. Regelmäßig berichten Lokalmedien über ähnliche Fälle: So protestieren aktuell einige Bürger in Neuenhaus (Bergisch Gladbach) gegen einen Funkmast. Mehr als 600 Kilometer weiter südöstlich fürchten so manche Beuerberger im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wegen eines geplanten Masts um ihre Gesundheit. Und der Streit um ein Bauprojekt im Brandenburgischen Bardenitz artete so sehr aus, dass sich Anfang 2020 sogar die 530 Kilometer entfernte "Süddeutsche Zeitung" in München für die Geschichte interessierte.

Die Details der Streits mögen sich unterscheiden – stets zeigt sich aber, dass die Beseitigung von Funklöchern oft nicht nur an Dingen wie Fördermitteln oder gesetzlichen Auflagen scheitert, sondern an den unterschiedlichen Ansichten der Bürger vor Ort – wie denen in Grein.

"Wir wären noch besser mit der Welt verbunden"

Grein liegt in Hessen an der Grenze zu Baden-Württemberg und ist der kleinste Ortsteil der Vierburgenstadt Neckarsteinach. Etwa 120 Menschen nennen den Ort ihr Zuhause. Grein hat eine Freiwillige Feuerwehr, einen Friedhof mit kleiner Kapelle, ein Dorfgemeinschaftshaus, einen Windpark mit fünf Windrädern – und ein Problem mit Handyempfang.

Ein wirkliches Funkloch ist Grein aber nicht. Im Ort strahlt das Netz von O2, aber hauptsächlich im Außenbereich und da auch nicht überall gleich stark. Das zeigt ein Vergleich mit der Karte von O2 und der Funklochkarte der Bundesnetzagentur und das sagten auch viele Gesprächspartner. Und: Wer nicht Kunde bei O2 ist, hat gar keinen Empfang. Bürgermeister Herold Pfeifer wollte das ändern: "Es gab viele Greinerinnen und Greiner, die sich bei mir immer wieder über mangelnden Handyempfang beklagt haben", sagt Pfeifer. "Allen voran die Freiwillige Feuerwehr."

Pfeifer ist 65 Jahre alt und seit 2012 Bürgermeister von Neckarsteinach – und damit auch von Grein. Pfeifer ist stolz darauf, bereits vor fünf Jahren schnelles Breitbandinternet in seine Gemeinde gebracht zu haben: "Da haben sich auch schon Leute aus der Chefetage von SAP bei mir bedankt, da es Homeoffice möglich macht", sagt Pfeifer. "Wenn wir jetzt auch noch eine stabile Funkverbindung hätten, wären wir noch mehr mit der Welt verbunden."

Für die Telekom lohnt sich der Mast nicht

Als die Telekom vor etwa einem Jahr einen 5G-Mast im Neckartal aufstellen wollte, sah Pfeifer seine Chance. Mit den Worten "damit das mit 5G-Mast im Neckartal klappt, wäre es schön, wenn sich auch in Grein und Darsberg etwas täte" überzeugte er die Telekom, einen Funkmast in Grein und dem etwas größeren Nachbarort Darsberg zu bauen.

Neue Handymasten für nicht einmal 1.000 Einwohner – Geld würde die Telekom daran in absehbarer Zeit wohl keines verdienen.

Michael Zieg von der Deutschen Telekom bestätigt, dass ein Mast in Grein unrentabel wäre: "So ein Projekt kann mehrere Hunderttausend Euro kosten – das rentiert sich für uns normalerweise nicht". Auf den Deal von Bürgermeister Pfeifer ließ sich die Telekom trotzdem ein: "Wir haben uns gesagt: Wenn die anderen Kommunen partnerschaftlich zusammenarbeiten, nehmen wir auch Ortsteile mit, die nicht im Fokus der Ausbauplanung stehen", sagt Zieg.

Grein wehrt sich gegen den Mast

Zieg ist einer der Telekom-Mitarbeiter, die in ihrer zugeteilten Region von Kommune zu Kommune fahren, um Funkmastbauten zu planen und im Ernstfall mit der Bevölkerung zu sprechen. Seit 21 Jahren ist er in Hessen unterwegs. Netzausbau, erklärt Zieg, habe in Deutschland deutlich höhere Hürden als in anderen Ländern. Das beginne beim Baugenehmigungsverfahren, wo besonders "Denkmal- und Ensembleschutz" beachtet werden müssen. Und wenn die Baugenehmigung vorliege, müsse noch die Bundesnetzagentur emissionstechnisch alles prüfen und absegnen. "Wenn es keine Probleme gibt, ist so ein Mast in frühestens zwei Jahren aufgestellt", sagt Zieg.

Das dürfte in Greins Nachbarort Darsberg der Fall sein: Dort kann die Telekom quasi ohne Diskussion einen Mast bauen. Als sich in Grein aber zeigte, dass die Bürger Zweifel an der Sache haben, organisierte Zieg mit Bürgermeister Pfeifer eine Infoveranstaltung zum Projekt, wie er sie schon unzählige Male gemacht hatte. Zwar gab es hier viele kritische Stimmen, laut Zieg sei das aber normal: "Solche Veranstaltungen tragen per se den Charakter eines kritischen Hinterfragens", sagt Zieg. "In Grein habe ich es aber nicht als unangenehm empfunden."

Das Wahlergebnis bewies dann aber eindeutig, was viele Greiner vom Funkmast halten. Was zu der deutlichen Ablehnung führte, ist allerdings nicht ganz klar. "So etwas kann man nicht voraussehen, das ist immer eine Wundertüte", sagt Michael Zieg. "Vor allem auf dem Land gibt es eine höhere Sensibilität für Infrastrukturmaßnahmen: Die Menschen nehmen hier einen 30-Meter-Mast anders wahr als in der Großstadt, wo er zwischen den Gebäuden verschwindet." Und dem Telekom-Mitarbeiter fällt noch etwas anderes auf: "Es stören sich viele an der Optik, in Gesprächen rückt aber oft das Thema Gesundheit in den Mittelpunkt."

Kein Empfang um jeden Preis

In Grein waren vier Standorte für das Projekt geplant: Drei am Ortsrand und einer mittendrin auf einem alten Trafohaus. Zumindest das schien eine Rolle gespielt zu haben, sagt Ortsvorsteher Matthias Borst: "Wir sind ein kleiner Ort und da fällt ein Mast dann schon auf – zumal wir auch die Windräder im Rücken haben", so Borst. "Viele Nein-Wähler hatten sich gewünscht, dass der Mast 500 Meter außerhalb des Ortes gestanden hätte – dann wäre die Abstimmung vielleicht anders ausgegangen."

Auch Borst gehörte zu den „Nein“-Wählern und hatte sich aufgrund möglicher Gesundheitsgefahren für die 500-Meter-Lösung ausgesprochen, wie er sagt. "Ich habe nichts gegen besseren Handyempfang. Keinen zu haben ist zwar nicht mehr zeitgemäß und man muss sich damit arrangieren, gewisse Dinge nicht tun zu können – eine PIN per SMS kann ich zu Hause zum Beispiel oft nicht empfangen", sagt Borst. "Aber ich muss so was nicht um jeden Preis haben."

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Die Feuerwehr wollte den Funkmast

Ronny Sauer sieht das anders und stört sich besonders am schlechten Empfang. Er hatte mit einem anderen Ergebnis gerechnet: "Vermutlich sind viele Jüngere nicht zur Wahl gegangen, weil sie dachten, dass das sowieso nichts in Grein wird." Sauer ist Befürworter des Funkmastes – und das nicht nur aus persönlichen Gründen: "Es ist schon nervig, wenn meine Frau mir über WhatsApp schreibt, dass ich nach Hause kommen oder etwas besorgen soll, ich es in Grein aber nicht lesen kann", sagt Sauer. "Manche sagen ja immer: Früher ging auch alles ohne Handy – aber wir leben nicht mehr im 'Früher'."

Der gelernte Chemielaborant sieht auch einen Vorteil für die Region: Denn Sauer ist Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr. Und es ist eben die Freiwillige Feuerwehr, die sich für gewöhnlich am stärksten für einen Mast einsetzt. Der Grund: "Wir hatten schon Probleme wegen schlechten Empfangs", sagt Sauer. So könnten die Feuerwehrleute über Handy die Leitstelle oft nicht erreichen und müssten während eines Einsatzes zurück in den Ort fahren, um "über Draht" zu telefonieren, wie Sauer es nennt. Funk sei auch nicht immer eine Option, denn das belege den Kanal auch für die Feuerwehren in der Umgebung und "man müsse sich darum kurzhalten."

Die Folge: Gibt es für Sauer und seine Kameraden einen Einsatz, schallt eine Sirene im ganzen Ort. Das sei bei schlechtem Empfang die sicherste Variante, um alle Feuerwehrleute zu informieren. "Wegen Corona wurde der Alarmplan 2020 geändert und wir müssen seitdem auch bei Notfällen in der Region Neckarsteinach ausrücken", sagt Sauer. "Vergangenes Jahr hatten wir so fast 30 Einsätze. Und ich weiß nicht, ob meine Mitbürger das toll finden, wenn sie auch mal nachts um ein Uhr wegen der Sirenen geweckt werden."

Nicht jeder wollte den Mast

Wie oft die Feuerwehr tatsächlich 2020 ausgerückt ist, lässt sich aus der Ferne schwer prüfen. 2019 hatte die Wehr laut ihrem Jahresbericht jedenfalls 26 Einsätze. Ein Bericht für 2020 liegt noch nicht vor. Zumindest Tina Ritter haben die Sirenen aber nicht gestört. Die Greinerin macht etwas anderes Sorgen: "Wir haben es hier mit einer Technologie zu tun, die großen Nutzen bietet – aber auch nicht ungefährlich ist", sagt Ritter. Ritter ist promovierte Diplom-Biologin, lebt seit 17 Jahren in Grein, führt in Mannheim eine Heilpraktikerpraxis und hat viel zum Thema Mobilfunkstrahlung gelesen. Für ihre elektrosensiblen Patienten habe sie darum auch ein System in ihrer Praxis im Einsatz, das die "Auswirkungen des Elektrosmogs auf das biologische System“ reduzieren soll.

Ritter betont, dass sie nicht gegen neue Technologien sei: "Ich habe natürlich ein Smartphone und WLAN zu Hause", sagt sie. Netzbetreibern und Behörden wirft sie aber vor, nicht genug über Gefahren von Mobilfunkstrahlung aufzuklären. "Die gesundheitlichen Risiken sind wenig bekannt und werden auch nicht diskutiert", sagt sie. Stattdessen zögen sich Unternehmen hinter Grenzwerte zurück, die keiner infrage stelle und die "nicht berücksichtigen, was die Mobilfunkstrahlung im biologischen System macht." Ritter habe darum ihren Teil dazu beitragen wollen, ihre Mitbürger aufzuklären.

Mit Erlaubnis des Ortsbeirats organisierte sie nach dem Termin der Telekom eine eigene Veranstaltung, auf der sie über mögliche Gefahren von Mobilfunkstrahlung informieren wollte, sagt sie. "So hatten wir eine Pro-Veranstaltung und eine alternative Veranstaltung, wo sich jeder informieren konnte", sagt Ritter. "Ich hatte aber nicht erwartet, dass sie das Ergebnis beeinflussen würde."

"Ich schalte zu Hause das WLAN nur für Besucher an"

Doch Ritters Vortrag beeindruckte wohl dennoch einige Greiner. Zu den „Nein“-Wählern gehörte auch Maria Lilek-Schirmer: Sie ist 75, vor 36 Jahren nach Grein gezogen und im Ort in allen Belangen engagiert. Beispielsweise ist sie an einer Bürgerinitiative gegen die Windräder beteiligt. Zudem habe sie bundesweite Petitionen gegen den Ausbau von 5G unterschrieben. Sie erzählt, dass ihr Einsatz gegen Mobilfunkstrahlung vor 20 Jahren durch eine Neckarsteinacher Bürgergruppe geweckt worden sei, die damals gegen einen Funkmast argumentiert habe. Seitdem ist sie vorsichtig: "Ich schalte zu Hause das WLAN auch nur für Besucher an, sonst ist es immer aus", sagt Lilek-Schirmer. "Es gibt ja Router, die strahlen dann trotzdem weiter. Aber unserer macht das nicht – wir haben das messen lassen."

Wie auch andere "Nein"-Wähler betont Lilek-Schirmer, dass sie nichts gegen neue Technologien habe – sofern sie nicht der Gesundheit schaden. "Das Problem ist aber, dass bei ihrer Anwendung nur das wirtschaftliche Interesse an erster Stelle steht und nicht die – auch im Grundgesetz verankerte – Gesundheit der Bürger", sagt sie.

Tatsächlich werfen Mobilfunkgegner deutschlandweit Regierung und Behörden vor, nicht genug über mögliche Gefahren von 5G oder allgemein Mobilfunkstrahlung aufzuklären. Oft werden in diesem Zusammenhang auch Schlafmangel, Kopfschmerzen, Schäden am Gehirn oder eine mögliche Krebsgefahr genannt. Als beliebtes Argument gilt, dass selbst die Weltgesundheitsorganisation elektromagnetische Felder (also unter anderem Handystrahlung) als "möglicherweise krebserregend" einstufe.

Strahlenschutzamt rät, mit Headset zu telefonieren

Micheal Zieg von der Telekom kennt diese und andere Sorgen der Mobilfunkgegner. Auf die Frage, was er von solchen Vorwürfen halte, sagt er: "Mobilfunk ist eine sichere Technik“ und fügt hinzu: "Schon beim Start von UMTS vor 20 Jahren gab es Diskussionen um angebliche Gesundheitsgefahren. Das hat sich bis heute nicht geändert."

Wer auf der Website des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) nachschaut, könnte aber den Eindruck bekommen, dass Mobilfunkstrahlung doch nicht so sicher sei, wie immer behauptet wird. So führt das BfS zwar an, dass entsprechende Strahlung unterhalb der Grenzwerte gesundheitlich unbedenklich sei. Dennoch rät die Behörde, beim Telefonieren mit dem Handy lieber ein Headset oder Lautsprecher zu nutzen und das Gerät so möglichst weit vom Kopf wegzuhalten – um die Strahlenbelastung zu mindern.

Amt: Keine Gefahr durch Handystrahlung

Gunde Ziegelberger hat eine Erklärung für diesen vermeintlichen Widerspruch. Sie ist promovierte Biologin und leitet am Bundesamt für Strahlenschutz eine Arbeitsgruppe, die sich mit Expositionen und Wirkungen von elektromagnetischen Feldern beschäftigt. "Bei Basisstationen – also Handymasten – ist die 'Strahlenbelastung' vergleichsweise gering, da man von der Sendeanlage relativ weit entfernt ist und die Feldstärke mit dem Abstand rasch abnimmt", sagt sie. "Bei der intensiven Handynutzung am Kopf gibt es aber noch wissenschaftliche Unsicherheiten zu möglicherweise vorhandenen Langzeitwirkungen. Darum raten wir zu einem umsichtigen Umgang mit dem Handy."

Ziegelberger ist für das BfS auch gelegentlich bundesweit unterwegs, um Fragen der Bürger über Mobilfunk zu beantworten. Auch sie kennt die kritischen Stimmen der Mobilfunkgegner, wenn auch manchmal etwas heftiger: So wurde sie bei einer Veranstaltung in Freiburg von Gegnern sogar ausgebuht: "Ja, es kann frustrierend sein, wenn Meinungen so festgefahren sind, dass ein sachlicher Dialog über das Thema nicht mehr möglich ist", sagt sie.

Aus wissenschaftlicher Sicht gebe es keinen Grund für die Angst vor Mobilfunk – das stelle das BfS sicher. Denn gerade bei Studien, die Hinweise auf Gesundheitsgefahren liefern, gebe das Strahlenschutzamt immer Wiederholungsstudien in Auftrag, sagt Ziegelberger. "Es ist in der Wissenschaft üblich, dass ein Ergebnis erst dann als bestätigt gilt, wenn es von einer zweiten, unabhängigen Studie reproduziert werden kann."

Zum Argument, dass selbst die WHO elektromagnetische Felder als "möglicherweise krebserregend" einstufe, sagt Ziegelberger, dass man in dieser Kategorie auch Stoffe wie Aloe Vera (Extrakte aus ganzen Blättern), heiße Getränke oder Stromfelder der Hausversorgung finde (Leukämiegefahr bei Kindern). "Es ist wissenschaftlich betrachtet schwierig, eine Wirkung endgültig auszuschließen. Darum landen viele Produkte in der Kategorie 'möglicherweise krebserregend'", sagt Ziegelberger. "Viele Mobilfunkkritiker wissen aber nicht so genau, wie Wissenschaft funktioniert. Häufig werden auch 20 Jahre alte Einzelergebnisse als vermeintliche Beweise rausgepickt, obwohl die Gesamtheit aller Studien in die Risikobewertung einfließen müsste."

Was manche vielleicht auch nicht wissen: Die Bundesregierung hat von 2002 bis 2008 im Rahmen des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms gesundheitliche Auswirkungen von "hochfrequenten elektromagnetischen Feldern" auf Menschen untersuchen lassen. Und die WHO weist auf ihrer Website darauf hin, dass in Untersuchungen kein generell erhöhtes Risiko für Hirntumore durch jahrelange Handynutzung gefunden wurden – auch wenn Fehler nicht ausgeschlossen werden können.

Was die Greiner über den Wahlausgang denken

In Grein brauchen sich die Bürger jedenfalls keine Sorgen vor der Strahlung durch einen Funkmast zu machen – egal ob tatsächlich ein Risiko besteht oder nicht. Zwar war die Wahl der Greiner nicht verbindlich – dennoch werde der Stadtrat in Neckarsteinach das Ergebnis respektieren, sagt Bürgermeister Pfeifer.

Die Bürger im Dorf haben unterschiedliche Meinungen zum Wahlausgang. Ortsvorsteher Matthias Borst, der die Wahl begleitet hatte, erzählt, dass eine Person ihm nach der Wahl gesagt habe "Ich hoffe, ich habe jetzt keinen Fehler gemacht" und fügt hinzu: "Ich selbst werde sicher auch ohne Funkmast weiterleben, jedoch weiß ich nicht, ob die folgende Generation die Entscheidung gutheißen wird."

Gegnerin Maria Lilek-Schirmer dagegen ist froh über die Entscheidung der Greiner: "Wenn wir den Mast bekommen würden, hätten wir eine doppelte Immissionsbelastung“, sagt sie. "Einmal der Körper- und Infraschall der Windräder und dazu kämen noch die elektromagnetischen Felder des Mastes."

Michael Zieg von der Telekom ist über das Ergebnis der Wahl nicht traurig: "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht blutet mein Herz nicht", sagt er. Doch er hat einen anderen Wunsch: "Es wäre schön, wenn die Kritiker uns Netzbetreiber-Mitarbeiter auch als Menschen sehen würden", so Zieg. "Wir bewegen uns auch in elektromagnetischen Feldern und haben auch Familien, von denen wir wollen, dass sie gesund bleiben. Wenn man sich von dieser Annahme mal leiten lassen würde, wären die Gespräche mit allen Beteiligten sicherlich sachlicher und zwischenmenschlich schöner."

Verwendete Quellen
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