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Mobilitätsdaten zeigen: Die Deutschen bleiben wegen Corona mehr zu Hause


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Wegen Wetter oder Corona?
Mobilität: Die Deutschen bleiben mehr zu Hause


Aktualisiert am 04.02.2021Lesedauer: 4 Min.
Eine Auswertung von Mobilitätsdaten zeigt: Die Deutschen bleiben in der Pandemie vermehrt zu Hause.Vergrößern des Bildes
Eine Auswertung von Mobilitätsdaten zeigt: Die Deutschen bleiben in der Pandemie vermehrt zu Hause. (Quelle: Jens Schicke/imago-images-bilder)
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Nach drei Monaten im mehr oder weniger harten Lockdown bittet die Bundesregierung die Bevölkerung um noch mehr Geduld. Die Fallzahlen müssen weiter sinken, bevor man vorsichtig öffnen könne. Wie gut machen die Deutschen da mit? Ein Blick in die Daten.

Kneipenbesuche, Konzerte, Partys und Kultur – schon seit Anfang November 2020 muss man in Deutschland auf vieles verzichten, was Spaß macht. Auch Schule, Studium und Arbeitswelt funktionieren in der Corona-Pandemie nur eingeschränkt. Am 10. Februar wollen Bund und Länder erneut beraten, wie es weitergehen soll. Trotz sinkender Fallzahlen bleibt die Stimmung verhalten: Insbesondere das Auftauchen mehrerer Corona-Mutationen hat die Aussicht auf baldige Lockerungen zuletzt deutlich getrübt.

In der Bevölkerung wachsen unterdessen Frust und Freiheitsdrang. Forscher fürchten: Je länger der Lockdown dauert, desto schwerer fällt es den Betroffenen, weiterhin die Füße stillzuhalten. Regelbrüche könnten zunehmen und die Wirkung der Maßnahmen abschwächen.

Mobilitätsdaten eindeutig: Der Lockdown wirkt

Einzelne Beobachtungen und auch Umfragen scheinen diese These zu stützen. Doch statistisch belegen lässt sich der Effekt nicht so leicht. Aktuelle Mobilitätsdaten deuten jedenfalls darauf hin, dass der Lockdown die zu erwartende Wirkung zeigt. Dabei könnte jedoch auch das Wetter eine Rolle spielen.

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Solange Hotels, Museen, Restaurants, Sport- und Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, gibt es gerade im Winter viel weniger Gründe, das Haus zu verlassen. Aufenthalte in den Wohngebieten liegen daher laut den Google Mobilitätsdaten auf einem ähnlich hohen Niveau wie im ersten Lockdown. Auch die vielen freien Tage an Weihnachten und zum Jahreswechseln spiegeln sich in den Verkehrsdaten wider.

Busse und Bahnen werden vermieden

Das Arbeitsleben scheint nach der Weihnachtspause jedoch schnell in Richtung Normalität zurück zu streben. Arbeitgeber sind zwar angehalten, wo immer es geht Homeoffice zu ermöglichen. Bislang haben sich Bund und Länder jedoch gescheut, verbindliche Regeln zu schaffen.

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Anders als beim ersten richtigen Lockdown im Frühjahr 2020, als nur essenzielle Branchen weiter arbeiten durften, wurde zudem nicht die ganze Wirtschaft heruntergefahren. Die meisten Betriebe sind geöffnet. Und wo kein Homeoffice möglich ist oder Führungskräfte auf Präsenzpflicht bestehen, müssen für die Kinder berufstätiger Eltern weiterhin Betreuungsangebote in Schulen und Kitas aufrechterhalten werden. Lehrkräfte und Betreuende sind also auch weiterhin einem Infektionsrisiko ausgesetzt.

Dabei scheinen viele Arbeitnehmer eigene Strategien entwickelt zu haben, um sich zu schützen. So zeigen die Mobilitätsdaten, dass die Menschen zwar wieder mehr Zeit am Arbeitsplatz verbringen – doch der öffentliche Nahverkehr wird weiterhin gemieden. Vermutlich kommen viele jetzt mit dem eigenen Auto oder Fahrrad zur Arbeit.

Erläuterung zu den Grafiken: Die Werte geben an, inwiefern sich die Besucherzahl und Aufenthaltsdauer an bestimmten Orten, z.B. in Geschäften und Einrichtungen, während der Coronavirus-Pandemie verändert haben. Als Referenzlinie (Nulllinie) dient ein Vergleichswert aus der Zeit vor der Pandemie. Deutlich sichtbar sind die periodischen Ausschläge während einer "normalen" Woche.

Google nutzt die Standortdaten normalerweise, um zum Beispiel in Google Maps die Stoßzeiten für bestimmte Lokalitäten nach Wochentagen und Tageszeiten anzuzeigen. Wie Sie verhindern, dass Ihre Standortdaten in solche Auswertungen einfließen, erfahren Sie hier.

Ist der "harte Lockdown" immer noch zu schwach?

Viele Experten halten den "harten Lockdown", der sich im Wesentlichen auf Einschränkungen im privaten Bereich fokussiert, für unzureichend. Mehrere Wissenschaftler aus ganz Europa – darunter auch Ökonomen – plädieren stattdessen für eine "No Covid"-Strategie, die auch ein vorübergehendes Herunterfahren nicht-essentieller Wirtschaftszweige vorsieht. So sollen die Fallzahlen noch schneller gesenkt und "sichere Zonen" ("green zones") geschaffen werden, in denen ein weitgehend normaler Alltag möglich ist.

Bei einer sehr niedrigen Inzidenz könnten auch Restaurants, Bars und Kulturstätten wieder öffnen, die neben der Tourismusbranche sicherlich am meisten unter der Corona-Krise leiden. Der Rückgang bei den Besucherzahlen ist signifikant und dauert nun schon deutlich länger an als noch in der ersten Welle.

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Kurz vor Inkrafttreten des "harten Lockdowns" weist die Statistik einen letzten, auffälligen Peak auf. Das lässt sich leicht erklären: An den letzten beiden Tagen, bevor der Einzelhandel schließen musste, strömten zahlreiche Deutsche ein letztes Mal in die Shoppingmalls und Einkaufsstraßen – Orte, die von Google zum Teil unter "Freizeiteinrichtungen" verbucht werden.

Ansturm auf Shoppingmalls und Skipisten

Das deckt sich mit einer Auswertung des Robert Koch-Instituts (RKI) zum Mobilitätsverhalten der Deutschen während des Winter-Lockdowns. Demnach lässt sich zwar im ganzen Monat Dezember ein starker Rückgang im Reise- und Berufsverkehr feststellen. An einzelnen Tagen trieb es die Bevölkerung aber dann doch nahezu zeitgleich in die Stadtzentren oder in beliebte Ausflugsregionen und an die Ski- und Rodelhänge der Republik.

Vor allem an den Wochenenden häufen sich die Berichte von Corona-Verstößen oder von durch die Polizei aufgelöste Privat-Partys. Doch das sind Einzelfälle. Insgesamt stellt sich die Lage ähnlich dar wie beim ersten Lockdown im Frühjahr. Die Deutschen haben sich nicht nur in ihrer Freizeit deutlich eingeschränkt. Auch in der Arbeitswelt konnten Kontakte vermutlich reduziert werden, zumindest vorübergehend. Die Winterferien könnten auf dem Höhepunkt der Pandemie zur Beruhigung des Infektionsgeschehens beigetragen haben.

Hoffnung auf einen "Corona-freien" Sommer

Die Politik versucht die Bevölkerung Anfang Februar dennoch auf weitere schwere Wochen einzustimmen. Das hat mehrere Gründe: So kommt die Impfkampagne nicht so schnell voran wie erhofft. Gleichzeitig erhöhen die vermutlich ansteckenderen Corona-Mutationen aus England und Südafrika den Handlungsdruck. Wenn sich diese Virusvarianten auch hier verbreiten, könnte dies alle bisherigen Erfolge zunichtemachen. Der Lockdown müsste nicht nur verlängert, sondern sogar verschärft werden.

Natürlich klingen die Durchhalteparolen aus Wissenschaft und Politik nach gut drei Monaten im mehr oder weniger harten Lockdown zunehmend hohl. Doch es hilft ja nichts: Solange nicht ein signifikanter Teil der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft ist, sind Kontaktbeschränkungen das beste Mittel, um Schaden abzuwenden. Nur wenn es gelingt, die Fallzahlen niedrig zu halten, haben auch ungeimpfte Menschen eine Aussicht auf einen möglichst unbeschwerten Sommer.

Woher kommen die Daten?
Die in diesem Artikel dargestellten Daten basieren auf den Mobilitätsberichten von Google und Apple. Die beiden Hersteller der mobilen Betriebssysteme Android und iOS werten dazu die Standort- und Bewegungsdaten ihrer Nutzer aus und stellen sie aggregiert und anonymisiert zur Verfügung (Links in den Quellenangaben). Aus den Google-Daten lässt sich insbesondere ablesen, an welchen Wochentagen bestimmte Orte hochfrequentiert sind. Apple hingegen analysiert vor allem, wie sich die Menschen fortbewegen: zu Fuß, mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Daten reichen bis Ende Januar und stellen einen Bundesdurchschnitt dar.
Bei der Auswertung der öffentlichen Mobilitätsdaten von Google und Apple gilt natürlich zu beachten, dass sie nur Smartphone-Nutzer erfassen, die ihre anonymisierten Standortdaten zur Verfügung stellen. Die Daten sind also nicht unbedingt repräsentativ. Die einzelnen Kategorien (Arbeitsplatz, Wohnort, Freizeiteinrichtung, usw.) sind zudem nicht immer trennscharf.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gemeinsames "Covid-19 Mobility Project" von Robert Koch-Institut und Humboldt Universität Berlin
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