Ärger bei Google 1.000 Mitarbeiter protestieren gegen China-Pläne
Mehr als 1.000 Mitarbeiter von Google haben in einem Brief Bedenken gegen die Rückkehr des Suchmaschinen-Giganten nach China angemeldet. Dieser plant, dort eine zensierte Suche für Android anzubieten.
Die geplante, zensierte Suchmaschine mit dem Projektnamen "Dragonfly" (Libelle) für Android in China werfe "dringende moralische und ethische Fragen auf", zitierte das US-Portal "The Intercept" aus dem Schreiben an die Konzernführung, in dem auch mehr Informationen zu den Plänen gefordert werden. Nur wenige Mitarbeiter seien eingeweiht.
Die Angestellten argumentierten weiter, dass es unklar sei, ob das Projekt gegen die Ethikregeln des Unternehmens verstoße, die besagten, dass Google keine Dienste anbietet, die zu Verletzungen von Menschenrechten führen.
Bereits Anfang August hatten Aktivisten und Menschenrechtler mit Empörung reagiert, als mehrere US-Medien über Googles neue Chinapläne berichteten. Die zensierte Suchmaschine für das mobile Betriebssystem Android würde demnach in China gesperrte Webseiten und Suchanfragen etwa nach Menschenrechten, Demokratie, Religion oder friedlichen Protesten aussortieren.
"Schwerer Angriff auf die Informationsfreiheit"
Damit entspreche sie den strikten Zensurvorschriften der kommunistischen Führung in Peking. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem "schweren Angriff auf die Informationsfreiheit". Der Konzern hat die Chinapläne bislang nicht bestätigt.
Google ist in China gesperrt, weil es sich der Zensur zumindest bisher nicht beugen wollte. Der Konzern sucht aber nach einem Zugang zu dem weltgrößten Internetmarkt mit 730 Millionen Internetnutzern.
Google zog sich 2010 aus China zurück
Eine zensierte Suchmaschine würde eine Wende in Googles Chinapolitik darstellen: Das Unternehmen hatte sich 2010 aus dem großen Markt zurückgezogen, um sich nicht weiter selbst zensieren zu müssen. China sperrt nicht nur Google und seine Dienste wie die Suchmaschine oder den E-Mail-Dienst Gmail. Auch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube und WhatsApp sind geblockt – ebenso Nachrichtenseiten der "New York Times", des "Wall Street Journals" und politisch heikle oder chinakritische Webseiten.
In einem anderen Fall hatte Google kürzlich angekündigt, aus einer Kooperation mit dem US-Verteidigungsministerium auszusteigen. Tausende Mitarbeiter hatten zuvor eine interne Petition unterschrieben, das Drohnenprojekt "Maven" zu beenden.
- dpa