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Austritte bei Werteunion: Jetzt ist auch Alexander Mitschs Vize Hinrich Rohbohm weg


Verfasser von AfD-Distanzierung
Werteunion fällt auseinander: Auch Mitsch-Vize ist weg

Von t-online, law

16.09.2020Lesedauer: 3 Min.
Werteunion: Zuletzt bewegte der Vorstand des Vereins vor allem eigene Führungsmitglieder zum Austritt (Symbolfoto).Vergrößern des Bildes
Werteunion: Zuletzt bewegte der Vorstand des Vereins vor allem eigene Führungsmitglieder zum Austritt (Symbolfoto). (Quelle: Stefan Boness/IPON/imago-images-bilder)
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Die Werteunion bricht zusammen: Der Verein muss nun auch noch auf den Stellvertreter seines Vorsitzenden Alexander Mitsch verzichten. Hinrich Rohbohm, Reporter der Jungen Freiheit, wirft der Vereinigung einen AfD-Kurs vor.

Paukenschlag bei der Werteunion: Der stellvertretende Bundesvorsitzende Hinrich Rohbohm hat sein Amt niedergelegt und verlässt die Gruppierung. Er folgt damit anderen Landesvorsitzenden, die in der Vereinigung keine Zukunft mehr gesehen und ihr einen Annäherungskurs an die AfD vorgeworfen haben. Mit Rohbohm ist auch der Bremer Landesvorsitzende Simon Beckmann gegangen, und der gesamte Landesvorstand für beide Länder ist geschlossen zurückgetreten.

Außer dort steht die Werteunion auch in Schleswig-Holstein und Hamburg ohne Vorsitzende da, weil Rohbohm diese beiden Verbände kommissarisch geführt hatte. Zuvor hatten bereits die Landeschefs von Thüringen, Christian Sitter, und von Baden-Württemberg, Holger Kappel, der Werteunion den Rücken gekehrt. In diesen beiden Ländern gibt es zum Teil kommissarische Nachfolger.

Sitter und Kappel hatten t-online gesagt, die Werteunion werde "von Krawallmachern dominiert". Entgegen der Beteuerungen gebe es einen schrillen Kurs mit Opposition zur eigenen Partei und eine Annäherung an die AfD.

Rohbohm war Verfasser von AfD-Distanzierung

Jetzt geht mit Rohbohm der Verfasser der "Frankfurter Erklärung", mit der sich die Werteunion im Februar von der AfD distanzierte. "Wenn diese Erklärung unterlaufen oder relativiert wird, kann das aus meiner Sicht nicht folgenlos bleiben", so Rohbohm zu t-online. Er ist Reporter der rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit", sagt aber: "Auch dann kann man entgegen landläufiger Meinung eine ablehnende Haltung zur AfD haben." Für die Junge Freiheit schrieben auch andere konservative Christdemokraten, darunter Bundestagsabgeordnete.

Von der Werteunion wurden die verbliebenen Mitglieder in einem Newsletter des Vorstands informiert, der t-online vorliegt. Man gehe davon aus, dass die Werteunion letztlich gestärkt aus solchen schwierigen Phasen hervorgehen werde, schreibt der Bundesvorsitzende Alexander Mitsch dort. Nur eine "starke Organisation wie die Werteunion" könne es schaffen, "den falsch gesteuerten 'Tanker' CDU/CSU wieder auf den richtigen Kurs zu bringen".

Ex-Vorstände wollen sich in CDU einbringen

Den Glauben an diese Botschaft hat nun offenbar auch Rohbohm aufgegeben. Wie Kappel und Sitter plant er nach seinen Angaben, sich künftig innerhalb der CDU für ein konservativeres Profil einsetzen zu wollen. Seine Kritik an der Werteunion: Manche Kreise betrieben eine aggressive Fundamentalkritik an CDU und CSU. Es werde versucht, fragwürdige Kooperationen mit in Konkurrenz zur Union stehenden Parteien anzubahnen oder sogar eine neue Partei zu gründen. Ähnlich ist das offenbar in einem Brief der ausgeschiedenen Landesvorstände formuliert.

Mitsch schreibt dagegen, die Werteunion habe sich nicht verändert. Rohbohm habe sich gedanklich immer mehr von der ursprünglichen Idee der Werteunion entfernt. Ähnlich hatte die Werteunion auch die jüngsten Austritte kommentiert.

Der CDU gehört Rohbohm seit 2014 wieder an, nachdem er 2009 enttäuscht ausgetreten war. Vorausgegangen war eine bundesweite Debatte um seine Tätigkeit bei der "Jungen Freiheit", die auch zur Abwahl als Fraktionsvorsitzender in seiner Heimatgemeinde geführt hatte. Der Streit um Rohbohm war offen ausgebrochen, nachdem er Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Text als „FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda“ bezeichnet hatte. Merkel war als junge Frau Kulturreferentin in der FDJ.

Offenbar 400 Mitglieder ausgetreten

Für Rohbohm hatte sich 2009 der Gründer des Projekts "Endstation Rechts" eingesetzt, der SPD-Politiker Mathias Brodkorb: In Rohbohms Texten finde sich keine Bestätigung für Vorwürfe, dass er die Grenze zu braunem Gedankengut verwische, schrieb Brodkorb.

Die Werteunion hat zwar Ende August die Gründung eines Landesverbands Brandenburg gemeldet. Die Mitgliederzahlen gehen jedoch deutlich zurück. Sie hat in den vergangenen Wochen offenbar rund 400 Mitglieder verloren. Das geht aus einer vermeintlichen Erfolgsmeldung ihres Vorsitzenden Mitsch hervor. Mitsch sagte, die Werteunion habe seit Jahresanfang ihre Mitgliederzahl um 15 Prozent steigern können. Demnach hätte die Vereinigung nach 3.600 Mitgliedern zum Jahreswechsel derzeit gut 4.100. Nur: Im Mai war in Presseerklärungen von 4.500 Mitgliedern die Rede.

Vor Mitsch und den verbliebenen Vorstandsmitgliedern liegt nun ein schwieriger Termin: Im Oktober steht die Mitgliederversammlung der Werteunion an.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • endstation-rechts.de: Der Fall Rohbohm: Offener Brief von Mathias Brodkorb (SPD)
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