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Hellmuth Karasek ist gestorben: Trauer um großen Literaturkritiker


Trauer um Literaturkritiker
Hellmuth Karasek ist tot

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 30.09.2015Lesedauer: 3 Min.
Hellmuth KarasekVergrößern des Bildes
Hellmuth Karasek - Autor und Kritiker. (Quelle: dpa-bilder)
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Das "Literarische Quartett" hat ihn berühmt gemacht: Hellmuth Karasek gehörte neben Marcel Reich-Ranicki zu den prominenten Gesichtern der TV-Sendung. Noch länger leitete er beim "Spiegel" das Kulturressort. Am Dienstag starb der Literaturkritiker und Schriftsteller im Alter von 81 Jahren, wie seine Familie in Hamburg bestätigte. Weitere Informationen zu den Umständen seines Todes sind nicht bekannt.

Karasek liebte das Publikum. Zwölf Jahre lang stritt und plauderte er mit Literaturpapst Reich-Ranicki vor laufenden Fernsehkameras und selbst nachdem das "Literarische Quartett" 2001 nach 77 Folgen und 375 besprochenen Büchern eingestellt wurde, tauchte der umtriebige Kulturkritiker immer wieder auf dem Bildschirm auf. Das brachte ihm bisweilen selbst Kritik ein. "Ich kann an solchen Fernsehauftritten nichts Ehrenrühriges finden", lautete sein Kommentar dazu.

"Ich habe in zwei Diktaturen gelebt"

Geboren wurde Karasek 1934 als eines von fünf Kindern im mährischen Brünn. Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie vor der Roten Armee nach Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt. Nach dem Abitur übersiedelte Karasek 1952 aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik und studierte in Tübingen Germanistik, Geschichte und Anglistik. "Ich habe in zwei Diktaturen gelebt. Die erste habe ich gemocht und erst später gemerkt, dass das ein Schweineregime war. Die zweite habe ich von Anfang an gehasst."

Ihn habe seine Kindheit im Dritten Reich am meisten geprägt, erzählte er. "Durch den Krieg hat man gelernt, dass kein Stein auf dem anderen steht, nichts Bestand hat und man immer misstrauisch bleibt." Der Schliff und Drill, der ihm als Junge in der Hitlerjugend und in einer Nazi-Eliteschule vermittelt worden sei, habe bei ihm weniger nachhaltig gewirkt.

Langjähriger Kulturchef des "Spiegel"

Karasek begann seine journalistische Karriere 1960 bei der "Stuttgarter Zeitung" als Redakteur und avancierte wenig später zum Feuilleton-Chef. Nach einigen Unterbrechungen wechselte er 1968 als Theaterkritiker und Feuilleton-Redakteur zur Wochenzeitung "Die Zeit". Danach begann seine "Spiegel"-Zeit: von 1974 bis 1991 leitete er das Kulturressort, 1996 kam es zum vorläufigen Bruch mit dem Magazin. Nach vierjähriger Pause schrieb Karasek im Jahr 2000 wieder eine Titelgeschichte für das Heft - über Filmdiva Marlene Dietrich.

Sein Romandebüt gab Karasek 1998 mit "Das Magazin" - über das intrigante Innenleben eines Hamburger Nachrichtenmagazins, was ihm viele übel nahmen. Bis 2004 war er Mitherausgeber des Berliner "Tagesspiegel". Neben zahlreichen Büchern ("Süßer Vogel Jugend", "Soll das ein Witz sein?") schrieb Karasek für Zeitungen wie "Die Welt" und das "Hamburger Abendblatt" - wo auch regelmäßig seine Glossen erschienen.

Mit Günter Grass verwechselt

Daneben arbeitete er als Dramaturg, Moderator, Biograf etwa des Filmemachers Billy Wilder oder unter dem Pseudonym Daniel Doppler als satirischer Theaterautor ("Die Wachtel"). "Das Fernsehen hat mein Leben am meisten verändert", sagte er über seine Zeit beim "Literarischen Quartett" einmal. Seitdem kannten die Menschen sein Gesicht, auch wenn sie ihn manchmal mit Literaturnobelpreisträger Günter Grass verwechselten, wie er berichtete. An diesem Freitag (2. Oktober) will das ZDF eine Neuauflage der Sendung starten.

Auch seine Kinder schafften es in die Kulturbranche

Seine künstlerischen Gene gab Karasek, vierfacher Vater und in zweiter Ehe mit der Kulturredakteurin Armgard Seegers verheiratet, an seine Kinder weiter: Sohn Daniel aus erster Ehe ist Intendant am Theater in Kiel, Tochter Laura hat ihren ersten Roman ("Verspielte Jahre") veröffentlicht. "Sie wollte einen künstlerischen Beruf ergreifen, aber ich habe zu ihr gesagt: Lerne was Anständiges - und da hat sie Jura studiert." Als sie ihm die ersten 100 Seiten ihres Romans vorgelegt habe, war er jedoch überzeugt: "Das musst Du unbedingt weitermachen!"

Karasek selbst ging bis ins hohe Alter auf Lesereise und schrieb weiter. Erst 2013 waren wieder zwei Bücher ("Auf Reisen. Wie ich mir Deutschland erlesen habe", "Frauen sind auch nur Männer") von ihm erschienen.

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