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Biathlon-Weltmeister Benedikt Doll: Wollen Fourcade mehr ärgern


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Biathlon-Weltmeister Doll
"Haben uns vorgenommen, Fourcade und Bö mehr zu ärgern"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

29.11.2018Lesedauer: 5 Min.
Überzeugende Ergebnisse: Benedikt Doll wurde in der vergangenen Saison Neunter im Gesamtweltcup. Bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang gewann er zudem zwei Bronzemedaillen.Vergrößern des Bildes
Überzeugende Ergebnisse: Benedikt Doll wurde in der vergangenen Saison Neunter im Gesamtweltcup. Bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang gewann er zudem zwei Bronzemedaillen. (Quelle: umashov/NordicFocus)
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Neben seinem Sport hat Biathlon-Weltmeister Benedikt Doll eine große Leidenschaft: das Kochen. Vor der am Sonntag startenden Saison hat er noch schnell ein Kochbuch rausgebracht. Darin geht es natürlich auch um Sportliches.

Spätestens nach seinen olympischen Bronzemedaillen in Verfolgung und Staffel ist Benedikt Doll nicht nur den deutschen Biathlon-Fans ein Begriff. In der neuen Weltcup-Saison, die am Sonntag mit der Single-Mixed-Staffel (ab 12 Uhr im Liveticker von t-online.de) im slowenischen Pokljuka richtig startet, will er daran anknüpfen. Bevor es in die heiße Vorbereitungsphase dafür ging, hat er Anfang November allerdings noch ein Kochbuch veröffentlicht – was für einen Profi-Biathleten alles andere als alltäglich ist.

t-online.de: Herr Doll, Sie haben in diesem Monat "Doll’s Schwarzwaldlust – Das sportliche Genießerkochbuch" rausgebracht. Wie kam es dazu?

Benedikt Doll: Ich habe schon länger damit geliebäugelt. Mein Vater ist Küchenmeister und ich habe ihm von klein auf beim Kochen zugeschaut, bin also damit aufgewachsen. Deshalb koche ich heute selbst sehr gerne. Gute Ernährung ist mir als Sportler besonders wichtig. Und mit dem Buch möchte ich andere Leute dazu bringen, genauer darauf zu schauen, was sie essen. Da passte es gut, dass mein Vater in seiner Karriere sehr viele Rezepte entwickelt hat, die alle hervorragend schmecken und mal zu Papier gebracht werden mussten.

Wenn die neue Biathlon-Weltcupsaison ein Menü wäre, wie würde dieses aussehen?

Puh, das ist eine gute Frage (lacht). Vorne weg auf jeden Fall ein frischer Salat, weil man recht frisch in die Saison geht, also etwas Leichteres. Dann recht viele Vorspeisen und im Anschluss noch eine Suppe, weil man die als Unterlage für eine lange Saison immer gut gebrauchen kann. Der Hauptgang wäre dann die Weltmeisterschaft im März in Östersund – da wird es dann deftiger. Die Erwartungen sind hoch und man steht unter Druck. Ich habe beispielsweise den Sprint-Titel zu verteidigen. Das ist dann schon schwerere Kost: Vielleicht ein Rehragout mit Spätzle und Rotkraut. Reh natürlich, weil man schnell laufen muss.


Eine interessante Zusammenstellung. Werden wir etwas konkreter: Was sind Ihre genauen Ziele in diese Saison?

Meine Ziele haben sich im Vergleich zur Vorsaison nicht groß geändert: Ich möchte eine Medaille bei einem Großereignis, also der WM, gewinnen. Und das hat in den letzten Jahren immer gut geklappt (2017 Gold bei der WM; 2018 zweimal Bronze bei den Olympischen Spielen, Anm. d. Red.). Im Weltcup war es zuletzt leider etwas anders – mit allein vier vierten Plätzen in den Einzeldisziplinen in der Saison 2017/18. Das möchte ich auf jeden Fall verbessern und vor allem eine konstante Schießleistung bringen.

Wäre nicht mal wieder ein Weltcup-Sieg fällig?

Eigentlich schon, da der letzte im Februar 2017 war. Aber das hängt auch ein bisschen davon ab, was die anderen machen. Besonders Martin Fourcade und Johannes Thingnes Bö. Die waren in der vergangenen Saison total dominant. Wenn Martin und Johannes perfekte Rennen abliefern, ist es sehr schwer, sie zu schlagen. Aber: Neue Saison, neues Glück! Wir im deutschen Team haben uns vorgenommen, die beiden in dieser Saison mehr zu ärgern.

In der Vorsaison waren sie im Massenstart Gesamtdritter. Streben Sie dort nun nach der kleinen Kristallkugel, also Platz eins?

Das habe ich mir nicht als Ziel gesetzt, weil es extrem schwer planbar ist. Es kann im Laufe einer Saison einfach so viel passieren… Um ehrlich zu sein: Mich hat es selbst etwas gewundert, dass ich da zuletzt so weit vorne war. Viel wichtiger ist für mich der Gesamtweltcup. Da möchte ich nach Platz acht vor zwei Jahren und Platz neun zuletzt endlich in die Top 6. Dafür muss ich allerdings besonders am Schießstand noch stabiler werden.

Zu etwas ganz anderen. Biathlon wächst und wächst. Allein in Deutschland verfolgen Millionen Menschen die Rennen im TV. Ihre Kollegen Arnd Peiffer und Erik Lesser haben vor kurzem in einem Interview mit dem Deutschlandfunk allerdings gesagt, dass nur etwa 15 bis 20 Spitzenathleten gut vom Biathlon leben könnten. Woran liegt das?

Die deutschen Biathleten können ganz sicher gut davon leben. Unter anderem, weil viele – ich übrigens auch – in der Sportfördergruppe bei der Bundeswehr sind. Bei Österreichern oder Franzosen ist das ähnlich. Aber bei anderen Nationen, in denen es keine Behörden gibt, die den Sport fördern, wird es schon eng. Eine Saison ausschließlich über Sponsoren zu finanzieren, geht so richtig eigentlich nur in Skandinavien und Deutschland.

Wann hatten Sie denn Ihren ersten größeren Sponsor?

Das war als ich in den IBU-Cup, eine Stufe unter dem Weltcup, gegangen bin. Da müsste ich etwa 20 oder 21 Jahre alte gewesen sein.

Ist der Weg zum Profi ohne die Sportförderung überhaupt möglich?

Das hängt sehr stark vom Engagement der Eltern ab, weil Biathlon schon in jungen Jahren sehr material- und zeitintensiv ist. Wenn man es erst einmal in den Weltcup geschafft hat, kommt man ohne Förderung über die Runden. Aber als Nachwuchssportler ist es schon schwierig, sein Leben ohne die Förderung zu finanzieren. Weil man da auch kaum Sponsoren bekommt – oder zumindest nicht in einem Maß, in dem man davon leben kann.


Apropos "davon leben können": Denken Sie eigentlich schon an die Zeit nach der Karriere?

Natürlich. Für mich ist jetzt schon klar, dass ich auf keinen Fall hauptberuflicher Trainer werden möchte. Und Soldat auf Lebenszeit kommt auch nicht in Frage. Aktuell studiere ich nebenbei Wirtschaftsingenieurwesen und hoffe, im nächsten Jahr mit dem Bachelor abzuschließen. In diesem Sommer habe ich mein praktisches Semester in einem Elektronikunternehmen absolviert. Das war sehr interessant und das Themengebiet reizt mich. Kurz gesagt: Ich möchte schon nochmal in die Marktwirtschaft. Acht Stunden am Schreibtisch zu sitzen, ist für einen Profi-Biathleten zwar erst einmal gewöhnungsbedürftig, aber TV-Experte oder sowas ist nichts für mich.

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Zum Abschluss noch einmal zum Kulinarischen. Bei den Olympischen Spielen haben Sie nach den beiden Bronzemedaillen im deutschen Haus das traditionelle koreanische Gericht Bibimbap gekocht. Was würden Sie dem Team nach WM-Gold in Östersund kredenzen?

Ganz sicher nichts Schwedisches, weil wir ja insgesamt über zwei Wochen da oben sind. Das reicht dann auch mal (lacht). Vielleicht einfach Käse-Spätzle. Damit können sich die meisten bei uns im Team anfreunden.

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