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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Oliver Wnuk "Das ist schon eine große Falle, in die man da tappt"

Die guten Rollen für Frauen ab 40 sind rar. Ein Problem, das auch Männer beschäftigt. Oliver Wnuk spricht über den Wandel in der Filmbranche und eigene Existenzängste.
Seit den Neunzigerjahren steht Oliver Wnuk vor der Kamera. Auch heute noch ist der 49-Jährige regelmäßig im TV zu sehen. Während viele Schauspielerinnen im Alter kaum noch Rollen angeboten bekommen, kann sich der "Nord Nord Mord"-Star nicht beschweren. Existenzängste plagen ihn trotzdem, wie Wnuk im Interview mit t-online erzählt.
t-online: Herr Wnuk, die Filmbranche steht unter Druck, das hat auf viele Bereiche Auswirkungen – etwa auf die Besetzung von Frauenrollen. Teilen Sie die Auffassung, dass es Frauen über 40 schwerer haben?
Oliver Wnuk: Ja. Aber Narrative verändern sich zunehmend: die Erzählweisen, die Geschichten. Ursprünglich kommen wir aus einer Kultur, wo in der Literatur bevorzugt von Männern erzählt wurde oder zum Beispiel Liebesgeschichten meistens mit sehr jungen Frauen erzählt wurden. Da sind wir schon im Wandel und der geht mit wirklich großen Schritten voran. Aber es ist ein Beruf, in dem auch die Männer immer auf dem Prüfstand stehen.
Inwiefern?
Männer müssen genauso gefallen, sympathisch sein, optisch auf die Figur passen, um die Rolle zu bekommen. Das ist bei Frauen und Männern nicht anders. Es ist aber tatsächlich so, auch in meiner Beobachtung, dass für Frauen ab 40 die Rollenauswahl geringer ausfällt.
Wie können Sie diesem Dilemma als langjähriger Filmstar entgegenwirken?
Das ist nicht in meinem Einflussbereich. Ich persönlich kann das aber auch gar nicht so bestätigen. Meine Partnerinnen in Filmen sind immer gleich alt oder älter, aber nicht wesentlich jünger. Immer wenn ich spiele, ist auch eine Kollegin dabei, deswegen kriege ich das persönlich nicht mit.
Werden Sie auch weniger gebucht?
Nein.
Kennen Sie persönlich denn Existenzängste und sorgen sich um ausbleibende Angebote?
Seit ich mit der Schauspielerei angefangen habe, arbeite ich durchgehend. Ich bin wirklich auf der Sonnenseite des Berufs, werde aber dennoch von der Sorge getrieben, dass sich die Auftragslage morgen drehen könnte. Ein durchaus realistisches Szenario.
Dabei sind Sie seit 2010 ein fester Teil der "Nord Nord Mord"-Reihe.
Ich mag es, in Serien oder Filmreihen miteinander zu wachsen. Aber selbst, wenn man in einer Serie mitspielt, heißt das noch lange nicht, dass das lange gut geht. Eine Reihe wie "Nord Nord Mord", bei der man seit mehr als 15 Jahren mitwirkt, wird es nicht noch mal geben.
Für eine Filmreihe ist man als Schauspieler schon dankbar?
Absolut. Vor allem, wenn man so Glück mit den Kollegen und dem Team hat. Wir sind eine sehr harmonische Produktion. Auf der Berlinale haben wir sogar den Fair Film Award gewonnen. Ein Preis, der von Teammitgliedern bestimmt wird. Das ist natürlich eine große Auszeichnung für unseren Produktionsleiter. Bei uns fühlen sich alle wohl, alle wollen immer bei uns arbeiten. Es ist einfach harmonisch, weil wir uns auch schon so lange kennen. Wir verbringen Lebenszeit miteinander. Es geht nicht mehr darum, was ich da mache, sondern wie und mit wem.
War dieser Aspekt auch bei dem Projekt "Die Bachmanns" entscheidend?
Ein Grund war natürlich Ralf Husmann. Er ist einfach für mich einer der besten Comedyautoren, wenn nicht sogar der beste Comedyautor, den es gibt. Zudem kennt er mich einfach sehr gut. Das Buch hat er im Wissen, dass ich die Rolle spielen werde, geschrieben. Da stellen sich schon ganz viele Fragen nicht mehr.
Also ihm können Sie blind vertrauen?
Ja. Es war eine tolle Idee, ein schönes Setting, ich mag die Kollegen – und mehr braucht es nicht.
Was war bei dieser Produktion besonders herausfordernd?
Ich finde es immer aufregend, mit Kindern zu spielen. Ich bin immer überrascht, wie unglaublich gut vorbereitet und professionell diese Kids sind. Aber es ist auch mit einem Risiko verbunden. Kinder dürfen nicht so viel arbeiten wie Erwachsene. Sie dürfen insgesamt nur vier Stunden am Set sein, drei davon drehen. Alles muss in der Zeit gelingen. Kinder haben oft nach ein paar Takes keine Lust mehr. In dem Fall haben die das aber alle ganz toll gemacht.
Sie sind auch im wahren Leben Vater. Wie werden Sie Ihren ganzen Rollen als Schauspieler, als Vater und als Autor gerecht?
Retrospektiv betrachtet, hätte ich nicht alles aus dem Bedürfnis der Sicherheit heraus zusagen müssen. Natürlich habe ich auch viel Zeit mit meinen Kindern verpasst. Das bereue ich. Aber selbst, wenn ich mal 200 Tage unterwegs sein sollte, bin ich auch 165 Tage zu Hause und das dann den ganzen Tag. Würde ich das mit einem 9-to-5-Job vergleichen, komme ich als Schauspieler auf einen nicht schlechteren Schnitt.
Und wie handhaben Sie die Thematik Social Media als Vater?
Uns ist bewusst, dass Social Media Teufelszeug ist. Das braucht kein Kind. Ich fand es auch sehr interessant, dass sogar die Schöpfer von Social-Media-Plattformen ihren eigenen Kindern zum Teil verbieten, diese zu nutzen.
Sind Sie denn ein gutes Vorbild für Ihre Kinder in Sachen Social-Media-Nutzung?
Ich merke an mir selbst, wie ich mich von diesen kleinen Ablenkungen einfangen lasse und wie schnell dann die Zeit vergeht. Das ist schon eine große Falle, in die man da tappt. Ich arbeite viel mit Jugendlichen zusammen und da sehe ich natürlich, was für ein zentrales Thema dieses Handy und Social Media ist.
"Die Bachmanns" mit Oliver Wnuk läuft am Montag, dem 28. April um 20.15 Uhr im ZDF.
- Interview mit Oliver Wnuk