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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Neuer Fall aus Wien Sinnkrise wird zum "Tatort"-Problem

Dieser "Tatort" entführt das Publikum mit einem starken Fall in die Wiener Gastroszene. Doch etwas stört ungemein und wirkt wie ein Lückenfüller.
Bibi Fellner hat ein Problem – und das wird für den neuen "Tatort" aus Wien zum Problem. Dabei hätte die Folge ansonsten alles mitgebracht für einen richtig guten Krimi: Denn der Fall selbst ist nicht nur spannend, sondern wird auch bildstark erzählt.
Der Wiener "Tatort: Messer" startet im Gefängnis. Dort klagt Kommissarin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ihrem Freund "Inkasso Heinzi" (immer sehenswert: Simon Schwarz) ihr Leid: Sie will raus aus der Mordkommission – "vielleicht". Deshalb kriselt es in der Zusammenarbeit mit ihrem Kollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) – wie sehr, das erfährt das Publikum ausführlich. Zu ausführlich. Immer wieder schweift der Film ab, und der eigentliche Fall wird zur Nebensache. Frustrierend. Vor allem mit Blick auf den Ausgang dieses Geplänkels.
- Zuvor mit anderem "Tatort"-Star liiert: Das ist die Frau von Harald Krassnitzer
Und völlig unnötig. Wer an persönlichen Schicksalen und Beziehungskrisen interessiert ist, kann schließlich eine Telenovela einschalten. Oder ist dieser Handlungsstrang einfach ein Lückenfüller? Ein Füller, um die 90 Minuten Sendezeit voll zu bekommen?
Dabei hätte der eigentliche Fall diese sicherlich auch allein füllen können: André Brauer (Daniel Keberle), der gnadenlose Chefkoch des Wiener Restaurants "Efeukron", war mit seinem Küchenteam feiern. Morgens wird er erstochen vor seinem Wohnhaus aufgefunden. Schnell blicken die Ermittelnden hinter die Kulissen des Edelrestaurants, wo es gewalttätig und grob zugeht, die Stimmung ist toxisch.
Viele Motive, viele Verdächtige
Wunderbar anschaulich wird die Hackordnung in einer Restaurantküche dargestellt. Der Aufstieg zur nächsthöheren Position, Affären, sexuelle Übergriffe, Schikane: Motive gibt es viele, Tatverdächtige ebenfalls. Da ist etwa der ehrgeizige Souschef Lars Eidmann (Simon Morzé), dessen älterer, vorbestrafter Bruder "Ratte" (Manuel Sefciuc) im "Efeukron" als Küchenhilfe arbeitet. Oder die von Brauer sexuell belästigte Mitarbeiterin und seine mehrfach von ihm betrogene Frau Alicia, die Geschäftsführerin des Restaurants. Stark gespielt von Martina Ebm.
Fans klassischer Krimis, die sich um die Suche nach dem Täter oder der Täterin drehen, kommen hier auf ihre Kosten – trotz des Wermutstropfens rund um Bibi Fellners persönliche Krise. Gespickt mit nahezu durchweg ästhetischen Aufnahmen, kann sich der Fall im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Und wer an Fellners Problem nicht interessiert ist, kann sich in der Zeit ja zum Kühlschrank begeben. Denn die eine oder andere hübsch angerichtete Speise auf dem Bildschirm könnte am späten Abend appetitanregend wirken.
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- Vorabsichtung: "Tatort: Messer" vom 13. April 2025