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Mit großem Orchester: Howard Carpendale und die "Symphonie meines Lebens"


Mit großem Orchester
Howard Carpendale und die "Symphonie meines Lebens"

Von dpa
Aktualisiert am 25.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Howard Carpendale hat sein neues Album in den legendären Abbey Road Studios aufgenommen.Vergrößern des Bildes
Howard Carpendale hat sein neues Album in den legendären Abbey Road Studios aufgenommen. (Quelle: Ursula Düren/dpa./dpa)
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München (dpa) - Howard Carpendale hat ein neues Album mit alten Hits veröffentlicht. "Symphonie meines Lebens" hat Carpendale gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra in den berühmten Londoner Abbey Road Studios aufgenommen. Zwölf Songs hat er so vertont, darunter seine großen Kracher "Hello Again" und "Ti Amo".

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München spricht er über diese große Herausforderung und sagt, bei wem er sich mit der "Symphonie seines Lebens" bedanken will.

Frage: Haben Sie Ihre Werke durch das Orchester noch einmal anders kennengelernt?

Antwort: Ja, und ich musste auch anders arbeiten. Mit ist klar geworden: Jetzt wird es in deiner Karriere mal richtig ernst. Bei diesem Orchester und der feinen Art, wie sie spielen, war es gar nicht so einfach, der Chef im Ring zu bleiben. Das ist erst nach längerer Zeit gelungen.

Frage: Wie stehen Sie generell zur klassischen Musik, zu Orchestermusik?

Antwort: Ich habe überhaupt keinen einseitigen Musikgeschmack. Das ist die angelsächsische Seite an mir. Ich mag dieses deutsche Schubladendenken nicht. Es gibt ganz wunderbare Musik. Nur bei Volksmusik steige ich aus.

Frage: Bei deutscher Volksmusik?

Antwort: Ja. Die ist einfach nicht mein Fall. In den USA gibt es auch Volksmusik, aber da heißt es Country und ist poppig. Das ist einfach geil. Aber unsere Volksmusik in Deutschland ist ganz anders aufgebaut und das ist wahrscheinlich der Grund, warum Deutsche auf die eins und die drei klatschen und nicht auf die zwei und die vier, was ja viel mehr swingt. Ich habe mich oft gefragt: Was hört ein Deutscher, wenn er auf die eins und die drei klatscht? Ich verstehe das nicht.

Frage: Gibt es noch etwas, was Ihnen auch nach Jahrzehnten an der deutschen Musikbranche noch fremd geblieben ist?

Antwort: In Italien und sogar in englischsprachigen Ländern ist man stolz auf seine Sprache. Hier tut man sich aber nach wie vor schwer mit deutscher Musik. Ich kenne wunderschöne deutsche Texte, die nur abgelehnt wurden, weil sie deutsch waren. Die deutsche Sprache ist wunderschön, gerade bei Titeln, in denen man ein bisschen mehr interpretieren will. Es heißt immer, die deutsche Sprache sei so hart, aber das finde ich überhaupt nicht.

Frage: Bei Ihnen ist sie das ja auch nicht...

Antwort: Natürlich habe ich einen Vorteil durch meinen Akzent, aber ich muss mich dagegen wehren, dass ich meinen Akzent bewusst beibehalte. Das wäre nach so vielen Jahren in Deutschland gar nicht möglich.

Frage: Haben Sie inzwischen auch einen deutschen Akzent, wenn Sie Englisch sprechen?

Antwort: Nein. Man sagt, ich hätte einen amerikanischen. Da habe ich ja auch 20 Jahre lang gelebt.

Frage: Sie benutzen Ihre Stimme nun schon seit einem halben Jahrhundert als Arbeitsinstrument. Fällt Ihnen heute etwas schwerer als früher?

Antwort: "Ti Amo" ist ein Titel, der sich über zwei Oktaven bewegt. Das ist nicht leicht für einen männlichen Popsänger. Aber ich kriege das immer noch hin - allerdings ab und zu mit einem Doppler und auch einen Ton tiefer als früher.

Frage: Wie haben Sie die Titel für Ihr neues Album ausgewählt?

Antwort: Die meisten lagen auf der Hand. Ich habe nur zwei Titel dazu getan: "Eine Nacht in New York City" und "Symphonie meines Lebens", ein Song, mit dem ich Deutschland Danke sagen wollte: "Mein Leben habt Ihr Ton für Ton mitgeschrieben." Das ist kein Abschiedslied, nur ein Dankeslied. Mir war es wichtig, dass es nicht schmalzig rüberkommt, sondern authentisch. Und es gibt auch ein bisschen die Botschaft, dass der Tod kein Tabuthema sein sollte. Es ist wichtig, darüber zu sprechen.

In meiner Heimat und auch in den USA ist man da schon viel weiter, aber in Deutschland spricht man einfach nicht darüber. Ich verstehe das deutsche Tabu über den Tod nicht. Man weiß nicht, wann das Leben zu Ende geht und angeblich ist ab 70 die Chance höher als mit 40. An Udo Jürgens haben wir gesehen, wie großartige Künstler ganz plötzlich von uns gehen. Das Thema Sterbehilfe ist eins, das ich gerne aufgreifen möchte - spätestens wenn ich auf Tournee gehe und nicht nur singe, sondern vor allem spreche.

Frage: Was ist der größte Unterschied für Sie, wenn Sie auf der Bühne stehen und reden statt singen?

Antwort: Ich bin kein Vollblutmusiker. Das ist ein ganz anderer Schlag und natürlich ebenso legitim. Es gibt die Maffays auf dieser Welt und die Udo Lindenbergs, die mit und für ihre Musik leben. Aber so bin ich nicht. Die Musik ist für mich nur ein Vehikel für meine Personality.

Im Januar 2020 startet Howard Carpendale seine große Deutschland-Tournee. Begeleitet wird er dabei zwar nicht von einem Orchester, aber von einer 20-köpfigen Band. Los geht es am 28.01. in Rostock, das letzte Konzert findet am 10.05. in Dresden statt.

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