Neue Sat.1-Show Die Endorphine fliegen zwischen "Wow" und "Wahnsinn"
"Die Stoeckel" tanzt Macarena, Martin Semmelrogge amüsiert beim Sport und Cora Schumacher berührt mit ehrlichen Worten. Im neuen "Club der guten Laune" gelingt vieles. Gäbe es da nur nicht diesen "Heeeeeeeerbert!"
Reality-TV soll Spaß machen und keine Bauchschmerzen bereiten. Der TV-Zuschauer sehnt sich – gerade in Zeiten wie diesen – nach guter Unterhaltung. Das heißt nicht, sich pausenlos harmoniebesoffen in den Armen zu liegen! Sat 1 hat mit "Promis unter Palmen" Fehler gemacht, die man so keineswegs wiederholen wollte. Eine andere Richtung sollte eingeschlagen werden: weniger Krawall, mehr Einklang.
Das hat man sich im neuen Reality-Format "Club der guten Laune" wirklich zu Herzen genommen. Aber immer nur Bussi-Bussi und Bauchpinseln: Besteht da nicht die Gefahr, dass es schnell langweilig wird? Eins vorab: Sat.1 macht mit "Club der guten Laune" vieles richtig, aber auch einiges falsch. Doch TV-Macher scheinen gegen konstruktive Kritik nicht mehr resistent zu sein, und das ist in der Regel ein gutes Zeichen.
In acht Episoden begleitet der Zuschauer im fernen Thailand mehr oder weniger bekannte Promi-Gesichter bei Sport, Spaß und Spiel. Mit von der Partie sind unter anderem: Martin Semmelrogge, Cora Schumacher, Joey Heindle, Marc Terenzi, Julian F. M. Stoeckel und Iris Abel.
Die "Clubbis" checken ein
Die zusammengewürfelte, bunte Truppe inspiziert, einer nach dem anderen, die mondäne Villa. Es ist natürlich unterhaltsam, wenn die ersten Teilnehmer anrücken und wie "die Stoeckel" große Augen machen. Klar sollen auch alle Teilnehmer vorgestellt werden. Aber es wird schnell zu viel, wenn man den x-ten Ankömmling durch die Villa scharwenzeln sieht und geplättet "Wow" und "Wahnsinn" sagen hört. Doch dies sind Kleinigkeiten.
Wie bei vielen anderen Reality-Formaten werden Spiele gespielt, manche sind witzig, andere peinlich. Und leider auch hier: Es wäre knackiger, wenn man die Szenen komprimieren würde. Doch es darf auch endlich wieder herzlich gelacht werden! Etwa, wenn sich Martin Semmelrogge mit seinen 66 Jahren an den Fitnessgeräten zu schaffen macht. Semmelrogge bei der Sit-up-Simulation. Oder auf der Rudermaschine. Mit seiner eher trägen, fast niedlichen Tollpatschigkeit entsteht so das Bild, als trainiere er mit Gewichten und einer Zugmasse, die ungefähr so schwer ist wie – eine Puddingschnecke!
Die Endorphine fliegen frei, wenn man den "Clubbis" beim Tanzen zusieht. "Frau Stoeckel" schießt im Macarena-Fieber den Vogel ab. Erwähnenswert auch die herrlich selbstvergessene Performance von Iris Abel, die das Trash-Herzchen des Zuschauers verzückt. Iris tanzt sich die Seele aus dem Leib, frei nach dem Motto: Lass die Leute reden! Es ist egal, wie du aussiehst, hab Spaß, pfeif auf jeden, der es nötig hat, dich wegen deiner Figur von der Seite anzumachen. Die Frau des Schweinebauern Uwe hat 45 Kilo abgenommen und sich ganz neu erfunden.
Theresia Fischer irritiert mit "Herbert"
So gehen die ersten Tage im fernen Thailand vorüber wie ein schöner Sommertag, an dem so mancher wirkt, als habe er zu viel Siesta gemacht. Besonders gewöhnungsbedürftig, nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für die Villen-Bewohner: Theresia Fischer. Wenn die so weitermacht, dürften schon bald die ersten Sicherungen durchknallen. Fischer spricht nämlich fast pausenlos von und über ihr Stofftier. Ein Murmeltier namens "Herbert".
Schon 2019 war sie mit ihrer "Herbert"-Penetranz bei "Promi Big Brother" angeeckt. Das Nagetier, ihr ständiger Begleiter. Joey Heindle? Schwer genervt. Aber sie erklärt ihm, dass sie über Herbert mit ihrem verstorbenen Opa kommuniziert. Okay, klingt schräg! Aber für's Trash-TV ist so ein Spleen natürlich genial. Uiuiuiui, duttidutti, na, Heeeeeerbert? Redet halt jeder anders mit seinem Großvater.
In all dem Gewusel berührt eine Szene: Cora Schumacher spricht plötzlich mit einer Ernsthaftigkeit über ihr Leben, wie man es in derlei Formaten selten gesehen hat.
Hinter all dem Glitzer und der Promi-Fassade stecken oft sensible, feinfühlige Menschen. Sie haben sich einen dicken Panzer zugelegt, um an Vorurteilen über sie nicht kaputtzugehen. Dem Zuschauer einen so schonungslosen Blick in die eigene von Enttäuschungen und Vertrauensbrüchen geprägte Innenwelt zu geben, das ist nicht nur mutig. Das zeigt auch wahre Stärke.
- "Club der guten Laune"-Folge vom 4. Mai
- Eigene Recherche