Rätsel um "PCR"-Regel Kuusamo-Sturm verhilft Frenzel zum Sieg
Eine Kolumne von Eric Frenzel
Ein kleiner Vorweihnachtswunsch ist in Erfüllung gegangen – ja, ich hatte mir tatsächlich gewünscht, das Gelbe Trikot, das ich nach meiner Ankunft beim ersten offiziellen Training als Gesamt-Weltcupsieger der vergangenen Saison erhalten hatte, nicht gleich wieder nach dem ersten Wettkampf ausziehen zu müssen. Dafür hatte ich mich in der letzten Saison zu sehr abgemüht, um dieses nach Hause tragen zu können.
Langläuferin Denise Herrmann, meine Vereinskameradin aus Oberwiesenthal, der ich zu ihrem furiosen Saisonauftakt per SMS gratuliert hatte, schrieb doch prompt mit der Vorhersage zurück: "Du holst Dir mit dem PCR in Kuusamo gleich den ersten Sieg!"
PCR, PCR? – Irgendwie stand ich einen Augenblick neben mir. PCR? Hatte ich zu Hause in Oberwiesenthal irgendetwas an technischer Ausrüstung vergessen, was ich jetzt dabei haben sollte? War das der Name eines neuen Skiwachses? Hatte ich die bedeutungsträchtige Umbenennung eines Trainers, Funktionärs oder Skitechnikers nicht mitbekommen? Wenn mir ein PCR den Sieg beschaffen sollte, wäre es doch interessant zu wissen, was das ist, um zu schauen, ob ich ihn auch mit habe, diesen PCR?
Kuusamo-Sturm lässt Springen platzen
"Na, Eric, wie geht's, alles klar?" fragte eine vertraute Stimme zum Frühstück. "Ja, sicher, mit dem PCR wird doch alles gut, oder?" fragte ich zurück. "Ja" bekam ich zur Antwort "mit Deinem 'Pocket Jump' kannst Du doch zufrieden sein!" Pocket Jump, richtig – PCR war irgendeine Abkürzung für den Trainingssprung, der gewertet wird, falls ein Springen am Wettkampftag nicht denkbar ist. Was das Kürzel jetzt exakt bedeutete (provisional competition round), war mir immer noch verborgen, aber ich wusste nun, dass es die Umschreibung für den Pocket Jump war!
Wenig später wurde es draußen schnell zur Gewissheit, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Nordischen Kombination diese Ersatzsprungregel zum Tragen kam – der Kuusamo-Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung und ich konnte "einen guten Sprung aus der Tasche ziehen" – das Training war mit der viertbesten Weite sehr gut gelaufen.
Konkurrenz beißt sich die Zähne aus
Das Rennen ging mir gut von der Hand. Ich startete mit einem Rückstand von 1:12 Minuten und konzentrierte mich ganz auf mich und mein eigenes Tempo. Nach vorne konnte ich schneller als erwartet aufholen, nach hinten hielt ich die Verfolger auf Abstand. Ich bin schon an meine Leistungsgrenzen gegangen, so dass zum Ende des Rennens mein Vorsprung, den ich mir dann an der Spitze herausgearbeitet hatte, wieder zu schmelzen begann. Aber das Ziel kam für die Verfolger zu schnell. Überglücklich konnte ich den Vorsprung retten. Das Gelbe Trikot ist weiter bei mir, dank Glücksfee und PCR!