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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Was wird aus seinem "Tatort"? ARD nimmt nach Vorwürfen gegen Til Schweiger Stellung
Er drehte die teuersten "Tatort"-Produktionen im Krimikosmos der ARD. Doch wie geht es für Til Schweiger nach den neuesten Vorwürfen gegen ihn weiter?
Als der erste "Tatort" von Til Schweiger im Jahr 2013 beworben wird, zeigt sich der NDR begeistert. Der damalige Intendant Lutz Marmor lässt sich so zitieren: "Dass ein Kinostar wie Til Schweiger, der mit seinen Filmen mehr als zwanzig Millionen Zuschauer ins Kino locken konnte, künftig einmal jährlich die Rolle als Kommissar spielen will, ist für den NDR und den 'Tatort' hocherfreulich."
Doch auch von einem "Risiko" ist die Rede. Das Projekt, so der NDR-Chef, sei "keineswegs eine 'Nummer sicher'". Seit dem Start der Zusammenarbeit zeigte das Erste in den vergangenen zehn Jahren sechs "Tatort"-Produktionen mit Til Schweiger, die letzte davon am 5. Januar 2020 unter dem Titel "Tschill Out". Seitdem herrscht Sendepause.
Schweiger spielt beim NDR in den nächsten Jahren keine Rolle
Auch wenn die actionreichen Krimis als die teuersten im ARD-Kosmos gelten, dürfte es an den Zahlen nicht liegen: Schweiger verspricht Aufmerksamkeit, die TV-Quoten konnten sich sehen lassen – obwohl nach Rekordstart zuletzt nur noch 7,56 Millionen Menschen einschalteten.
Auf Nachfrage von t-online erklärt eine Sprecherin des NDR nun allerdings: "In diesem und im nächsten Jahr sind keine weiteren 'Tatorte' mit Til Schweiger geplant." Mehr Details gibt es nicht, auch auf Nachfragen zu den Gründen der offenbar stillgelegten Schweiger-NDR-Kooperation folgt keine Antwort. Man habe "nichts Konkretes in der Hand, aber auch keine Eile", hieß es dazu lediglich bereits vor einiger Zeit.
Sicher ist aber: Der Vertrag mit Til Schweiger ruht nur, es stehen noch mindestens zwei Filmprojekte aus. Im Jahr 2015 hatte sich der NDR mit Schweiger auf eine Vertragsverlängerung geeinigt. Das erklärte Ziel: Insgesamt sollen acht Filme mit dem Ermittlerduo Tschiller und Gümer entstehen. Bisher standen Til Schweiger und Fahri Yardim in ihren "Tatort"-Rollen jedoch erst sechsmal vor der Kamera.
- Schweiger und die schweren Vorwürfe: Hat er am Filmset zugeschlagen?
Jetzt hat sich an der Schweiger-Front allerdings einiges getan. Nach einem Bericht des "Spiegel" vom vergangenen Freitag steht der Filmemacher im Fokus. Ihm wird Gewalt vorgeworfen, es geht um Alkoholmissbrauch. Seine Anwältin und die für seinen neuesten Film "Manta, Manta – Zwoter Teil" zuständige Firma Constantin Film bestreiten die Schilderungen, Schweiger selbst hüllt sich in Schweigen. Auf eine Anfrage von t-online reagiert der 59-Jährige ebenfalls nicht.
NDR prüft Schweigers Produktionen aus der Vergangenheit
Bleibt also die Frage, wie es für Til Schweiger in der Filmbranche weitergeht. In diesem Jahr soll noch eine weitere Constantin-Produktion von ihm im Kino starten: "Das Beste kommt noch" ist für Ende des Jahres vorgesehen. Abgedreht ist der Streifen bereits, darüber hinaus sind bisher keine weiteren geplanten Projekte bekannt.
Wie geht ein öffentlich-rechtlicher Sender mit den Anschuldigungen um? Schließlich sind in dessen Auftrag sechs Filme von Schweiger jeweils mit Millionenbudgets gedreht worden. "Die erhobenen Vorwürfe haben wir wahrgenommen und uns diesbezüglich mit den in der Vergangenheit beteiligten Produktionsfirmen, die im Auftrag des NDR mit Til Schweiger für den 'Tatort' zusammengearbeitet haben, in Verbindung gesetzt", erklärt der NDR t-online auf Nachfrage und fügt hinzu: "Die Ergebnisse liegen noch nicht vor."
Zweimal zentral beteiligt: die Constantin Television – also eine für Fernsehproduktionen zuständige Abteilung des gleichen Unternehmens, das nun im Rahmen der "Manta, Manta"-Fortsetzung zu den Vorwürfen in Richtung Schweiger Stellung beziehen musste.
Wer weiß, vielleicht bewahrheitet sich zehn Jahre später, was einst Lutz Marmor sagte: dass es mit Til Schweiger und dem "Tatort" keine "Nummer sicher" wird.
- Anfrage an den NDR
- spiegel.de: "Sie nennen ihn den 'Imperator'" (kostenpflichtig)