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"Tatort"-Star Jasna Fritzi Bauer: "Ich wollte, dass genau das nicht passiert"


Interview
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"Tatort"-Star im Interview
Jasna Fritzi Bauer: "Ich wollte, dass genau das nicht passiert"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 30.05.2022Lesedauer: 5 Min.
Jasna Fritzi Bauer: Die Schauspielerin ist als Ermittlerin Liv Moormann im Bremer "Tatort" zu sehen.Vergrößern des Bildes
Jasna Fritzi Bauer: Die Schauspielerin ist als Ermittlerin Liv Moormann im Bremer "Tatort" zu sehen. (Quelle: IMAGO / Future Image)

Der neue Bremer "Tatort" reißt viele Themen an unter anderem auch die psychische Gesundheit. Wie sie sich persönlich um ihr mentales Wohlergehen kümmert, erzählt Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer im Interview mit t-online.

"Das sollte kein Tabuthema mehr sein", stellt Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer im Videotelefonat mit t-online klar. Was sie damit meint und inwiefern sich in ihren Augen noch immer täglich der Unterschied zwischen Mann und Frau zeigt, erzählt sie im Interview.

Zudem berichtet die 33-Jährige, die seit 2021 als Kommissarin Liv Moormann im "Tatort" aus Bremen zu sehen ist, wann sie dem sonntäglichen ARD-Format den Rücken kehren würde, wie sie mit Kritik umgeht und was ihr derzeit Hoffnung macht.

t-online: Weil die Frage auch im neuen Bremer "Tatort" verhandelt wird: Wie kümmern Sie sich um Ihre mentale Gesundheit, Frau Bauer?

Jasna Fritzi Bauer: Ich mache jeden Morgen Sport und versuche, mich ausgewogen zu ernähren. Außerdem ist es mir wichtig, täglich etwas Schönes zu machen und Zeit mit Freunden zu verbringen. Ich achte darauf, nicht nur zu arbeiten. Manchmal meditiere ich abends, manchmal spreche ich mit einer Therapeutin. Das sollte kein Tabuthema mehr sein.

Wie kommt es, dass Sie eine Therapeutin aufsuchen?

In meinen Augen muss es dafür keinen Grund geben. Ich habe schon früh angefangen, immer wieder mal mit Therapeuten verschiedenster Art zu sprechen – also nicht nur Psychotherapeuten, sondern beispielsweise auch Life Coaches. Meistens habe ich das in guten Phasen meines Lebens gemacht, um es weiter hochzuhalten. Die meisten Menschen sind am Ende, können psychisch gar nicht mehr und gehen dann erst zu einem Therapeuten. Ich wollte, dass genau das nicht passiert.

Sie machen das vorbeugend?

Genau, zum einen spreche ich vorbeugend mit einer Therapeutin und zum anderen mache ich das auch, um mich besser kennenzulernen und Dinge über mich herauszufinden. Das ist eine gute Sache.

Was haben Sie denn über sich herausgefunden?

Bestimmt ganz schön viel. Sagen kann und will ich dazu aber nichts. (lacht)

Dann zurück zum "Tatort". Sie werden in ihrer Rolle als Kommissarin Liv Moormann von einem Mann hochgehoben und weggetragen. Inwiefern kennen Sie persönlich Situationen, in denen Sie regelrecht zu spüren bekommen, dass sie eine Frau sind?

Das bekommen doch alle Frauen jeden Tag zu spüren. Viele Leute halten sich für woke und behaupten, es würde sich etwas tun. Ich bin der Meinung: Es hat sich nicht viel verändert. Vor allem, wenn man klein ist als Frau, so wie ich, hat man es garantiert nicht leicht. Man wird ständig mit Sachen konfrontiert, die Männern anders passieren würden.

Haben Sie ein Beispiel?

Allein abends oder nachts nach Hause laufen: Das macht doch keine Frau gern, weil man nie weiß, wer als Nächstes um die Ecke kommt, wer plötzlich hinter einem läuft. Wie man angesprochen wird, wie man behandelt wird, wie man angeguckt wird – es ist so anders, als es bei Männern der Fall ist. Das merkt jede Frau. Jeden Tag.

Greifen Sie zu irgendwelchen Maßnahmen, wenn sie nachts allein nach Hause laufen – wie "telefonieren" oder den Schlüsselbund in der Hand haben?

Ich fahre nachts, ehrlich gesagt, fast nur noch mit dem Taxi oder mit dem Rad. Es gibt wenige Augenblicke, in denen ich nach Hause laufe. Außer in einer Gruppe.

Was müsste sich ändern, dass man sich als Frau sicherer fühlt?

Es passiert schon etwas – aber leider nur in bestimmten "Bubbles". Ich glaube, solange sich in der Gesellschaft mit Blick auf männliche und weibliche Stereotype nichts verändert, wird das nicht passieren.

Was macht Ihnen derzeit Hoffnung?

Mir macht Hoffnung, dass wir in einer Gesellschaft leben, die sich für die freie Demokratie entscheidet. Zumindest in dem Konsens, in dem ich lebe. Bei den jungen Menschen, denen ich begegne, bemerke ich das. Da ist wieder mehr Engagement sichtbar. Ich finde es schön, dass die jüngere Generation anders agiert als unsere Vorfahren. Außerdem habe ich die Hoffnung, dass in Sachen Gleichberechtigung und Gewalt gegen Frauen noch einiges passiert, dass wir uns da in die richtige Richtung bewegen.

Apropos Veränderungen: Sehen Sie sich in fünf Jahren noch als "Tatort"-Kommissarin Liv Moormann über die Bildschirme flimmern?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, noch lange beim "Tatort" zu sein. Es kommt aber drauf an, wie sich das weiterentwickelt. Derzeit bin ich zufrieden: Ich mag das Team, wir arbeiten gut zusammen. Ich weiß nicht, ob ich die nächsten 20 Jahre Liv Moormann sein will, aber aktuell ist es eine gute Sache für mich. Es macht Spaß, die Rolle von Folge zu Folge weiterzuentwickeln, die Fälle sind spannend und wir arbeiten mit tollen Leuten, wie Regisseurin Anne Zohra Berrached, zusammen.

Was wäre ein Punkt, wo Sie sagen würden, so möchte ich nicht weitermachen?

Ich würde aufhören wollen an dem Punkt, wo man nicht mehr auf Augenhöhe zusammenarbeitet und keinen Weg mehr findet, gute Filme zu machen, oder zu unterschiedliche Vorstellungen davon hat, was man eigentlich produzieren will.

Darum geht es im neuen Bremer "Tatort: Liebeswut"
Eine Frauenleiche liegt im Hochzeitskleid mit Kopfschuss in einem abgeriegelten Raum. An der Wand stehen Sätze wie "Der Teufel spricht zu ihnen durch die Wände". Die beiden kleinen Töchter der Frau sind spurlos verschwunden und der verdächtige Untermieter lässt bei Ermittlerin Moormann ungute Erinnerungen an ihre Kindheit erwachen. Weitere Verdächtige tauchen auf: die Eltern der Toten, ein pädophiler Hausmeister, der Ex-Mann des Opfers. Alle hätten irgendwelche Motive, die Kinder zu entführen. Doch vorhersehbar wird der Fall dadurch nicht.

Beim "Tatort" werden viele Deutsche zu Kritikerinnen und Kritikern. "Liebeswut" ist kein klassischer Fall. Warum?

Es fällt mir schwer, mich selbst anzuschauen, aber mich hat der "Tatort" gefesselt. Es ist eine krasse Geschichte, in der wichtige Themen angesprochen werden. Man sollte sich davon freimachen, immer bloß den typischen "Tatort"-"Tatort" zu erwarten. "Liebeswut" ist etwas anderes und steht für sich, aber trotzdem ist der Film ein "Tatort". Ich möchte den Zuschauern mitgeben, dass sie sich einfach darauf einlassen sollen, um eine gruselige, aber auch ergreifende und bedrückende Geschichte mit den Protagonisten zu erleben.

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Lesen Sie im Anschluss Kritiken?

Ich lese das schon, ich lese auch manchmal bei Twitter mit. Ich finde es interessant, was die Leute über meine Rolle oder den Film denken. Ich freue mich natürlich, wenn es der Masse gefällt, dafür machen wir es ja. Wir machen keine Arthouse-Kunst-Movies, um uns toll zu fühlen, sondern wollen schöne Ergebnisse fürs Publikum erzielen.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Ich muss keine drei Tage weinen, wenn die Leute das blöd finden. Früher war das mal so, aber inzwischen juckt mich das nicht mehr. Ich bin relativ abgehärtet und kann Kritik gut annehmen und für meine Arbeit nutzen – zumindest, was die konstruktiven Beiträge angeht. Deshalb finde ich es so spannend, da reinzulesen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Jasna Fritzi Bauer
  • "Tatort: Liebeswut": Vorabsichtung
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