Drama um Mitfavoriten Tour-Aus: Star-Fahrer gibt auf
Er hat noch verzweifelt gegen das Aus gekämpft, am Ende aber hatte Primoz Roglic keine andere Wahl mehr: Der Vorjahreszweite ist bei der Frankreichrundfahrt ausgestiegen – und erklärt emotional, warum.
Primoz Roglic hat seiner Tour der Leiden ein Ende gesetzt: Der Vorjahreszweite und Mitfavorit auf den Sieg in Paris gab den verzweifelten Kampf gegen das Aus bei der 108. Frankreich-Rundfahrt auf und stieg gezeichnet von seinen Sturzfolgen am Sonntag in den Alpen aus. Ob der 31-Jährige seinen Traum vom Tour-Sieg jemals erfüllen kann, ist fraglicher denn je. Auch für den schwer geschlagenen Ex-Champion Geraint Thomas könnte es die letzte Chance gewesen sein.
"Wir haben diese Entscheidung zusammen getroffen", sagte Roglic: "Es ergibt keinen Sinn, so weiterzumachen. Für mich ist es jetzt an der Zeit, mich zu erholen und auf neue Ziele zu konzentrieren. Ich bin sehr enttäuscht, aber ich muss es so akzeptieren."
Schlüsselmoment in der 3. Etappe
Das Ende hatte sich seit Tagen abgezeichnet und war seit Samstag eigentlich unausweichlich. Als 175. war Roglic ins Ziel der ersten Alpenetappe in Le Grand-Bornand gerollt, 35:01 Minuten hinter Tagessieger Dylan Teuns. Im Klassement lag er knapp 40 Minuten hinter seinem großen Rivalen Tadej Pogacar.
Schuld an der misslichen Lage ist ein Sturz im hektischen Finale der dritten Etappe. Der ehemalige Skisprung-Juniorenweltmeister kam auf einer Schotterpiste schwer zu Fall. Übersät von Schürfwunden und dick bandagiert nahm er die nächsten Etappen in Angriff.
Der Wille war da. Der siebte Platz im Zeitfahren der fünften Etappe machte Hoffnung. Dann wehrte sich sein Körper. Es sei wieder schlimmer geworden, so Roglic, "so kann ich kein Rennen fahren. Es ist die richtige Entscheidung." Für Roglic endet das Rennen um das Gelbe Trikot erneut mit einer Enttäuschung. Im Vorjahr sah er lange wie der sichere Sieger aus, ehe ihm sein slowenischer Landsmann Pogacar im Zeitfahren der vorletzten Etappe den Gesamtsieg entriss.
Roglics Zukunft ist fraglich
Der Traum vom Tour-Sieg zerschlug sich nun womöglich endgültig. Ob Roglic beim Top-Team Jumbo-Visma noch eine Chance erhält, darf bezweifelt werden. Roglic wird nicht jünger, ist neun Jahre älter als Branchenführer Pogacar, das Vertrauen der Verantwortlichen belohnte er erneut nicht mit dem Tour-Triumph.
Ersatzkapitäne stehen in der niederländischen Equipe schon bereit. Sepp Kuss (USA) dürfte bald Ansprüche auf eine Führungsrolle erheben, Wout Van Aert (Belgien/beide 26) seine eigenen Ambitionen nicht noch einmal unterordnen. Jonas Vingegaard (Dänemark/24) könnte noch bei der Tour 2021 auf das Podium fahren.
Dieses dürfte in Zukunft auch für Geraint Thomas nur noch schwer zu erreichen sein. Der britische Tour-Champion von 2018 war neben Roglic der größte Herausforderer Pogacars, der am Samstag die Gesamtführung übernahm. Auch Thomas stürzte auf der dritten Etappe und erholte sich davon nicht.
"Es ist hart, hart für den Kopf. Ich habe eine Menge geopfert, aber da muss ich jetzt durch", sagte der Ineos-Kapitän, der am Samstag das Ziel an Roglics Seite erreichte. Seine Tour der Leiden setzte der 35-Jährige aber fort. Die Zukunft bei seinem Team liegt allerdings ohnehin bei Egan Bernal (24), dem Sieger von 2019.
- Nachrichtenagentur SID