Nach Verkauf Ebay Kleinanzeigen muss ab 2024 anders heißen
Ebay Kleinanzeigen ist das am meisten besuchte Digital-Angebot Deutschlands. Doch was viele nicht wissen: Seit 2020 gehört das Portal nicht mehr zu Ebay. Das soll sich auch bald am Namen zeigen.
Ebay Kleinanzeigen wird vermutlich bald anders heißen: Denn das Portal darf den Namen nur noch bis 2024 tragen. Der Grund: Seit 2020 gehört Ebay Kleinanzeigen nicht mehr zu Ebay, sondern zu dem norwegischen Online-Marktplatz Adevinta.
Etwa 9,2 Milliarden Dollar in Cash und in Aktien legte Adevinta, der weltweit größte Betreiber von Online-Kleinanzeigenportalen, auf den Tisch. Zwei aktivistische Investorengruppen hatten Ebay damals dazu gedrängt, größere Geschäftsbereiche zu verkaufen und Kasse zu machen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Viele Nutzer wissen nichts vom Verkauf
Ebay Kleinanzeigen ist das am meisten besuchten Online-Angebot in Deutschland: 2021 besuchten laut der "Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern" (IVW) mehr als 900 Millionen Menschen die Seite. Auf Platz zwei folgte mit deutlichem Abstand "Web.de" mit etwas mehr als 500 Millionen Besuchern.
Doch bei vielen Anwenderinnen und Anwendern ist die Trennung von Ebay und Ebay Kleinanzeigen noch nicht angekommen, obwohl sie inzwischen auch formal vollzogen wurde. Das ist auch Paul Heimann aufgefallen, der Ebay Kleinanzeigen seit Anfang 2019 als Geschäftsführer in Kleinmachnow vor den Toren Berlins leitet: "Kunden auf der Straße sagen teilweise Ebay, wenn sie eigentlich Kleinanzeigen meinen."
Spätestens 2024 werden Verwechselungen kaum noch möglich sein, denn der Name wird sich ändern: "Für den Zeitraum von drei Jahren können wir den Markennamen Ebay Kleinanzeigen genauso führen, wie er ist – mit dem Logo und allem, was dazugehört."
Anzeigen in Print gehen zurück
Dass sich das Geschäft mit Kleinanzeigen zunehmend im Internet abspielen würde, hatten schon vor vielen Jahren nicht nur Ebay, sondern auch zahlreiche Verlage erkannt. Print-Anzeigenblätter wie "Avis", "Der heiße Draht" oder "Quoka" hatten beim Antritt von Ebay Kleinanzeigen vor über zehn Jahren schon längst ihre eigenen Onlineportale. Private Kleinanzeigen im Print lagen damals schon auf niedrigem Niveau und sind in den vergangenen zehn Jahren weiter eingebrochen. Sie sind oft nur noch in Nischenbereichen relevant.
Erfolgreicher dagegen sind Profiportale wie die Online-Stellenbörse Stepstone oder Immowelt.de, die zum Axel Springer Verlag gehören. Schärfster Konkurrent von Ebay Kleinanzeigen ist aber inzwischen der Facebook-Konzern, der mit seinem Marketplace einen digitalen Flohmarkt betreibt. Die genaue Nutzerzahl des US-Marktplatzes in Deutschland ist aber nicht öffentlich bekannt, da Facebook sie nicht kommuniziert.
Auch Profis sind auf Ebay Kleinanzeigen
Ebay Kleinanzeigen erreicht nach eigenen Angaben inzwischen rund 66 Prozent der deutschen Internetnutzer. In der Anfangsphase lockten vor allem private Anzeigen für private Interessenten. Inzwischen verfügt das Portal über einen Bestand von mehr als 45 Millionen Anzeigen, der sich ständig aktualisiert. Jeden Tag werden rund eine Million neue Anzeigen aufgegeben, die im Gegensatz zu Auktionen und Verkaufsaktionen auf der Seite des ehemaligen Mutterkonzerns Ebay kostenlos sind.
Die Webseite ist inzwischen aber nicht mehr nur ein digitaler Flohmarkt. Denn auch die Profis haben das Portal entdeckt. "Kleinanzeigen hat eine enorme Reichweite", sagt Heimann. "Das ist natürlich auch hoch relevant für Leute, die beispielsweise Immobilien oder Autos verkaufen. Das gilt auch für Menschen, die Dienstleistungen anbieten, für Handwerker vom Maler bis zum Fliesenleger." Das Portal sei die Nr. 1 für Gebrauchtwagen von Privat vor der Konzernschwester mobile.de sowie AutoScout24 und zähle zu den Top-3-Portalen für Immobilien. Dienstleistungspakete für diese Profi-Zielgruppe sind auch inzwischen die wichtigste Einnahmequelle des Kleinanzeigen-Unternehmens.
Betrug ist immer wieder Thema
Die Erfolgsgeschichte von Ebay Kleinanzeigen lässt sich aber nicht trennen von Betrugsversuchen und Belästigungen. "Leider gibt es immer wieder Betrugsversuche bei Käufen und Verkäufen über Kleinanzeigen im Internet", warnt die Verbraucherschutzzentrale Hessen.
Wenn sich die angeblichen Interessenten im Ausland befinden, sodass eine persönliche Übergabe niemals möglich ist, sollte das die Verbraucher misstrauisch machen. Auch der Versuch, einen anderen Kanal für die Kommunikation zu verwenden, sei verdächtig. "Beispielsweise fragen Kriminelle oft nur kurz, ob der Artikel noch vorhanden sei und bitten um eine Antwort per E-Mail oder WhatsApp. Sie akzeptieren jeden Preis und versuchen mit gefälschten Dokumenten eine Überweisung vorzugaukeln, damit der Gegenstand vorschnell an den Versand geht." Was Sie noch beim Kauf und Verkauf auf Ebay Kleinanzeigen beachten sollten, lesen Sie hier.
Zuletzt warnte auch das Landeskriminalamt Niedersachsen vor einer Betrugsmasche, die aber nicht nur Ebay Kleinanzeigen betrifft, sondern sämtliche Kleinanzeigenportale. Dabei kaufen Betrüger angebotene Dinge ohne große Nachfragen, bitten aber darum, die Ware an einen Freund als vermeintliches Geschenk zu schicken. Außerdem werden die Nutzer aufgefordert, noch eine Guthabenkarte eines Onlinedienstes zu besorgen und der Sendung beizulegen. Doch die dafür angebotene Bezahlung platzt später. Die Opfer sind Ware und Gutschein los.
Ebay Kleinanzeigen hat reagiert
Das Unternehmen hat mittlerweile auf die Vorfälle reagiert. "Wir bieten jetzt eine Bezahlfunktion mit Treuhandfunktion an und werden auch mit Logistikpartnern zusammenarbeiten, damit die User die Dinge bequem und sicher verschicken können", sagt Heimann. Außerdem helfe künstliche Intelligenz dabei, Angebote zu identifizieren, die zu gut sind, um wahr zu sein. Das gilt beispielsweise für Superschnäppchen wie ein neues iPhone 12 für nur 400 Euro, wo der Verdacht im Raum steht, dass die Anbieter nur kassieren, aber nie liefern wollen.
Künstliche Intelligenz hilft Ebay Kleinanzeigen auch dabei, sexuelle Belästigungen in den Kleinanzeigen selbst oder in Chatverläufen zu erkennen. "Aber das ist deutlich komplexer, als ein unseriöses Angebot für ein iPhone zu identifizieren, weil die menschliche Sprache so vielschichtig ist." Daher habe man ein Team eingerichtet, das sich um diese Fälle kümmert.
- Nachrichtenagentur dpa
- Meedia.de: "IVW Mai 2021: Top 100 Digital-Angebote sortiert nach Inlands-Visits"