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Biathlon-Legende Uschi Disl: "Ich hoffe, dass Dahlmeier etwas tiefstapelt"


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Biathlon-Legende Disl über Dahlmeier
Auch wenn Laura nicht in Topform ist, ist bei der WM alles drin

MeinungEine Kolumne von Uschi Disl

Aktualisiert am 30.11.2018Lesedauer: 4 Min.
t-online.de-Kolumnistin Uschi Disl (l.) traut Laura Dahlmeier (M.) in der neuen Biathlon-Saison einiges zu.Vergrößern des Bildes
t-online.de-Kolumnistin Uschi Disl (l.) traut Laura Dahlmeier (M.) in der neuen Biathlon-Saison einiges zu. (Quelle: Schildkröt/Imago/Alnader/Springstrow/T-Online-bilder)
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Vor dem Saisonstart in Pokljuka rätselt ganz Biathlon-Deutschland über die Fitness von Superstar Laura Dahlmeier. t-online.de-Kolumnistin Uschi Disl hat dazu ihre ganz eigene Meinung.

Liebe Leserinnen und Leser von t-online.de,

am 2. Dezember geht es wieder los: Im slowenischen Pokljuka startet der Biathlon-Weltcup. Endlich! Ich freue mich bereits seit Wochen auf die neue Saison, die so viel Spannung wie lange nicht verspricht. Einige etablierte Athleten haben aufgehört – allen voran die Superstars Ole Einar Björndalen und Darja Domratschewa. Interessant wird sein, wer nun ganz vorne mitmischen wird.


Aus deutscher Sicht lautet die spannendste Frage natürlich: Wie fit ist Laura Dahlmeier? Nach einem Mountainbike-Unfall im Sommer, einer Weisheitszahn-OP und mehreren Infekten setzte sie wegen eines geschwächten Immunsystems zuletzt mehrere Wochen aus. Eine optimale Vorbereitung sieht natürlich anders aus.

Uschi Disl wurde zwischen 1990 und 2006 zu einer Institution im Biathlon-Weltcup. Mit zwei Gold-, vier Silber- und drei Bronzemedaillen gehört sie zu den erfolgreichsten deutschen Winterolympioniken. Heute wohnt sie mit ihrer Familie im schwedischen Mora, betreibt die dortige Vertretung des Skiwachs-Herstellers HWK und ist Botschafterin der Firma Viessmann.

Trotzdem hoffe ich, dass Laura etwas tiefstapelt – um den immensen Druck zumindest ein wenig rauszunehmen. Nach der Wahnsinns-Weltmeisterschaft 2017 mit fünf Titeln und zwei Olympia-Goldmedaillen im Februar in Pyeongchang, sind die Erwartungen riesig. Da ist es normal, dass Laura diese etwas dämpfen möchte.

Natürlich ist der Trainingsausfall nicht so leicht wegzustecken. Aber sie hat eine extrem gute konditionelle Basis und ist seit vielen Jahren im Weltcup dabei. Mit einem ordentlichen Aufbautraining wird Laura schon was zeigen – vielleicht nicht direkt zu Saisonbeginn, aber ganz sicher zur WM im März in Östersund. Und da ist für sie dann alles drin.

Die WM in Östersund ist quasi in der Nachbarschaft

Auf die WM freue ich mich persönlich ganz besonders, da Östersund nur etwa drei Autostunden von meinem Wohnort Mora entfernt ist. Das ist für schwedische Verhältnisse quasi in der Nachbarschaft. Wenn Laura gesund bleibt, traue ich ihr dort auf jeden Fall ein paar Medaillen zu. Und natürlich hoffe ich, dass zumindest eine goldene dabei ist und sie dadurch mit meinen acht WM-Titeln gleichzieht. Überholen darf sie mich natürlich auch sehr gerne.

In jedem Fall ist die WM das, was in dieser Saison hauptsächlich zählt. Um den Gesamtweltcup wird sich Laura aktuell keine großen Gedanken machen. Wenn alles normal gelaufen wäre, wäre sie natürlich die Top-Favoritin, weil sie einfach die kompletteste Athletin ist. Aber aktuell kann man darüber nur spekulieren. Ich glaube, dass sie selbst nicht genau weiß, wo sie leistungstechnisch steht. Doch auch wenn sie noch nicht in Topform ist, ist danach im Gesamtweltcup noch alles drin. Denn der Saisonanfang spielt noch nicht die ganz große Rolle. Da ist noch nichts verloren.

Für Denise Herrmann sind ein bis zwei Weltcupsiege drin

Zu ihren ärgsten Konkurrentinnen werden sicher Vorjahressiegerin Kaisa Mäkäräinen und Anastasiya Kuzmina gehören. Beide haben allerdings überlegt aufzuhören und sind mit Mitte 30 nicht mehr die Jüngsten. Vielleicht verzichten sie auf einige Rennen. Das könnte die Chance für Dorothea Wierer sein. Ich hoffe persönlich auch auf die Schwedin Hanna Öberg, die bei Olympia sensationell Einzel-Gold gewonnen hat und von der noch einiges zu erwarten ist.

Besonders gespannt bin ich auf Denise Herrmann. Als ehemalige Langläuferin ist sie ja immer noch ein bisschen Newcomerin im Biathlon. Da ist klar, dass die Schießleistungen noch nicht ganz stabil sind. Aber Denise hat auf jeden Fall Talent. Für sie sind ein bis zwei Weltcupsiege drin – und wenn sie gut schießt sogar noch viel mehr. Auch bei der WM traue ich Denise mindestens eine Medaille zu – wie übrigens auch den anderen Deutschen wie beispielsweise Franziska Preuß oder Franziska Hildebrand.

Der späte WM-Termin ist sehr gut für Arnd Peiffer

Anders als bei den Damen wird der Gesamtweltcupsieg bei den Herren eine klare Angelegenheit: Martin Fourcade und Johannes Thingnes Bö werden das wieder unter sich ausmachen. Die sind einfach zu gut – und dazu wie immer super vorbereitet. Auch wenn meine Kinder Riesen-Fans von Martin sind, würde ich es Johannes in dieser Saison gönnen. Martin hat dem Gesamtweltcup zuletzt siebenmal in Folge gewonnen und etwas Abwechslung tut ja auch mal ganz gut.

Außenseiterchancen hat für mich noch Anton Schipulin. Und natürlich muss man die Deutschen mit Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer im Blick haben. Arnd ist zu Saisonbeginn meistens noch nicht so stark, steigert sich dann aber im Laufe der Saison und ist am Ende in Topform. Deshalb ist der vergleichsweise späte WM-Termin im März sehr gut für ihn.


Die Leistungsdichte im deutsche Team ist insgesamt extrem hoch: Arnd, Erik Lesser, Benedikt Doll oder Simon Schempp – die werden auf jeden Fall vorne dabei sein und den einen oder anderen Weltcupsieg einfahren. Ich wage die Prognose, dass jeder von ihnen im Laufe der Weltcup-Saison mindestens einmal ganz oben auf dem Treppchen stehen wird. Und bei der WM hoffe ich auf jeden Fall, dass die Jungs eine Staffelmedaille machen – am besten natürlich Gold. Das wäre ihnen wirklich sehr zu gönnen.

Auf eine tolle Saison mit spannenden Rennen,

Ihre Uschi Disl

In der neuen t-online.de-Wintersport-Kolumne schreiben Größen aus Biathlon, Ski alpin, Bob, Rodeln oder Skispringen abwechselnd über ihre Sportarten.

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