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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Die Höhle der Löwen" Wie feministisch sind Sie, Herr Maschmeyer?
Carsten Maschmeyer gehört zu den Rudelältesten. Welches Investment sich richtig gelohnt hat und wie er zu Diana zur Löwen steht, verrät er im t-online-Interview.
Seit 2016 ist Unternehmer Carsten Maschmeyer Teil der Gründershow "Die Höhle der Löwen" (montags, 20.15 Uhr, Vox). In Löwenjahren sind diese sechs Jahre immerhin schon zehn Staffeln. Doch selten war es spannender als jetzt. Aktuell stehen Wirtschaft und Investoren vor Problemen. Nachhaltigkeit und grüne Energie sind gefragt. Die Gas- und Energiepreise steigen von Rekordhoch zu Rekordhoch. Die Inflation greift die Ersparnisse an. Das verändert auch, wie ein Löwe über Investments denkt.
Im Interview mit t-online spricht der Ehemann von Schauspielerin Veronica Ferres darüber, warum seine Familie wichtig für seine Zusage bei dem Format war, wie er über Feminismus denkt und er pickt ein Showinvestment raus, welches er noch heute als Highlight betitelt.
t-online: Sie feiern Jubiläum – 10 Staffeln DHDL. Als damals die Anfrage kam, ob Sie als Investor an dem Format teilnehmen wollen – wie haben Sie reagiert?
Carsten Maschmeyer: Die Anfrage kam im Dezember 2015. Fünf Wochen später gingen schon die Dreharbeiten los, wir mussten also schnell entscheiden. Der Sender und ich haben uns einige Tage Bedenkzeit genommen. Mir war klar: Wenn ich das mache, dann mit voller Power und Unterstützung der Familie. Und so ein Löwen-Job kostet natürlich viel Zeit, nicht nur für die Dreharbeiten, sondern ganz besonders für die Betreuung der Start-ups, nachdem man mit ihnen einen Deal gemacht hat. Dafür brauchen wir auch zusätzliche Investment-Profis. Mir war schnell klar: Ich bin richtig heiß drauf und will das machen! Als meine Familie und auch mein Investment-Team ihr Okay gegeben haben, habe ich gleich am 1. Januar 2016 die Sony-Chefin angerufen und gesagt: Ich bin dabei!
Wurden Sie vorher schon angefragt?
In der zweiten Staffel gab es mal erste Kontakte und unverbindliche Gespräche, damals hat es aber zeitlich nicht gepasst.
Mit Diana zur Löwen haben Sie eine neue Kollegin. Sie ist jung, Digital native, Influencerin, gleichzeitig in wirtschaftlichen Themen bewandert. Eine 27-jährige Löwin dürfte noch mal ganz andere Impulse in der Show setzen ...
Ich versuche, aus jedem Treffen und jedem Kontakt auch etwas für mich mitzunehmen. Diana tritt für ihre Themen mit großer Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit ein. Auf Social Media beeindruckt mich, wie nahbar sie für ihre Community ist und dass sie jetzt auch zunehmend politische Themen mutig aufgreift.
Diana zur Löwen spricht bei Instagram auch viel über feministische Themen. Wie feministisch sind Sie denn, Herr Maschmeyer?
Meine Frau nannte mich vor Kurzem in einem Interview einen Feministen. Das hat mich sehr gefreut, weil die Gleichstellung von Frau und Mann – sowohl beruflich als auch gesellschaftlich – für mich eine sehr wichtige Rolle spielt.
Inwiefern?
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mehr erreichen, wenn Männer und Frauen gemeinsam Lösungen finden. Deshalb glaube ich, dass Initiativen oder Events zum Thema Feminismus mit beiden Geschlechtern zielführender sind, als wenn es immer "Female only" ist. Und auch wenn wir mit unseren Fonds einen guten Beitrag leisten, die Start-up-Szene weiblicher zu machen, wünsche ich mir insgesamt noch mehr Investorinnen und Gründerinnen.
In diesen zehn Staffeln kamen und gingen Löwen. Gibt es jemanden aus Ihrer Zeit bei DHDL, den Sie gerne wieder neben sich hätten?
Sarna Röser war in der letzten Staffel als Gastlöwin bei "Die Höhle der Löwen". Sie hat das exzellent gemacht und bringt alles mit, was man sich von einer Löwin wünscht: Unternehmergeist, fachliche Erfahrung und eine große Sympathie. Sarna wäre auch als fester Bestandteil der Sendung eine Bereicherung für unser Rudel.
Wenn Sie die Jahre Revue passieren lassen, haben sich die Parameter, nach denen Sie in Unternehmen einsteigen, geändert?
Das Wichtigste sind für mich unverändert die handelnden Menschen. Ich sage immer: Person vor Produkt. Ich investiere in Gründerinnen und Gründer, nicht in Businesspläne. Das war schon vor meiner Zeit in "Die Höhle der Löwen" mein Investorengrundsatz. Am liebsten sind mir Innovationen im Technologiebereich, trotzdem mache ich in der "Höhle" auch andere Investments, zum Beispiel Consumer Products.
Welche Investition hat sich im Nachhinein richtig gelohnt?
Ein Highlight ist das Start-up Presize.ai aus München. In der achten Staffel haben Tomislav und Leon ihre Software-Lösung für Online-Modehändler vorgestellt. Der digitale Größenberater hat mich sofort überzeugt. Ich hatte scheinbar den richtigen Riecher, denn dieses Jahr wurde Presize.ai an Meta, den Mutterkonzern von Facebook verkauft. Ein großartiger Erfolg, denn erstmals hat ein Techgigant ein "Die Höhle der Löwen"-Start-up gekauft.
Und andersrum? Gab es eine Investition, von der Sie total überzeugt waren, die letztendlich aber gefloppt ist?
Bestimmte Start-ups wurden Opfer von Corona oder der aktuellen Wirtschaftskrise. Wir sind hier bisher glücklicherweise noch ganz gut weggekommen, trotzdem hat es kürzlich auch eines unserer Unternehmen wieder erwischt, nämlich Kuchentratsch. Solche sogenannten Social-Start-ups hatten es besonders bei den Corona-Einschränkungen schwer, Umsatz zu machen und profitabel zu werden. Aber es gibt mittlerweile wieder eine Hoffnung für Gründerin Katharina und ihr Team, denn es gibt möglicherweise Übernahmeangebote, was mich für sie und die Seniorinnen und Senioren sehr freut.
Welche Attribute muss ein Start-up mitbringen, dass Sie 2022 sagen "Da steige ich ein!"?
Ein Start-up muss auch krisenresistent sein. Eine tolle Idee mit einem guten Team reicht nicht mehr aus. Ganz wichtig: Start-ups müssen ihr Geschäftsmodell von Anfang an auf mehr Effizienz ausrichten, um schneller profitabel zu werden. Es gilt das Gebot "From burn to earn"! Diesen Willen, Ehrgeiz und die Vernunft muss ich bei dem Team erkennen – sonst bin ich raus.
Ist durch die aktuelle geopolitische Lage etwas anders?
Aktuell sind durch den Krieg und die Pandemie sicherlich wichtige Auswahlfaktoren dazu gekommen: Kann es produziert werden, gibt es Lieferengpässe, zum Beispiel durch den Chipmangel oder den Rohstoffmangel? Macht das Produkt unsere Welt schneller, besser, nachhaltiger, digitaler und gesünder? Das sind wichtige Punkte, die eine Rolle bei meiner Investment-Entscheidung spielen.
Braucht es gerade jetzt Unternehmen, die auf grüne Technologie setzen? Immerhin ist das ein Mittel, um neue Energiequellen zu fördern und so steigende Energiekosten zu bekämpfen.
Unbedingt. Und jede Krise ist eine Chance. Deshalb werden aus dieser Energiekrise auch erfolgreiche Start-ups hervorgehen. Wir sind mit unseren Fonds in Deutschland, Europa und Nordamerika natürlich auch in einige nachhaltige Tech-Start-ups investiert, die mit ihren Geschäftsmodellen helfen, die Energiewende schneller und intelligenter zu meistern. Davon kann es nicht genug geben.
- Eigenes Interview mit Carsten Maschmeyer