Yücel, Trump und der NSU Die politischste Goldene Kamera seit Langem
In Hamburg sind die Goldenen Kameras verliehen worden. Neben deutschen Stars wurden auch internationale Leinwandgrößen ausgezeichnet. Manche nutzten ihren Auftritt für eine ernste Botschaft.
Dadurch wurde die 52. Goldene Kamera zur vermutlich politischsten in der Geschichte des Medienpreises: Die Inhaftierung des "Welt"-Journalisten Deniz Yücel und die Politik von US-Präsident Donald Trump bescherten der bunten Gala einige nachdenkliche Töne.
Von den vielen Stars durften sich besonders die Schauspieler Lisa Wagner und Wotan Wilke Möhring freuen, die als beste ihres Fachs in Deutschland geehrt wurden. Bezeichnend für den besonderen Charakter der diesjährigen Gala war auch die Verleihung des Preises in der Kategorie "Beste Information".
Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum, dass die Nachrichtensendungen von ARD, ZDF und RTL gemeinsam als Preisträger geehrt wurden. "Tagesthemen"-Moderatorin Caren Miosga erinnerte in ihrer Dankesrede an den inhaftierten Yücel, der nach ihrer Auffassung "zu Unrecht im Gefängnis festgehalten wird".
Goldene Kamera für Fonda und Heck
Die mit der Goldenen Kamera für ihr Lebenswerk ausgezeichnete Hollywood-Legende Jane Fonda griff die Dreifach-Auszeichnung in ihrer Dankesrede auf. "Das bedeutet, dass drei Fernsehsender die Wahrheit sagen, das ist toll", sagte Fonda. Sie versprach dem deutschen Publikum mit Blick auf US-Präsident Trump, dass die Menschen in den USA für ein Durchhalten der Demokratie kämpfen würden.
Neben Fonda stand bereits auch im Vorfeld die Auszeichnung für Moderatorenlegende Dieter Thomas Heck fest, der ebenfalls einen Preis für sein Lebenswerk erhielt. Die Hollywood-Stars Nicole Kidman und Colin Farrell standen ebenfalls im Vorfeld als Preisträger fest.
Kidman und Farrell hatten ebenso wie der in der Kategorie Musik international ausgezeichnete Ed Sheeran einige Dankesworte für ihre deutschen Fans übrig. "Deutschland ist eines dieser Länder von dem alle sagen, das ist der härteste Markt der Welt", sagte der in kurzer Zeit zum Superstar aufgestiegene Ed Sheeran. Er sei froh, es hier geschafft zu haben.
Lisa Wagner erinnert an die NSU-Opfer
Anders als diese im Vorfeld feststehenden Preisträger gab es für die Schauspieler und Filme aus Deutschland Jury-Entscheidungen. Möhring setzte sich bei den Männern gegen Tobias Moretti und Tom Schilling durch, Wagner bei den Frauen gegen Jutta Hoffmann und Claudia Michelsen.
Wagner, die in dem Film "Letzte Ausfahrt Gera" die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe verkörperte, gedachte in ihrer Laudatio den Hinterbliebenen der zehn NSU-Mordopfer. Sie wolle den Hinterbliebenen Beileid aussprechen, "weil die meistens vergessen werden". Möhring bekam den Medienpreis für seine Rolle des Old Shatterhand in dem gleichnamigen Film.
"heute show" ist beste Satire-Sendung
Als bester Fernsehfilm setzte sich der Thriller "Auf kurze Distanz" über Wettmanipulationen gegen "Ein Teil von uns" und "Zielfahnder - Flucht in die Karpaten" durch. Leonard Carow gewann den Preis als bester Nachwuchsschauspieler. In der Kategorie Kleinserie gewann "Morgen hör' ich auf" mit Bastian Pastewka.
Das Publikum konnte ebenfalls in einer Kategorie abstimmen, es durfte in diesem Jahr die beliebteste Satire-Sendung wählen. Hier konnte sich die ZDF-"heute show" deutlich durchsetzen.