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Norwegens Betrug im Skispringen: Eine Eskalation auf höchster Ebene


Norwegischer Betrug im Skispringen
Eine Eskalation auf höchster Ebene

  • Melanie Muschong
MeinungVon Melanie Muschong

Aktualisiert am 10.03.2025 - 15:21 UhrLesedauer: 3 Min.
Marius Lindvik: Er gewann WM-Gold von der Normalschanze.Vergrößern des Bildes
Marius Lindvik: Er gewann WM-Gold von der Normalschanze. (Quelle: IMAGO/GEPA pictures/ Thomas Bachun/imago-images-bilder)
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Die Skisprung-Szene ist von einem öffentlich zugegebenen Betrug der Norweger erschüttert. Das Ausmaß ist zwar noch unklar. Der Weltverband muss trotzdem handeln – und zwar so schnell wie möglich.

Im Skispringen sind neben der Klasse des Athleten zwei Dinge von Bedeutung: Technik und Material. Um Letzteres gab es gefühlt schon immer Diskussionen, jede Saison aufs Neue. Jede Nation versucht, ihre Springer mit dem besten Material und den besten Anzügen auszustatten.

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Doch die Anzugmanipulation der Norweger durch verstärkte Nähte und der zugegebene Betrug haben eine neue Dimension erreicht. Es ist eine Eskalation auf höchster Ebene. Manipulation "ohne jegliche Skrupel" nannte es der Deutsche Skiverband (DSV). Man könnte auch sagen: eine Schande für die Sportart.

Rund ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo steht die Skisprung-Welt vor einem immensen Glaubwürdigkeitsverlust und einer neuen Herausforderung. Der Weltverband (Fis) muss nun Antworten auf zahlreiche Fragen finden.

Der Weltverband muss das Kontrollsystem hinterfragen

Was es nun braucht, ist eine klare Aufarbeitung. Der Weltverband muss das händische Kontrollsystem hinterfragen. Die Einführung der NFC-Chips zu dieser Saison war ein erster Schritt, aber darf aufgrund der Entwicklungen nicht der Letzte gewesen sein. Die NFC-Chips werden in die Einzelteile der Anzüge eingefügt und bei jedem Wettkampf kontrolliert. So soll sichergestellt werden, dass keine Teile ausgetauscht werden. Doch wie sicher ist die Chip-Handhabung in der Umsetzung wirklich? Angeblich wurde von den Norwegern laut "Bild" versucht, das Datensystem zu hacken. Der Chip ist die eine Sache. Hinzu kommen jedoch die Schnitte und Schrittlängen beim Anzug. Auch diese müssen genau gecheckt werden.

Skisprung-Ikone Sven Hannawald hat im Interview mit t-online daher den Wunsch geäußert, dass die Kontrollen künftig eine Maschine übernehmen sollte. Auf diese Weise seien die Springer "nicht abhängig von menschlichen Beeinflussungen". Und jeder Springer wüsste klar, ob sein Anzug der Prüfung standhält oder nicht. Austesten während der Saison? Fehlanzeige. Denn Maschinen kennen keinen Graubereich. Wichtig ist zudem vor allem eines: Transparenz.

Aufgrund der immer neuen Regeln und Änderungen ist es nicht nur für die Zuschauer schwer, den Überblick zu behalten.

Ende Januar wurde der Slowene Timi Zajc beispielsweise im Team-Wettbewerb in Willingen nach einer Anzugkontrolle im ersten Durchgang disqualifiziert, weil die Weite seines Schrittes zu groß war. Sein Team schaffte die Qualifikation, und Zajc durfte wieder mitspringen – in dem Anzug, der zuvor nicht den Ansprüchen entsprochen hatte. Plötzlich passte dann jedoch alles. Schon zum Jahreswechsel und zu Beginn dieses Jahres war das Material bei der Vierschanzentournee Thema, als die Österreicher allen davonflogen.

Der Weltverband muss sagen, was beispielsweise passiert, wenn ein Zajc laut Regelwerk mit demselben Anzug springen darf, nachdem dieser zuvor bemängelt und Zajc deswegen disqualifiziert worden war. In der Fußball-Bundesliga gibt es nicht umsonst die Stadiondurchsage nach einer VAR-Entscheidung. So etwas bräuchte es auch im Skispringen nach Disqualifikationen durch Anzugkontrollen.

Für den Weltverband ist es nun Zeit, durchzugreifen – so schnell wie möglich. Die Zeit rennt. Denn auch, wenn sich diese Saison dem Ende zuneigt und das volle Ausmaß des norwegischen Skandals noch unklar ist, die neue Saison steht schon in den Startlöchern. Und in genau 334 Tagen geht der olympische Wettbewerb auf der Schanze los.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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