Als erstes Tennisturnier Wimbledon schließt russische und belarussische Profis aus – ATP und WTA reagieren
Seit der russischen Invasion in der Ukraine sind die Nationen Russland und Weißrussland von der Sportwelt geächtet. Nun werden deren Tennisspieler von Wimbledon ausgeschlossen. Darunter ist auch der Weltranglistenzweite.
Beim Rasenklassiker in Wimbledon sollen in diesem Jahr nach übereinstimmenden Medienberichten keine Tennisprofis aus Russland und Belarus zugelassen werden. Die Veranstalter reagieren damit auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, wie unter anderem die "New York Times" und die "Times" am Mittwoch berichteten. Sie beriefen sich auf Quellen im Umfeld der Veranstalter des wichtigsten aller vier Grand-Slam-Turniere.
Den "Times"-Informationen zufolge halten die Wimbledon-Organisatoren nach wochenlangen Gesprächen mit der britischen Regierung einen Ausschluss von Profis aus den allgemein als Aggressoren geltenden Nachbarländern Russland und Belarus für die praktikabelste Lösung. Der Kreml bezeichnete einen möglichen Ausschluss Aktiver aus Russland als "inakzeptabel".
Ein solcher würde zum Beispiel den Weltranglistenzweiten Daniil Medwedew aus Russland, die zweimalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin Victoria Asarenka aus Belarus sowie die letztjährige Halbfinalistin Aryna Sabalenka treffen.
ATP kritisiert Vorgehen als "unfair"
Die Spielervereinigung ATP hat den Ausschluss derweil scharf kritisiert. Die Entscheidung sei "unfair" und habe "das Potenzial, einen schädlichen Präzedenzfall zu schaffen", teilte die für Herrenturniere zuständige Organisation mit.
Die ATP positionierte sich deutlich. "Eine Diskriminierung auf Grundlage einer Nationalität bedeutet eine Verletzung unserer Übereinkunft mit Wimbledon, wonach die Teilnahme von Spielern einzig auf der ATP-Rangliste fußt", teilte die Spielervereinigung mit.
Die ATP betonte zudem, dass Spieler aus Russland und Belarus weiterhin unter neutraler Flagge an Turnieren teilnehmen dürfen. "Bisher wurde diese Position auch vom gesamten Profitennis geteilt", hieß es in dem Statement. Die ATP verurteile die russische Invasion indes "aufs Schärfste" und stehe "solidarisch an der Seite der Millionen unschuldigen Menschen, die von dem Krieg betroffen sind."
WTA prüft mögliche Maßnahmen
Auch die Damen-Organisation WTA kritisierte die Entscheidung. "Die WTA hat immer wieder betont, dass einzelne Sportlerinnen und Sportler nicht aufgrund ihrer Herkunft oder aufgrund von Entscheidungen der Regierungen ihrer Länder bestraft oder an der Teilnahme gehindert werden dürfen", hieß es in einer Stellungnahme. Die WTA werde Schritte und mögliche Maßnahmen gegen diese Entscheidung prüfen.
Das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres findet vom 27. Juni bis 10. Juli statt. Wimbledon wäre das erste Event, das Tennisprofis wegen der russischen Invasion in die Ukraine ausschließt. Von den Organisatoren gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Berichten.
Die angestrebte Ausschlussregelung könnte sich demnach womöglich auf alle englischen Rasenturniere der ATP- und WTA-Tour zur Vorbereitung auf Wimbledon erstrecken. Bei den French Open im Mai in Paris ist für Profis aus Russland und Belarus strikte Neutralität Voraussetzung für eine Teilnahme am zweiten Grand-Slam-Turnier der Saison.
- Nachrichtenagenturen dpa und SID