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Skispringen: Sven Hannawald über DSV-Adler bei WM


Sven Hannawald über DSV-Adler bei WM
"Dann ist es eine andere Welt"


02.03.2025 - 14:27 UhrLesedauer: 5 Min.
Sven Hannawald: Der frühere Skisprung-Star ist TV-Experte für die ARD.Vergrößern des Bildes
Sven Hannawald: Der frühere Skisprung-Star ist TV-Experte für die ARD. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler/imago-images-bilder)
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In der WM-Qualifikation lief es für Andreas Wellinger gut. Am Sonntag geht es auf der Normalschanze los. Skisprung-Ikone Sven Hannawald spricht über die Chancen – und die Saisonentwicklung.

Am Sonntag starten die deutschen Skispringer um Pius Paschke, Andreas Wellinger und Karl Geiger bei der Weltmeisterschaft in Trondheim (Norwegen) auf der Normalschanze – und wollen die zuletzt enttäuschenden Ergebnisse vergessen machen (ab 17 Uhr im t-online-Liveticker). Sven Hannawald, der 1999 mit dem Team und 2001 von der Großschanze mit dem Team Weltmeister wurde, glaubt an die Mannschaft von Stefan Horngacher.

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"Ich habe die Hoffnung, dass es belohnt wird", sagt Hannawald im Gespräch mit t-online über das DSV-Team um Wellinger und Geiger, die sich zuletzt optimistisch gaben. "Inwieweit das dann in Medaillen umgerechnet wird, wird man sehen." Der Vierschanzentournee-Gewinner der Saison 2001/02 meint jedoch auch ehrlich: "Die deutschen Springer geben sich schon die ganze Zeit positiv und haben leider immer wieder einen auf den Deckel bekommen. Ich lobe das erneute positive Herangehen."

"Super, dass die Jungs weiter positiv bleiben"

Dass dies gar nicht so einfach ist, wenn es gerade nicht läuft, weiß der 50-Jährige durch seine eigene langjährige Erfahrung: "Ich muss zugeben, dass ich aus meiner ehemaligen Zeit weiß, dass ich dann irgendwann tierisch genervt war. Natürlich habe ich weitergemacht, aber ich konnte mich vor den Kameras nicht so positiv geben." Der Fokus verschiebe sich: "Ich hatte mit mir zu tun und war gefrustet, ob der Situation, die ich durchleben musste. Deswegen finde ich es super, dass die Jungs weiter positiv bleiben und weiterarbeiten wollen."

Zuletzt war von der Euphorie des Saisonbeginns mit dem guten Start von Paschke nicht mehr viel zu sehen oder zu spüren. Der 34-Jährige, der die Weltcup-Gesamtwertung anführte, rutschte immer weiter ab und liegt aktuell auf dem fünften Rang. In der WM-Qualifikation für die Normalschanze lief es ebenso durchwachsen für den Routinier, der selbst erklärte: "Ich bin noch ein bisschen angeschlagen, aber es hatte jetzt nicht wirklich einen Einfluss aufs Skispringen. Es geht körperlich bergauf und dann liegt es an mir."

"Das wird eine sensationelle WM"

Besser lief es für Wellinger. Er landete in der Qualifikation auf dem zweiten Platz hinter dem Norweger Johann André Forfang und darf ebenso wie Geiger, der Fünfter wurde, auf Edelmetall hoffen. Dass die deutschen Springer als "Underdogs" in den Wettkampf am Sonntag und die weitere WM gehen, könnte laut Hannawald auch von Vorteil sein: "Die Favoriten sind andere, das muss aber nicht negativ sein. Pius war vor der Tournee Favorit, das ging allerdings in die Hose." Er hoffe nun, "dass das Team einen Ausgleich findet und so zurück in die Spur kommt."

Neben den Österreichern um Stefan Kraft und Daniel Tschofenig gehört auch Forfang zu den Titelanwärtern. In Sapporo wurde er bei der Generalprobe im Weltcup Dritter, in Lake Placid konnte der Norweger siegen. Und nun vor heimischem Publikum? "Das wird eine sensationelle WM", ist Hannawald sicher, rechnet aber auch mit Schwierigkeiten für die Gastgeber: "Im eigenen Land sind die Norweger aber nicht ganz so frei. Ich bin gespannt, wie sie mit der Situation umgehen. Forfang hat eine super Form. Auf ihm liegen die meisten Erwartungen. Inwiefern er sie erfüllen oder auch ins Positive umsetzen kann, wird man sehen."

"Das Gute ist, dass es mit der kleinen Schanze losgeht"

Hannwald fügt mit Blick auf die Normalschanze in Bezug auf die deutschen Springer an: "Das Gute ist, dass es erst einmal mit der kleinen Schanze losgeht. Das war in der Historie immer okay, weil es zum Sprung passt. 2023 in Slowenien war es auch so, dass es auf der kleinen Schanze besser geklappt hat." Wellinger gewann damals WM-Silber von der Normalschanze. Genau so ein erneutes Anschneiden könnte laut Hannawald beflügeln: "Ich hoffe, dass sie positives Feedback über die Ergebnisse bekommen und sich eingrooven."

Dann sei auch vor allem im Team etwas möglich. "Ich hoffe für die Jungs, dass sie im Mannschaftswettkampf auf dem Podium stehen. Und bei den Einzelwettkämpfen hoffe ich, dass in der ersten Woche mit der kleinen Schanze ein paar Sachen positiv zusammenlaufen. Auf der Großschanze kann es schwierig werden. Wenn sie jetzt über die Trainingstage etwas gefunden haben, was fruchtet, dann kann es überraschend gut werden, auch auf der Großen."

Mixed-Team? "Hoffe, dass da auf jeden Fall die Medaille kommt"

Weiter meint Hannawald: "Die Schanze an sich liegt den Jungs." Das habe auch die Qualifikation am Samstag gezeigt. Der frühere Skisprung-Star glaubt zudem, dass gemeinsam mit den Frauen noch Edelmetall möglich ist. Diese haben im Teamwettbewerb bereits WM-Bronze am Samstag geholt.

"Ich sehe den Mixed-Team-Wettkampf als positiv, weil die Frauen mit Selina Freitag und Agnes Reisch aktuell in ihrem Weltcup super auftrumpfen. Es war ein sensationeller Wettbewerb in Lake Placid. Auch der Mixed-Auftakt in Lillehammer war super. Der Wettbewerb ist so positiv behaftet, dass ich hoffe, dass da auf jeden Fall die Medaille kommt", so Hannawald.

Auf dem deutschen Team lag zuletzt viel Druck, eben weil es zu Saisonbeginn so gut lief. Mit jeder Podest- und Topplatzierung wurde dieser jedoch nicht weniger. Für Hannawald, der in seiner Karriere ebenso den Umgang mit diesen Umständen lernen musste, erklärt das auch den möglichen Leistungseinbruch bis zur WM-Qualifikation ein Stück weit: "Wenn du eine Saison so gut anfängst wie noch nie, dann hat es den Nachteil, dass das auch Erwartungen schürt. Die anderen nutzen diese Momente dann aus und können in Ruhe weiterarbeiten, während parallel alle Augen auf dich gerichtet sind, weil du gut bist. Da ist das Arbeiten nicht ganz einfach."

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"Das spricht immer für das Material"

Allerdings ist der gebürtige Sachse auch überzeugt davon, dass das Material eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung zuletzt spielt. Der Silbermedaillengewinner von Olympia 2002 auf der Normalschanze erklärt das so: "Es ist nicht nur ein Springer, der abfällt, sondern eine komplette Mannschaft und das spricht immer für das Material. Es können nicht zehn Springer einer Nation den gleichen Fehler machen."

Er wünsche sich deshalb, dass es in Zukunft keine Diskussionen mehr gebe und alles so bleibe wie zu Beginn der Saison, ohne Materialentwicklung im Laufe des Winters. Hannawald sieht hier die Technik als Lichtblick für die Zukunft: "Ich wünsche mir, dass Messungen durch technische Unterstützung klarer geregelt werden können. So wie die 3D-Messung zu Saisonbeginn, dass diese auch an der Schanze funktioniert. Dass die Springer nicht abhängig von menschlichen Belastungen oder Beeinflussungen sind."

"Messungen durch technische Unterstützung klarer geregelt werden"

Warum? "Eine Maschine sagt Grün oder Rot, es gibt kein Gelb. Dementsprechend hoffe ich, dass in nächster Zukunft kein Mensch mehr die Messungen macht, sondern eine Maschine. Menschen sind in jeder Situation beeinflussbar", stellt die deutsche Ikone im Skisprung klar. Hannawald weiß, dass die Branche inzwischen schon so weit sei, dass das Körpermaß bald über die Körpertemperatur gemessen werden könne. Und zwar so, dass sich der Springer im Anzug in den Scanner stellt und der Anzug dann gemessen wird.

"Das wünsche ich mir, denn dann ist die Konstante Mensch aus dem Thema und es gibt nur die Maschinenansage", so Hannawald weiter. Er erklärt an einem Beispiel, dass ein Mensch bei wenigen Millimetern vielleicht sagen würde, "zwei Millimeter ist fast nichts, aber näh mal zurück. Das spricht sich rum und dann gehen die Springer proaktiv an die Grenze, es geht vielleicht durch. Eine Maschine sagt aber, der Anzug ist zwei Millimeter über dem Erlaubten. Dann ist es eine andere Welt".

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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